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Reviews

Musikreviews des Monats mit Elivium, Vampire Weekend, Is Tropical, Stimming und viel mehr ...

Die große Monatsausgabe unserer Reviews mit den besten Alben des Sommers. Und dem größten Mist.

ELUVIUM

AIRHEAD

MASSE

THE JCQ

Wir wollten dieses Album in erster Linie nur besprechen weil der Promoter eine kleine Heulsuse ist und anderenfalls wieder glauben würde, hier hätte jemand etwas persönlich gegen ihn. Aber ganz ehrlich: Auf Mixcloud hat Labelchef Mike Paradinas alias µ-Ziq einen Mix mit dem Titel The Legacy of RP Boo hochgeladen, der das Album Legacy um Längen schlägt - schon weil dieses Ding names Footwork wie jede Tanzmusik im Mix besser lebt. Zudem springt die Scheiß-Promo-CD, was die Sache bei einer Cut-Up freundlichen Musik voller Leerstellen auch nicht einfacher macht - aber hey, wir haben Dich lieb: Tolles Album.

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FRIENDZ OF ED

Nachdem die allseits beliebte Maya Jane Coles einen Track von Chasing Kurt für ihre DJ Kicks-Compilation ausgesucht hat, haben die drei Gießener Deep House-Produzenten in kürzester Zeit eine Menge Aufmerksamkeit erfahren. Nicht dass mich das in irgendeiner Weise tangiert hätte. Ich bin eigentlich der Typ, der für VICE Sludge und Black Metal rezensiert, und gelegentlich die ein oder andere „Indie“-Rocktruppe zur Schnecke machen darf. Deep House hingegen halte ich für die langweiligste Ausprägung elektronischer Musik seit der Erfindung der Elektrizität und diese Sache mit Maya Jane Coles, von der ich noch nie zuvor gehört hatte, habe ich dem Pressezettel entnommen, um ein bisschen Platz zu schinden. Unser House-Experte hat sich nämlich heute mit einer Mittelohrentzündung krank gemeldet, was angesichts seiner Hörgewohnheiten keine wirklich überraschende Diagnose darstellt. Ich wünsche ihm trotzdem gute Besserung und als Zeichen meiner Verbundenheit gebe ich diesem Album eine gute Bewertung, weil ich weiß, dass es ihm gefallen würde.

BURT KECK

MATHEW JONSON

Her Blurry Pictures

Crosstown Rebels/!K7

Nach eigenen Angaben markiert Her Blurry Pictures Mathew Jonsons „Übergang von der Dunkelheit ins Licht“. Gut, wir haben alle schon mal LSD genommen und wissen wie es sich anfühlt, aus der vertrauten Dunkelheit des Clubs ins Tageslicht zu stolpern. Beschissen. Nun steht Jonson, der die universell gültigen Naturgesetze des House-Universums quasi mit der Muttermilch aufgesogen hat, keineswegs im Verdacht, ein Spielverderber zu sein, der dir deine wohlverdienten Feierabende bzw. –morgende vermiesen will. Er meint vermutlich einfach jenes Licht, das dir aufgeht, wenn du dich acht Stunden lang mit einer Funktion One-Anlage unterhältst und sich dann für einen einzigen, kurzen Moment all deine zerstreuten Gehirnzellen zu einem transzendenten Neonpuzzle zusammenfügen.

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DALAI LAMER

KAROCEL

Plaited

Freude am Tanzen

In den meisten Fällen, in denen sich ein paar Freunde vornehmen, neben ihren individuellen Projekten zusammen etwas Kreatives auf die Beine zu stellen, endet das in ein paar Saufgelagen, nach denen man den ursprünglichen Plan entweder vergessen hat oder im Streit auseinandergeht. Bei der Freude am Tanzen-Mischpoke Karocel hat das aber glücklicherweise ziemlich gut funktioniert, denn Plaited ist eine Stunde höchst unterhaltsamer Discohouse, der selbst deiner verklemmten Mitbewohnerin die Hüfte lockern dürfte und in jedem Moment genau die richtige Dosis Spaß vermittelt, dass es weder lahm noch überambitioniert wirkt.

