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Reviews

Musikreviews mit When Saints Go Machine, No Joy und Wampire

Szenegeschwängerte Mode-Coolness versus erfrischend bartlose enge-Jeans-Träger—sowas gibt's nur in unseren Reviews.

NO JOY
Wait To Pleasure
Mexican Summer

7

Genderism-P.C.-Kram, Twitter-Aufschrei und Binnen-I mal hin und/oder her: der Begriff „Mädchenmusik“ bezeichnet ja normalerweise eher fluffig-nette, harmlos gemeinte Konsensmusik, die bei Tumblr mit positiven einsilbigen Grunzlauten („aww!“) bedacht wird. Da No Joy jetzt aber eine sogenannte Girlgroup sind und mit Wait To Pleasure gewissermaßen die Mädchenversion einer Platte von A Place To Bury Strangers abliefern, und dazu noch eine verdammt gute—da die „Mädchenmusik“-Definition jetzt also umgeschrieben oder erweitert werden müsste, stehe ich hier vor einem Begriffsdilemma, das sich innerhalb einer einzigen Rezension leider auch nicht mehr lösen lässt. Falls du damit leben kannst, besorg' dir diese Platte. Oder meinetwegen auch Plattin.

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STIMPY REN

WHEN SAINTS GO MACHINE
Infinity Pool
!K7

7

Den Sprung von Konkylie zu When Saints Go Machines zweitem Album kann ich mir nur damit erklären, dass die zugegebenermaßen verdiente Popularität, die ihnen ihr Debüt verschafft hat, in einer toxischen Mischung aus szenegeschwängerter Mode-Coolness und begründet hohen Ansprüchen an den Nachfolger kulminiert ist. Denn während alles, was vor zwei Jahren aus dem Dunstkreis der Dänen hervortrat, wie ein aufwändigst zusammengefeiltes Meisterwerk sozial inkompetenter Musiknerds wirkte, umgibt Infinity Pool eine Aura des Aufgesetzten, die böse Zungen gerne mal auf zu große Beeinflussbarkeit durch flüchtige Trends schieben. Sich weiterzuentwickeln ist wichtig, das haben wir alle früh genug eingebläut bekommen; aber wenn es dann so bemüht und zusammenhangslos klingt, wie in diesem Fall, wäre ein wenig mehr klaustrophobischer Stillstand wünschenswert gewesen.

RIVER PHOENIX

WAMPIRE
Curiosity
Polyvinyl Records

7

So eine Art krummgestimmter Latenight-Pop, von erfrischend bartlosen enge-Jeans-Trägern. Das beste Crossover aus Synth und Postpunk, das du in diesem Jahr hören wirst. (Aber jetzt mal Ernst beiseite: gute Musik macht es einem ja echt schwer, kleine originelle Quatschtexte als Rezensionen zu verkaufen. Irgendein innerer Drang zwingt einen dann dazu, sich wirklich zur Platte zu äußern, geradezu ernsthaft über Genre-Zuordnungen und Szenen, über Originalität, Komposition und Dramaturgie zu schreiben, anstatt über private Anekdoten, die mit ein bis drei zotigen Nebensätzen und latent wirrer Zeichensetzung plus völligst willkürlicher Beschulnotung versehen werden. Will sagen: Verdammt, Wampire, eure Platte ist wirklich SO gut, dass mir das fast schon wieder passiert wäre. Hab' dann aber zum Glück gerade noch die Kurve zur Meta-Ebene bekommen.)

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HEIL ZALGO

LUBOMYR MELNYK
Corollaries
Erased Tapes

7

Melnyks Pianokompositionen sind von beinahe unendlicher Schönheit. Beinahe unendlich – tatsächlich sind sie Schönheit sehr lang gezogen, der perfekte Moment, der sich einfach nicht abmurksen lassen will. Mit Corollaries wird dem rauschbärtigen Propheten der „Continuous Piano Music“ von jüngeren Aposteln wie Peter Broderick und Nils Frahm nun so etwas wie eine Kathedrale errichtet, in der seine Gospel perfekt resonieren, jeder Anschlag sogleich mit einem sakralem Grundrauschen, entrückten Stimmen und erhebend sich aufbäumenden Streichern episch unterlegt ist.

ST. NIKOLAUS

**

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