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Zwei 18-Jährige zerlegen A$AP Rockys neues Album in seine Einzelteile

Scheinbar ist A$AP Rockys Kernzielgruppe nicht so begeistert von seiner neuen Liebe zu künstlerischen Details und psychedelischen Drogen.

A$AP Rockys neues Album At.Long.Last.A$AP ist ein experimentelles, düsteres Werk, entsprungen aus den tiefsten Wirrungen von Rockys Drogen-umnebeltem Hirn. Der Rapper aus Harlem scheint sich niemandem mehr beweisen zu müssen und zeigt sich von seiner selbstbewussten Seite. Die Rap Posse Cuts und Skrillex-Cameos seines Debütalbums sind Geschichte und an ihre Stelle sind Kollaborationen mit Rod Stewart, dem Londoner Straßenmusiker Joe Fox und einer Hälfte von Gnarls Barkley getreten. Das Ergebnis ist ein Album, das sich durch seine Leftfield-Samples und Kollaborationen, sowie Rockys erfolgreiches Harmonieren mit schlüpfrigen Gitarrenmelodien und eigenständigen und durchdachten Raps auszeichnet. Für jemanden, der bekannt dafür ist, sehr viel Wert auf sein Image zu legen, kann diese absichtlich eigensinnige Richtung viele Rocky-Fans schon ziemlich verwirren. Um herauszufinden, wie verwirrt genau die Fans sind, haben wir uns mit zwei 18-Jährigen unterhalten.

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Pope und L.A. sind zwei Jungs aus Downtown Toronto, denen Rockys neue Richtung auf At.Long.Last.A$AP nicht wirklich gefällt. Obwohl beide den Eindruck machen, dass sie vor nicht allzu langer Zeit noch von ihren Eltern mit Taschengeld versorgt wurden, tauchen sie zu unserem Treffen in teuren Markenklamotten auf. Sie waren gerade erst 14, als Rocky zum ersten Mal Musik veröffentlicht hat. Dementsprechend sind sie mit dem Rapper als eine ihrer kulturellen Hauptfiguren aufgewachsen. Sie mögen „M’$“ und „LPFJ2“, aber hassen „L$D“. Da seine Kernzielgruppe nicht so begeistert von seiner neuen Liebe zum künstlerischen Detail zu sein scheint, kann man sich schon fragen, was seine größten Fans sich jetzt denken? „Ich finde, das Album trifft eine Menge Punkte, die die Jugendlichen verstehen müssen“, sagt Pope, „aber als Fan und jemand, der einen A$AP Rocky-Rap hören will, ist es einfach Müll.“


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Rockys drittes Album ist ein Werk voller Avantgardeklänge, gespickt mit Texten, die von dem Gefühl triefen, das einen überkommt, wenn man jeden Mentor verloren hat, den man je hatte. Für Pope und L.A. sind aber nur, „30 bis 40 Prozent der Songs auf diesem Album“ Songs, die sie sich wirklich anhören würden. „Als ich hörte, dass Rocky ein neues Projekt raushaut, dachte ich, dass ich 100 Prozent des Albums gut finden würde—von ein oder zwei schwachen Nummern mal abgesehen. Ich wusste, dass irgendetwas schief läuft, als ich „L$D“ gehört habe.“ Um herauszufinden, was coole, hippe und gutgekleidete Teenager über ihren (potenziell eher ehemalig) liebsten Rapper denken, haben wir sie zu jedem einzelnen Song auf dem Tape befragt.

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„Holy Ghost“

Das bringt mich nicht auf Touren. Ich sitze hier nur und warte. Er stellt sich selber auf ein Podest und mir gefällt sein Flow, aber er geht einfach nicht genug ab. Ich könnte und würde das nicht einfach alleine über Kopfhörer hören. Es ist einfach langweilig. Es ist, als hätte King Krule die künstlerische Leitung zu diesem Song gehabt.

„Canal St.“

Das erinnert mich an „Purple Swag“ oder einen seiner frühen Tracks. Es ist nur dunklerer, sehr düster. Er liefert dir hier die wahre, düstere Realität von dem ganzen Scheiß. Der Song ist voll mit Metaphern. Es klingt aber wie Ab Soul. Es ist nichts Neues. Den gleichen Scheiß haben schon Leute vor ihm gemacht. Er versucht einfach nur, seinen Fuß in die Tür zu bekommen. Er splittet echte Tatsachen auf metaphorische Weise, aber es ist einfach nicht spannend für mich. Er labert über seinen Alltag und warum er so dark ist. Mich interessiert der ganze Scheiß nicht.

