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Wir teilten eine Dekade—Dorian Concept, JazzWerkstatt & Co im Brut

Am Samstagabend war Wien im Brut ganz bei sich.

Alle Fotos: Thomas Unterberger/www.oneshot.at

Über Jahre hinweg hat man die Affine-Acts als den „Sound von Wien“ beschrieben. Das war natürlich immer nur so halb fair—es gibt und gab immer genug anderes. 2014 hat sich das sowieso ein wenig geändert. Als der Musikexpress vor ein paar Tagen Wien als wichtigste deutschsprachige Popstadt bezeichnete, ging es eher um Bands wie Wanda, Bilderbuch oder Ja, Panik. Letztere leben bekanntermaßen seit einiger Zeit in Berlin.

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Und trotzdem war am Samstagabend Wien ganz bei sich selbst. Quasi als Gegenstück zum Konzert von Nino und Wanda ein paar Tage zuvor feierten die Wiener Szene nicht nur die Jazzwerkstatt, Dorian Concept, Cid Rim und Wandl, sondern eben auch ein bisschen sich selbst und diese Stadt. Es lag ein Vibe in der Luft. Man hat diese Stadt und die zurückliegende Dekade ja irgendwie auch gemeinsam geformt. Und baut gemeinsam an der nächsten.

Tatsächlicher Anlass war das zehnjährige Bestehen der JazzWerkstatt Wien und Dorian Concept. Letzterer spielte sein erstes „richtiges“ Konzert heuer, und demensprechend rissen sich die Leute schon Wochen vorher um die Tickets. Ja, Wien ist immer ein Dorf, aber selten sah man an einem Abend so viele bekannte Gesichter wie im brut. Es war voll, aber irgendwie ging es auch—die Veranstalter hatten nicht überbucht, und demensprechend hatte man nicht ständig einen Ellbogen im Magen oder die Locken der Frau vor einem im Gesicht.

Es war natürlich zum einen eine Rückschau, und dementsprechend selbstreferentiell: Die JazzWerkstatt—in der Besetzung Clemens Wenger, Daniel Riegler, Peter Rom, Clemens Salesny, Manu Mayr, Leo Riegler und Sixtus Preiss—spielte zuerst Dorian Concept Songs aus den zurückliegenden Jahren. Live. Oliver Johnson aka Dorian groovte im Publikum mit und hüpfte gelegentlich auf die Bühne, um bei einem Song mitzuspielen und glücklich ins Publikum zu grinsen. Beim Finale standen die Musiker mit Klarinetten und Blockflöten vorne um ein Mikro zusammen. Großes Kino.

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Wandl war danach fast die größte Überraschung des Abends: Das war wirklich kein Vergleich zu den leicht holprigen, ersten Live-Gehversuchen vor einem Jahr. Keine andere Liga, fast eine andere Sportart. Eine wirklich erwachsene, kräftige Live-Show mit Gesang, passenden Visuals und einem Artist, der eine enorme Bühnenpräsenz mitbrachte und eigentlich gar nicht mehr von der Bühne wollte.

Wobei er halt in Sachen Bühnepräsenz gegenüber Clemens Bacher aka Cid Rim trotzdem abstinkt. Der Mann mit dem Schnurrbart sprang herum, ging in die Hocke, hämmerte auf sein Equipment, krümmte sich und reckte die Arme in die Luft, als würde er Hardwell vom Thron der DJ Mag Top 100 stoßen wollen. Die Menschen schrien herum, feierten die Hits wie den „You're Not The One“-Remix, gingen aber sogar recht gut zu den vielen neuen Tracks ab, die gespielt wurden. Trotzdem: Hits bleiben Hits. Am Ende musste Cid Rim nochmal auf die Bühne kommen, um als Zugabe den „Recover“-Remix zu spielen.

Dann war es endlich soweit. Dorian Concept betrat die Bühne, um das erste Mal seine komplette neue Live-Show mit Cid Rim (der an diesem Abend eine Doppelrolle einnahm) und The cloniOUs zu spielen. Und da zeigte sich die Besonderheit solcher Gigs: Sie haben die seltsame Eigenschaft, gleichzeitig groß und intim sein zu können. Ein magischer Moment, ein magischer Abend, der zeigte, was in dieser Stadt, in diesem Land möglich war und auch weiterhin möglich ist. Eine Dekade ist vorbei. Die nächste kann kommen.

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