LE CORAK

CLOUD BOAT

Book of Hours

Apollo/R&S Records/Alive

So gesehen machen Cloud Boat das, was spätestens, seit James Blake die breitere Masse erreicht hat, so ziemlich jeder Möchtegernmusiker macht: Ursprünglich dem Indiefolk entsprungene Hymnen sensibler Vollbartträger mit mehr oder weniger professionellen Beats ausschmücken, um ihre Lieder bei allem Schmerz entweder tanzbarer zu machen und/oder etwas weniger altbacken daherzukommen. Im Falle von Cloud Boat ist das auch der einzig vernünftige Schritt, denn ohne den elektronischen Deckmantel würde das Ganze nach übertrieben verträumtem Christenpop klingen. So aber entwickelt sich aus dem biederen Kern eine pompöse Knutschkugel unerwarteter Dichte, die dich auf die gute Art von innen auffressen wird.

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DEEP DIETER

AIRHEAD

For Years

R&S

Sein Debüt hätte Rob McAndrews schon abnormal gut gelingen müssen, um nicht zu gehässigen Kommentaren auf seinen blöden Künstlernamen zu verführen. Tatsächlich verdirbt einem For Years selbst auf solches Frotzeln ordentlich die Laune. Das Album beklemmt mit der Atmosphäre eines heißgefurzten Zimmers, aus dem sich kein Fenster öffnet, und in dem dann jeder uninspirierte Moment so lange absteht, bis er Faulgase bildet. Der Rhythmus dieses Elends ist das monotone Tickertacker einer weißen Uhr mit braunen Zeigern. Es ist keine Kunst, jemanden dabei zuhören zu lassen, wie seine Lebenszeit vergeht – es ist ein Verbrechen.

FECAL BROWN

LIGHTNING DUST

Fantasy

JagJaguwar/Cargo

Das kuschelige Nebenprojekt der beiden Black Mountain-Rocker Amber Webber und Josh Wells erfindet sich mit jedem Album neu. Diesmal haben sie irgendwo zwischen den Chromatics und Kate Bush eine Lücke aufgetan und darin ein regenbogenfarbenes Minimal-Synthie-Pop-Bonbon abgelegt, an dem man tagelang herumlutschen kann, ohne dass es kleiner wird. Falls du das letzte halbe Jahr ausschließlich den Drive-Soundtrack gehört hast, solltest du dir jetzt aber ganz dringend Fantasy auf deinen iPod spielen. Es wird sich nicht nur wie eine logische Weiterentwicklung anfühlen, sondern dir zugleich dabei helfen, endlich Ryan Goslings debiles Schwiegersöhnchengrinsen aus dem Kopf zu bekommen.

LARRY LAFFER

HENRIK SCHWARZ, DETTMANN | WIEDEMANN, DIN

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Masse

Ost/Gut/Ton

Die Berliner Tourismuszentrale und das Stadtmarketing waren sich einig: Das verranzte Berghain braucht unbedingt mehr Hochkultur. Als Belohnung winkten schon Boing-Ladungen gepflegter Touristen, die nicht nur feiern sondern auch schöner Geld ausgeben wollten. Der „Event” stand im Zeichen des zeitgenössischen Tanztheaters, gestaltet von drei unterschiedlichen Choreographen mit dem Staatsballett Berlin zu der Musik von drei Acts/Produzenten (hinter DIN verbirgt sich Efdemin aka Phillip Sollmann und Berghain-Resident Marcel Fengler). Ohne die Ballettratten läuft das als Tonträger auf ein profanes Kräftemessen hinaus, und der Sieger heißt: Henrik Schwarz.

SCHWARZ-SAUER

STIMMING

Stimming

DIYnamic/Word and Sound

Techno ist wie Sex, manchmal reichen kleine Details, um bedingungslose Leidenschaft in langweilige Routine zu verwandeln. Hier reicht ein Buchstabe, und aus Stimmung wird „Stimming“, was, wie ich gerade Wikipedia entnommen habe, nicht nur auf den Nachnamen des Produzenten Martin Stimming rekurriert, sondern zugleich eine Art repetitive Körperbewegung bezeichnet, mit der sich vornehmlich Autisten die Zeit vertreiben. Denkbar, dass Autisten auch an den ereignisarmen Tracks dieses Albums ihre helle Freude haben. Mein langweiliges Normalgehirn tut sich hingegen nicht nur reichlich schwer damit, zu beschreiben, was auf diesem Album passiert. Es ist sich nicht mal sicher, ob überhaupt etwas passiert.