„Fine Whine“

Überleg mal, dass das hier die ersten drei Tracks des Albums sind. Ich hätte spätestens jetzt ausgemacht, wenn du mich nicht zwingen würdest, mir das anzuhören. Das klingt wie dieser Yeezus-Scheiß. Ich höre mir noch nicht einmal Future an, mit dem hier kann ich also nichts anfangen. Das ist aber bis jetzt der beste Track und auf MIA komme ich eigentlich gar nicht klar.

„L$D“

[atmet tief durch] Er hört sich einfach an wie mein Kumpel, wenn er zu sehr versucht, eine Süße mit seinem Gesang zu beeindrucken. Um das Thema des Songs überhaupt zu verstehen, musst du deine Gedanken schon sehr weit wandern lassen. Ich will, dass Rocky direkter ist. Wenn das hier als Rap veröffentlicht worden wäre, dann wäre ich so richtig verwirrt. Und ich bin jetzt schon verwirrt. Ich bin mir nicht sicher, ob er versucht, ein Texter-Genie oder Kanye zu sein. Ich schätze, er schaut auf Kanyes Fußstapfen und versucht herauszufinden, wohin sie ihn führen können.

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„Excuse Me“

OK, der Scheiß hier ist geil. Er rappt wieder. Er hat Flow, die Melodie ist nicht zu viel, man verliert sich nicht zu sehr darin. Er trifft die richtigen Stellen, es hat ein Theme. Er versucht immer noch, zu experimentieren, und er spielt mit Gesangseffekten rum, aber es funktioniert. In diesem Song hat das Herumexperimentieren funktioniert. Gehe den Weg, den du eingeschlagen hast. Außer du willst abbiegen. In dem Fall bleibst du lieber weiter auf dem Weg.

„JD“

Der könnte ordentlich zünden. Ich merke, dass er hier auf irgendetwas aus ist, das funktionieren könnte. Um ehrlich zu sein, diese 1 Minute und 45 Sekunden scheißen auf den ganzen Rest des Albums. Ich habe keine Ahnung, was er hier eigentlich versucht. Vielleicht will er langsam loslegen und stark enden?

„LPFJ2“

Ich liebe diesen Song. Der Beat ist super und seine Art, wie er den Beat attackiert, ist super. Das erinnert mich mehr an das erste Album. Es passt auch zu dem, was ich eigentlich von Rocky erwarte. Dieser Song lässt mich morgens um 1 Uhr aufstehen, freshe Klamotten anziehen, rausgehen und alle kleinen Gauner abziehen wollen.

„Electric Body“

Das erinnert mich an „Hands On The Wheel“, aber noch einen Schritt weiter. Bei „Hands on the Wheel“ hatte er noch diese Freshman-Mentalität. Das hier ist die erwachsenere Version. Selbst Schoolboy Q’s Verse ist gedämpfter und erwachsener—nicht nur dieser „yawk yawk yawk“-Shit. Hier geht’s ständig nach oben. Ich würde sagen, viele Künstler packen die besten Songs in den vorderen Teil des Albums und hier haben sie das einmal auf den Kopf gestellt. Die zweit Hälfte des Albums ist aber vielleicht auch Müll, ich bin mir nicht sicher.

„Jukebox Joints“

Er rappt. Endlich rappt er. Er verfolgt nicht die gleiche Formel, die er in den ersten paar Songs verfolgt hat. Er muss doch einfach nur einen kompletten Track durchspitten wie hier. Das ist geil. Ich komme mit diesem Switch-Up-Scheiß aber nicht klar. Ich mag es nicht, wenn die BPM wechselt, wenn man voll im Vibe ist. Kanye Wests Gesang klingt einfach nur beschissen, aber alle andere meinen, dass er gut klingt. Ich glaube, dass Rocky davon inspiriert wurde. Ich weiß nicht, warum er meint, diesen Switch-Up machen zu müssen. Mir gefällt Kanyes letzte Line, aber singt er da, dass Schwarze kein Selbstbewusstsein haben? Der ganze Kram in Baltimore wäre doch nicht passiert, wenn wir kein Selbstbewusstsein hätten. Das, was Kanye sagt, ist bescheuert, aber auf dem Track hört es sich gut an.

