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Reviews

Musikreviews mit The Baptist Generals, Fausten und mehr

Aus der Zeit gefallene Sommerabende, konservativer Dubstep und schwitzende Motoren. Unsere Reviews.

THE BAPTIST GENERALS
Jackleg Devotional To The Heart
Sub Pop

7

10 Jahre hat's angeblich gedauert, bis dieses zweite Album erschien. Das erste kenne ich nicht, aber in Sachen Timing habt ihr Labelmenschen ja echt einen Klogriff gelandet—das hätte man dann doch wirklich mal besser in einem Sommer rausgebracht. Also jedenfalls nicht in einem Jahr, in dem auf Winter direkt der nächste Herbst folgt. Musik, die zur Hälfte anstrengend gniedelig wie Bob Dylan klingt, zur anderen Hälfte aber lässig reduziert und folkig wie fast alles außer Bob Dylan—solche Musik funktioniert ja eigentlich nur sommerabends mit den richtigen Drinks im Vorder- und den richtigen Leuten im Hintergrund. Ja, find' ich jetzt leider auch blöd. Kram' ich dann aber 2014 gern nochmal raus.

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TWO GIRLS ONE REGENCAPE

FAUSTEN
Fausten
Ad Noiseam

7

Aus der Zeit gefallen, verendet in dem Projekt der beiden Londoner Produzenten Monster-X and Stormfield der gemeinsame Audio-Ausschuss und gerinnt zu toxischem Industrial (Waste). Beklemmend zeitgemäß in ihrer klaustrophobischen Dichte, sublim an den Nerven rüttelnd und dämonisch verschlossen besticht die Musik auf CD noch mehr als auf der gleichnamigen Vinyl-EP mit einem verwinkelten Sounddesign am Rande des zivilisatorischen Selbstaufgabe. Früher haben sich Typen wie Kevin Martin und Justin K. Broadrick als Techno Animal in diesem Wasteland vergnügt, u.a. angefeuert von Skiz „WordSound” Fernando - aber die machen inzwischen alle brav in Kleinkunst, Dancehall, Dubstep, Shoegaze-Ambient-Whatever. Umso wichtiger, dass es Fausten gibt. „It’s a dirty job but …”

LORD TRACER

ATIQ & ENK
Fear of the Unknown
Mindtrick/Tympanik

7

Ein Album mit eher konservativem Dubstep vollzustopfen und ihm dann den Titel Fear of the Unknown zu geben—so viel Selbstreflexion hätte ich zwei holländischen Nachwuchsproduzenten gar nicht zugetraut. Chapeau. Wobei, jetzt wo ich ihre Herkunft verraten habe, sehe ich mich fast schon genötigt, noch eine Beschwichtigung nachzureichen: Wer einen skrillexartigen Frontalangriff in bester Käsekopftradition befürchtet, braucht sich nämlich keine Sorgen zu machen. Das Albumdebüt von Atiq & Enk klingt eher, als ob eine 16 Tonnen schwere Bassbox in einen Ozean aus sphärischen Synthieflächen gestürzt ist und nun auf dem Meeresgrund unbekümmert vor sich hin wummert, während lauter lustige Meerestiere darum herumkreisen und piepsige Meerestiergeräusche von sich geben. Ein unaufdringliches Wobble-Entspannungsbad, zumindest solange man nicht vergessen hat, seine Schwimmflügel anzuziehen.

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CAPTAIN BLAUBÄR

GREG HAINES
Where we were
Denovali

7

Dies ist schon mehr als nur der feuchte Abrieb der Mechanik. Nur das Schwitzen der Motoren. Reinschwarz schimmert die wie zwischen den Zahnwerken des Universums herausgepresste Essenz, und Greg Haines wagt sich mindestens wadentief hinein. Nichts fließt ab aus dieser Echokammer, nicht mal der Klang - der blubbert, schwappt und klatsch ganz unentwegt, im steten Widerhall gegen die Wahrnehmung, und leckt so Haines manchmal bereits an den Eiern. Das ist fürwahr ein neues Hochgefühl. Und man muss es jedem nachsehen, der in einem solchen Momente glaubt, er hätte die Seele der Maschine bereits berührt. Das Echo ist wie eine Droge und schließlich eben nur genau das, was es ist. Viel tiefer, irgendwo in der Tiefe ist das Licht.

MOOR LEID

**

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