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RÜDIGER FUCHSSCHWANZ

MAPS

Vicissitude

Mute

Dass man beim Suchbegriff „Ödnis“ von Wikipedia ganz lapidar auf „Wüste“ umgeleitet wird, halte ich ja für wirklich unangemessen. Schließlich bezeichnet Ödnis nicht nur „vegetationslose Gebiete“, sondern auch kognitive Kargheit, intellektuelle Leere quasi. Also auch Fernsehprogrammlangeweile oder psychogeographische Wahrnehmung in großen Einkaufszentren. Da fehlt doch die ganze Poesie des Begriffs, dear Wikipedia. Der lähmende, melancholische, enttäuschende Subtext. Das lähmende Gefühl von irgendwo vorhandenem, aber nicht genutztem Potential. In Verbindung mit groß-gemeinten Gesten. Wie hier bei dieser Platte beispielsweise.

ÖDIE ARBUCKLE

JEALOUSY MOUNTAIN DUO

No. 2

Blue Noise

In der Pschyrembel-Edition für Musik, in der neben allen Krankheiten auch die dazu passenden Bands, Genre und andere Querverweise zu finden sind, nimmt das Jealousy Mountain Duo eine ähnlich prominente Rolle ein wie der Nervsack John Zorn, seine Kumpel Mike Patton und, wo wir gerade beim Kuh-Schlachten sind, Yamazuka Eye. Mit denen lässt sich alles illustrieren, was mit Hyper-Nervosität, Zwanghaftigkeit, Aufmerksamkeitsdefizit und/oder generell geistiger Zerrüttung zu tun hat. Für die drei anderen spricht, dass sie mal irgendwann ein paar lichte Augenblicke hatten und versehentlich etwas Großes geleistet haben.

DR. NO

IRON TONGUE

The Dogs Have Barked, The Birds Have Flown

Neurot Records

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Aus tief hängenden, in faltigen Säcken lagernden Eiern angetriebener Desertrock, dessen innewohnendes Wirkungsprinzip locker so oft aufgegossen werden kann wie Truck Stop-Filterplörre. Klar, der Körper wehrt sich erstmal und lässt sämtliche Geschmacksknospen geschockt zusammenzucken, sobald aber die Substanzen kicken, lässt man es wehrlos laufen. Hier ist es der sich sonst bei Rwake ins Mikro übergebende Chris Terry, der sein Ensemble durch die gleichen Feuer laufen lässt, an denen sich schon Down, Alice In Chains oder Crowbar die haarigen Ärsche verbrannt haben.

JAYJAY DARBOVEN

ELUVIUM

Nightmare Ending

Temporary Residence

Dies ist kein lauschiger Abendspaziergang. Dies ist eine Reise in die Dunkelheit, in den Schatten eines ungeniert breitbeinig auf Doppelalbum-Länge gespreizten Boss-Monsters unter den Nocturnen. Hinter dem monumentalen Gepose scheint Nightmare Ending in seiner ersten Hälfte dabei ein recht typischer Klangtunnel zu sein, an dessen Wänden phosphoreszierende Schemen, Ideen von Textur und Versprechen von Harmonie, den Weg ins reine Licht deuten können – tatsächlich Kritzeleien, von denen, die hier schon in Scharen durchgestolpert sind. Dennoch ist es nicht lediglich die Überraschung, die den Moment so überwältigend macht – was dich dieses Album im letzten Drittel vor dem Ausgang schließlich erfahren lässt, fühlt sich wahrhaftig an wie Gottes Goldene Dusche. Glück perlt von deinen Wangen. Und du bekommst den Mund nicht mehr zu.

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GOLDY DAWN

VALIENT THORR

Our Own Masters

Volcom

Manche Leute scheinen Valient Thorr vorwerfen zu wollen, dass ihr Entwurf von Heavy Metal irgendwo zwischen den 80ern und der Steinzeit stehengeblieben ist. Das mag stimmen, aber was zur Hölle ist damit nicht in Ordnung? Ich meine, sie tragen Vollbärte und Holzfällerhemden, liefern epische Gitarrensoli in Lichtgeschwindigkeit, ihre Eier baumeln auf Kniehöhe, und überhaupt strahlen sie eine archaische, turbonegrohafte Grundgeilheit aus, die neumodische Screamo-Kids nur noch vom Hörensagen kennen. Falls irgendeine dieser Eigenschaften im 21. Jahrhundert nicht mehr relevant sein sollte, tut mir das schrecklich leid für das 21. Jahrhundert. Ich binde mir derweil mal einen Lendenschurz um, schultere die Nagelkeule und mache mich auf den Weg in Richtung Steinzeit, wo die Welt noch in Ordnung ist.