„Max B“

Das ist ein deeper Track. Er redet von einer Menge Zeug, zu dem ich überhaupt keinen Bezug habe, aber man kann das alles nehmen und auf andere Aspekte in meinem Leben anwenden. Den würde ich auch öfter anmachen. Man kann in dem Track richtig Harlem hören. Diese Jingles im Hintergrund? Da will ich am liebsten den Harlem Shake machen. Der Song gibt mir die Hoffnung, dass Rocky jetzt nicht nur noch Kunst machen will.

„Pharsyde“

Das ist wieder Müll. Der Song fühlt sich außerdem viel zu lang an. Das Ende hätte man ordentlich kürzen können. Er will wahrscheinlich, dass man sich die Beats und den ganzen Scheiß so richtig anhört, aber dafür höre ich nicht A$AP Rocky. Ich will Bars, Alter! Müssen wir uns den wirklich bis zum Ende anhören?

„Wavybone“

Der Track könnte richtig geil sein, wenn er nur einen anderen Beat hätte. Juicy J hat das produziert? Er hat keine Ahnung von dem, was er macht. Er produziert einfach alle berühmten Sachen. A$AP Rocky hat den Southern Sound wieder aufgemotzt und global gemacht. Ihn jetzt zurück zu seinen Wurzeln zu bringen, ergibt einfach keinen Sinn. Der hat doch schon die Früchte geerntet. Was will man noch mit den Wurzeln, wenn man die Frucht haben kann?

„West Side Highway“

Das klingt wie ein Frank Ocean Song featuring A$AP Rocky. Der bleibt einfach nicht hängen. Ich werde den Song wieder vergessen haben, sobald er vorbei ist. 75 Prozent von diesem Album sind einfach super schnell wieder vergessen und der Song hier ist einfach Müll.

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„Better Things“

Diese Art von ihm zu singen, bei der er einfach etwas softer klingt, aber immer noch rappt, das könnte wirklich durchstarten. Er versucht gar nicht wirklich, zu singen: Er klingt einfach wie ein Engel. Das ist tausendmal besser, als wenn er wirklich singt.

„M’$“

Wayne ist hier am Start!?! Das haut das Album wieder raus. Ich werde mir den Track sofort runterladen. Wayne geht einfach ab. Rocky muss sich mal von Wayne einen Ratschlag oder so geben lassen, wie man rappt. Das hier ist der Scheiß, zu dem du mit dem Kopf nickst und eine Fresse ziehst, als hätte jemand einen fahren lassen, und dann schaust du zu deinen Kumpels rüber mit diesem „Aaalter?!“-Blick. Ich brauche den Track! Den besorge ich mir sofort, wenn ich zu Hause bin.

„Dreams (Interlude)“

Mir gefällt das Theme, die Richung und das, worüber er hier spricht, aber er hat seine Delivery geändert. Vielleicht muss ich mich einfach daran gewöhnen, aber jetzt gerade gefällt mir das nicht so.


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„Everyday“

[Anmerkung der Redaktion: Wir zeigen den Jungs zum ersten Mal in ihrem Leben ein Bild von Rod Stewart] Also ich finde es schon gut, dass er hier Grenzen einreißt. Er arbeitet mit diesem 70-jährigen Weißen zusammen, um einen Song zu machen, zu dem auch die junge Generation abgehen kann. Dafür gibt es auf jeden Fall einen fetten Daumen nach oben. Jetzt, wo ich mir den Song gerade anhöre, muss ich ihm auf jeden Fall zustimmen. Welche Formel er auch immer hier verwendet hat, er hätte sie auch auf den Rest des Albums anwenden sollen. Er singt darauf nicht, aber es ist ein Vocal-Track. Geht klar!

„Back Home“

Super Song. Ich mag das Tribute an Yams. Die Beat-Auswahl hätte besser sein können, aber der geht voll klar! Die Richtung des Albums war insgesamt ziemlich gut, aber die Art, wie er das angegangen ist, war nicht gerade super.

Slava Pastuk ist der Teenieflüsterer—@SlavaP

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