FYI.

This story is over 5 years old.

Das war 2014

Mein Musikjahr 2014: Tori

Noisey-Autoren blicken auf das Musikjahr 2014 zurück. Wir starten mit Tori Reichel.

Das Musikjahr 2014 hat für mich hauptsächlich eines bedeutet: warten. Der Mensch verbringt ja einen ziemlich großen Teil seines Lebens damit, auf irgendwelche mehr oder weniger sinnvollen Dinge zu warten, aber die Tatsache, dass uns 2014 permanent versprochen wurde, dass die grandiosesten Musiker Alben rausbringen würden, und diese Alben dann immer wieder skrupellos in die Zukunft verschoben wurden, hat mich dieses Jahr beinahe in den Wahnsinn getrieben.

Anzeige

Wie oft wurde uns in diesem Jahr etwa versprochen, dass diese neue Frank Ocean-LP endlich kommen würde, die angeblich schon im Frühjahr so gut fertig war? Von Kendrick Lamars neuer Platte ganz zu schweigen. Hey, warum hat mir der Nachfolger von Chance The Rappers Acid Rap nicht den Sommer meines Lebens beschert? Und am schlimmsten: Kommt dieses unsägliche Kanye West-Album, von dem man schon die absurdesten Mythen und Geschichten gehört hat, irgendwann tatsächlich raus, so dass man sich als Yeezy Fan nicht immer nur für Blödsinn, den er sonst so macht rechtfertigen muss, sondern endlich wieder die Musik sprechen lassen kann?

Ich weiß es nicht. Jedenfalls wurde 2014 so zum Jahr, indem ich beinahe den Glauben in das Format Album verloren hätte, viel zu selten LPs in voller Länge durchgehört habe, mich stattdessen etwas unzivilisiert durch einen Einzelsong- und Remix-Urwald auf Soundcloud und Youtube gestreamt habe, und so jedes verdammte Monat viel zu früh das Datenvolumen auf meinem Handy verbraucht habe (Memo an mich selbst: Brauche einen besseren Mobilfunktarif).

Rückblickend hätte ich mich wohl gar nicht oft über die Warterei auf die Alben von ein paar großen Helden ärgern sollen, sondern mich viel öfter über die neuen und innovativen Künstler freuen, die zwar nicht ganz so offensichtlich aus der Erdboden geschossen kamen, wie in anderen Jahren, aber bei genauem Hinsehen doch ziemlich grandios waren. Und zwar überall auf der großen weiten Welt, aber dieses Jahr auch oft in Österreich.

Anzeige

Da die meisten Leute klassische Jahresendlisten ja mittlerweile lame und stinkig finden, ich euch aber trotzdem so gerne zeigen will, was ich dieses Jahr super gefunden habe, habe ich hier einen viel zu kleinen und sehr, sehr subjektiven Auszug aus meinen Lieblingsmenschen, Songs und Videos von 2014 zusammengestellt, der hoffentlich gar nicht so sehr wie eine echte Jahresendliste aussieht:

Ein Wiener Schulbub mit Flattop wird zum dopesten Producer des Landes

Wie großartig das mit der österreichischen Musik heuer werden sollte, wurde mir wahrscheinlich mit diesem Remix hier zum ersten mal bewusst. Dieser absurd junge, aber übertrieben coole Schüler namens salute ist im Laufe des Jahres mehr und mehr zu einem österreichischen Aushängeschild im Producer-Dschungel geworden. Im Sommer durfte ich dem Burschen dann Salzburg zeigen, und im Nachhinein miterleben, wie er beim Stuck Festival alles und jeden in Grund uns Boden spielte und meine Heimatstadt komplett zum ausrasten brachte.

Drake bastelt sich ein grandioses Label zusammen

Glaubt mir, es fällt mir nicht ganz leicht, einen Drake-freien Jahresrückblick zu schreiben. Ich probiere aber zumindest keinen Song von ihm einzubauen und konzentriere mich stattdessen auf Leute von seinem Label, OVO-Sound, an dem es 2014 zurecht keinen Weg vorbei gab. Das liegt an solchen Hits wie "Tuesday", aber auch Künstlern wie Majid Jordan.

Spooky Black wird zum traurigsten Sadboy of all time

Anzeige

Ja, 2014 war das Jahr der Sadboys, und ja ich weiß, eigentlich sehen ja alle Sadboys ziemlich sad aus, aber Spooky Black ist für mich die Krönung von ihnen allen. Leider habe ich mich auch dieses Jahr noch nicht überwinden können, solche Headgears wieder zu tragen, aber Spooky Black hätte mich fast dazu gebracht. Und VHS-Musikvideos sind 2014 anscheinend auch wieder cool, so weit sind wir schon mit diesem Retro-Dings.