PRIMUS PRIMITIVUS

THE JCQ

Mechanical Young

Hassle/Soulfood

Hmm, es scheint, als habe sich die Band, die einst The James Cleaver Quintet hieß, für ihr neues Album einen McKinsey-Berater an Bord geholt. Immerhin wurde nicht nur ein beträchtlicher Teil des Bandnamens wegrationalisiert, sondern gleich auch noch die Produktion ins Ausland verlagert. Meine Expertenmeinung dazu: Das Joint Venture mit dem schwedischen Manufacturing-Team generiert zwar etwas added Value, aber ich bin mir nicht sicher, ob die Potentiale hier bereits maximal getriggert werden. Klar, das Product ist ziemlich lean und tight getaktet, aber in the long run dann einfach noch ein bisschen fuzzy. Man sollte ASAP darauf achten, die Core Assets nicht aus dem Fokus zu verlieren, sonst ist die Underperformance am Markt vorprogrammiert. OK, das war alles. Wohin soll ich die Rechnung schicken?

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BOOZE ALLEN

BASS DRUM OF DEATH

Bass Drum of Death

Innovative Leisure

John Barrett ist vermutlich noch keine 30, deswegen kann Altersmilde – als Rechtfertigung für die Müdigkeit im Vergleich zum Debütalbum – eigentlich noch nicht richtig greifen. Mit dem Erfolg kommt dann aber offenbar auch die Zugänglichkeit, also andersrum, und so ein bisschen mehr Titus Andronicus anstatt Jay Reatard im Subtext bringt dann eben doch mehr Fashionpunks zu den Konzerten, die Light-Kippen rauchen oder beim Friseur „kürzer, aber nicht zu kurz“ sagen. Reverb und Noise für Leute, die Reverb und Noise „ja irgendwie ganz gut finden“. Aber das Debüt-Album knallte echt irgendwie mehr.

SCARLETT O'HAIRA

LIGHT BEARER

Silver Tongue

Alerta Antifascista / Moment Of Collapse Rec.

Emotional aufgerauter Post-Hardcore mit Neurosis- & Cro-Mags-Shirts. Ein wohlgenährter Sänger, Bart und Vollflächenarmtätowierung, der Rest der Band eher uniform in dunkler Klamotte. Die Metal-Phänomenologie trügt nie - wir wissen, wohin die Reise geht. Hier mit besonderer Betonung auf Religionskritik, aber auch ansonsten sensibel für alles, was weniger scheiße sein könnte. Egal an welcher Front - Gender-Wars, Post-Kolonialismus, Antifaschismus, Animal Rights - Light Bearer sind dabei. Texte und Attitude sind purer Hardcore, der Sound trägt das leidige Post-Präfix mit Würde. Zwei Songs mäandern über 10 Minuten, drei über 15 Minuten. Mehr ging nicht.

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SIS O'RUEN

MAJICAL CLOUDZ

Impersonator

Matador

Schmalziges Indie-Bariton-Geseufze, versampletes, zeitlupiges Gramgeplucker für Leute, die gern vor dem Spiegel weinen, lyrische Verhandlung von Liebe und Tod und solchen Sachen -changierend zwischen Glückskeksniveau und besonders ambitionierten Zillo-Kleinanzeigen. Die Labberigkeit dieser Songtrostpflaster ist vielleicht mit der von The National vergleichbar, wenn du dir da die meisten Instrumente wegwünschst. Ich fühle mich ja schon irgendwie versucht, mir nach einen Strick zu nehmen, allerdings auch nur, um die Weltschmerzbagatelle nicht noch einmal ertragen zu müssen.

WERTHER BSC

SAVAGES

Silence Yourself

Matador

Ein Guardian-Knecht entblödete sich zu der Waschzettelsteilvorlage, diese Platte gebe ihm eine Vorstellung davon, wie es gewesen sein muss als Joy Division, PIL oder Siouxsie And The Banshees ihre Debüts veröffentlichten. Was soll das heißen? Erhebt sich Margaret Thatcher dank Silence Yourself plötzlich angemodert aus ihrem Grab? Wird der Eiserne Vorhang wieder zugezogen? Werden sämtliche iPhones zu Scud-Raketen verschmolzen? Mich erinnert diese Platte eher daran, die cleaning lady zu bestellen, bevor die nächste Post-Punk-Sau durchs global village getrieben wird. Mehr als bisschen Stiefeldreck bleibt ja meist von solchen Ereignissen nicht zurück.

