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Reviews

Musikreviews mit Letlive., Mixhell und mehr

Amerikanische Teenagerexistenz, erdwarme Brauntöne und schmierige Enddreißiger. Unsere Reviews.
7

LETLIVE.
The Blackes Beautiful
Epitaph/Indigo

7

In der düsteren Einöde des einstigen „New Metal“, den man heute aus Marketinggründen gerne fälschlicherweise „Post-Hardcore“ nennt, leuchten letlive. mit so einer Strahlkraft, dass die Headbanger-Hauspostille Kerrang! Sänger Jason Butler neulich gar zum größten lebenden Rockstar der Welt wählen konnte, ohne sich dafür zu schämen. Nun hat sich das kalifornische Quartett tatsächlich über die Jahre den Ruf erspielt, mit einer gewissen Kompromisslosigkeit die Verzweiflung einer amerikanischen Teenagerexistenz im 21. Jahrhundert auf den Punkt zu brüllen. Das ist hier vermutlich wieder einmal gelungen. Aber wenn ich Butler für jeden der Linkin-Park-Refrains, die sich hier und da zwischen seine Schreiparts eingemogelt haben, eins auf die Fresse haue, bleiben am Ende der Prügelei leider nur fünf Punkte übrig.

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BOCKY KRAWALLBOA

8

SAMARIS
Eponymos
One Little Indian

7

Die mit erdwarmen Brauntönen zähflüssig sedierte Suppe, in die Samaris ihre Zehen stecken, ist kein Thermalbad, sondern wahrscheinlicher der Ausfluss vom Cafe del Mar – ein Seitenarm, der sich in den späten Neunzigern hartnäckig in den Sand gegraben hat und in dem seitdem die Lulle von Gabriel le Mar und Aromabar absteht. Der gleißende Anschein kosmopoliter Hippieness, der sich auf ihren eigenen Ergüssen spiegelt, umschmeichelt und benebelt das Gemüt dieser isländischen Band offenbar tatsächlich wie Sonne auf dem Wanst - für uns klingt ihr Debüt vor allem nach Globaler Erwärmung.

FRIGGA SOFTEISDOTTIR

MIXHELL
Spaces
Boys Noize

7

Sepultura-Schlagzeuger Igor Cavalera veröffentlicht ein Electroclash-Album auf Boys Noize. Diese Konstellation wirkt auf den ersten Blick, als hätte einer dieser schmierigen Enddreißiger, die am Wochenende in den dunklen Ecken von Alternative-Rock-Schuppen darauf warten, willenlose Elftklässlerinnen abzuschleppen, auf dem Heimweg eine Wunschfee getroffen und ihr seine restlichen K.O.-Tropfen verabreicht. Am nächsten Morgen sind alle Beteiligten aus verschiedenen Gründen peinlich berührt, aber die Ereignisse lassen sich nicht mehr ungeschehen machen. Freuen wir uns also einfach, dass der größte anzunehmende Unfall ausgeblieben ist und niemand aus dieser Liaison weitere bleibende Schäden davontragen wird.

TOTO KING TARZAN

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ARTWON ARTOWN ARTNOW
White Noise Romance
bluNoise/Alive

7

Mit dem Versuch, zehn Bands aus Guido Lucas’ Troisdorfer bluNoise-Studio am Sound zu unterscheiden, könnte man problemlos bei „Wetten, dass..?“ auftreten. Markus Lanz fände es bestimmt einfach nur „wow“ und würde sich vor Aufregung erstmal eine Ladung Eiswürfel in die Unterhose kippen. Wenn sich die Düsseldorfer Lokalmatadoren von Artwon Artown Artnow aber doch in angenehmer Weise vom schrammeligen Einheitsrauschen ihrer Labelkollegen abheben, dann vor allem, weil sie „richtige“ Songs haben, mit Anfang und Ende und manchmal sogar mit einem Anflug von Eingängigkeit. Ich würde sie unbedingt meinen Noise-affinen Freunden empfehlen, wenn ich mir ihren gottverdammten Namen länger als drei Minuten merken könnte.

SWINDIE MAHLZAHN

**

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