Olympique bringen mich mit ihrem Hype in Gefahr

Eine Lektion, die ich 2014 dank Olympique gelernt habe: Lass dir bei einem Interview niemals Monate vor dem Release das fertige Album einer gehypten Band in Hand drücken. Wenn die Menschen herausfinden dass du es besitzt, werden sie mit allen Mitteln versuchen, an dieses Album zu kommen. Da werden selbst Freunde zu Erpressern. Ich bin froh, dass Crystal Palace mittlerweile (unter ordentlichem Jubel) veröffentlich wurde.

Young Thug taucht aus dem Nichts auf, rappt/quiescht Texte, die niemand versteht, alle sind trotzdem begeistert

In jeden ordentlichen Jahresrückblick muss ein Track angeschnitten werden, der eigentlich schon im Jahr davor erschienen ist, und über den sich die Leute, die sich wirklich auskennen, deshalb ordentlich aufregen können. Aber wie die meisten Leute habe ich diese seltsame Gestalt namens Young Thug erst Anfang dieses Jahres entdeckt. Ich verstehe nach all den Monaten so gut wie gar nichts vom Songtext, aber freue mich jedes Mal, wenn ich bei der dritten Strophe „HANDALE, HANDALE, HANDALE!“ mitrufen kann.

Anzeige

Nabil dreht weiterhin die unglaublichsten Musikvideos

Da sein Lieblingspartner Frank Ocean nicht wirklich mit neuer Musik daherkommen wollte, hat Musikvideo-Regisseur Nabil 2014 einfach für ganz viele andere Musiker Musikvideos der Extraklasse gemacht. Das „Two-Weeks“-Video von FKA Twigs ist da unbedingt zu nennen. Aber auch das Filmchen zur Lead Single des neuen Alt-J Albums, das irgendwie ziemlich an die Hunger Games-Filme erinnert, zeitweise ziemlich grauslig, aber letztendlich einfach nur gut ist.

Wandl wird zum österreichischen Posterboy

Gegen Ende des Jahres hab ich dann eine Obsession für die Musik von diesem St.Pöltner Burschen namens Wandl entwickelt. Ich habe ihn deshalb in seinem Schlafzimmer-Studio besucht, und finde ihn seither noch cooler. Bei seiner Show im Brut an diesem Wochenende (bei der er auch Spooky Black gecovert hat) haben mir übrigens sämtliche Frauen rundherum euphorisch erklärt, wie schnucklig und sexy sie ihn finden. Jetzt haben wir in der elektronischen Musik in Österreich also tatsächlich einen waschechten Posterboy, und einen richtig talentierten noch dazu. Wie gut ist das denn.

Die Basement Jaxx lassen uns auf eine Zukunft hoffen, in der jeder seinen eigenen Twerk-Roboter zuhause hat

Zugegeben: Keine Ahnung, ob das eine wirklich erstrebenswerte Zukunft wäre. Trotzdem ist das hier für mich 2014 das superste Musikvideo, das nicht von Nabil produziert wurde.

Anzeige

Ty Dolla $ign und vor allem The Weeknd machen den besten aber vor allem versautesten Ohrwurm überhaupt

Etwa 53% aller großen Rap Hits wurden 2014 von DJ Mustard produziert (die anderen 47% von

Mike Will Made It

). Mein Lieblings-Hit davon ist vermutlich „Or Nah“. Vielleicht, weil der Song dieses Bettquietsch-Geräusch als musikalisches Stilmitteln endgültig im Mainstream etabliert hat. Ich frage mich aber nach wie vor, wie man es zusammenbringt, so einen hochgradig versauten Text mit so einer knabenhaft, unschuldigen Stimme vorzutragen wie The Weeknd.

D'Angelo kehrt zurück

Hey, ich glaube, ich habe meinen Glauben an gute Alben doch wieder gefunden, denn genau heute ist aus dem nichts eine Comeback-Platte erschienen, auf die ich —wie der Rest der Welt—schon gefühlte huntert Jahre gewartet haben. Und weil ich die ganze Zeit schreiben musste, komm ich jetzt erst dazu, sie mir in Ruhe anzuhören. Auch euch viel Spaß damit, wir lesen uns hoffentlich 2015 wieder.

Tori ist der Posterboy von Noisey. Er ist auf Twitter: @TorisNest

**

Folgt Noisey bei Facebook und Twitter.