THE ZENTRALORGAN

PASSION PLAY

The Final Act

aufnahme + wiedergabe

Im Spätabendprogramm lief neulich die Dokumentation über die Entstehung von U2s Achtung Baby, in der Bono den Moment, in dem die Akkorde zu „One“ aus dem Klavier fielen, verherrlicht als hätte er soeben die Klitoris der Musikgeschichte zum Glühen gebracht. Musste ich gerade dran denken und mir vorstellen, wie oft Justin Stephens, der Songwriter dieser nur Insidern geläufigen Goth-Traumtänzer Ende der Neunziger versehentlich sein schwarzes Kittelchen bestäubt haben mag, bei all den hocheffektiven, schmachtfetzigen Arrangements, die er seinem Gemütsnebel entlockt. Hochfertil das Ganze, bis heute! Die besten alten Kamellen wurden neu aufbereitet und mit bislang unveröffentlichtem Material nachgerüstet. Mit Passion Play ist dann jetzt endgültig Sense, der Justin kann mit diesem Schlusspunkt einen ruhigen Gruftschlaf antreten und du solltest dich beeilen, denn Label-seits wird gern mit künstlicher Verknappung gearbeitet.

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GAME OVER

IS TROPICAL

I'm Leaving

Kitsuné

Nimmt man sich als Band sowas eigentlich explizit vor? „Auf unserer nächsten Platte möchten wir jetzt mal so klingen, als würden Bloc Party und Blur zusammen eine echt superbelanglose Platte produzieren“? Oder bemerkt man es wenigstens am Ende selbst, wenn man fertigproduziert hat und sich das Ding vor der Veröffentlichung nochmal anhört? Also vielleicht koch kurz bevor man wieder die „Wir brauchen ein Knaller-Video, das vom Luschi-Sound ablenkt, am besten was mit Titten und so!“-Reißleine zieht, um Musikblogger zu beeindrucken? Erklären würde das ja wenigstens .. ach, nein, erklären würde das eigentlich überhaupt nichts.

EIM RANNING

VAMPIRE WEEKEND

Modern Vampires of the City

XL Recordings

Dem Titel nach zu urteilen haben wir es hier mit einem Konzeptalbum über Makler, Investoren und sonstige Gentrifizierungsschleudern zu tun. Ein Thema, das in affirmativer Entwicklung diesen New Yorker Jüngelchen locker zuzutrauen ist, klingt ihr legerer Besserwisser-Indie doch stets so als sei er in einem luxussanierten Loft in Williamsburg aus der Espressomaschine gekleckert. Die apokalyptische Smogglocke auf dem Cover will wohl behaupten, dass es sich hierbei um das bislang düsterste Vampire Weekend-Album handelt. Es eignet sich damit als perfektes Score-Material für solche Sitcom-Schinken wie Scrubs. Da wird ja auch reihenweise abgenibbelt, ohne dass es im Trommelfeuer der feelgood-Flachwitze groß auffallen würde.

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SIX FEET UNDERCUT

SALTLAND

I Thought It Was Us But It Was All Of Us

Constellation

Salzland … klingt wie ein Vergnügungspark für ganz arme Schlucker. Oder eine neue HBO-Serie über das turbulente Leben eines Gewürzkrämers. Oder das, was ich gerade zu Mittag hatte. In den Meditationen der Thee Silver Mt. Zion-Cellistin Rebecca Foon ist der ganze Dreck der Gegenwart jedoch schon halb verdaut. Sie treibt im Aufwind einer brennenden Welt, fliegt mit der Asche dorthin, wo sich alles ganz in Nichts auflösen will, scheitert dann aber doch an der Gravitation des Elends. Gutes Album, wie so vieles bei Constellation mit dem Geist in der Freiheit und den Botten im Modder der Existenz.

DR. PEPPER

BOSNIAN RAINBOWS

s/t

Clouds Hill

In meinem misogynem Umfeld wird so etwas gern als Borderline-Psycho-Tussen-Musik abgekanzelt, was ich jederzeit mit einem blitzeblanken „gerade geil” quittiere. Für die Sängerin der Bosnian Rainbows würde ich, trotz ihres zweifelhaften Namens Terri Gender Bender noch mal extra tief Luft holen, um den Jungs mit besonderem Nachdruck in die Ohren zu spucken: UMSO BESSER! Ja, die Terri singt mit der Emphase der artikulierten Post-Punk-Queens - während die Band jedwede Bedenken ihre zweifelhafte Herkunft betreffend (Mars! Volta!!!) virtuos wie tight, ohne jedwede Wichserei in die Vergessenheit schubst.

LILLY HEADCHOP

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