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Reviews

Musikreviews der Woche mit Chad Valley und Dakota Suite

Johanna am Arsch. Und weitere musikkritische Ergüsse in unseren Reviews.

DAKOTA SUITE
The Side of Her Inexhaustible Heart
Glitterhouse/Indigo

Alle Stücke auf diesem Album handeln von Johanna. Das weiß ich, weil Chris Hooson alias Dakota Suite keine Gelegenheit auslässt, darauf hinzuweisen. Die Penetranz, mit der er das tut, hat etwas Unheimliches. Selbst das Pressematerial, das mir mit der CD zugesandt wurde, dreht sich in erster Linie darum, was für eine unglaublich tolle Person diese Johanna ist. Es wirkt fast schon ein wenig verzweifelt, so als wäre Johanna gar nicht die Ehefrau von Chris, sondern nur eine flüchtige Bekanntschaft, die schon vor Jahren eine einstweilige Verfügung erwirkt hat, damit er sie endlich in Ruhe lässt. Vielleicht ist dieses Album also nur der vorläufige Höhepunkt in einem grotesken Stalking-Drama, aber ganz ehrlich, ich wäre froh wenn meine Stalker mir mal so hübsche Platten aufnehmen würden, statt immer nur irgendwelche krakeligen Zettel unter meiner Wohnungstür durchzuschieben.

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BRIGITTE NELSON

ERGO PHIZMIZ
Eleven Songs
Care in the Community Recordings

Wer nicht lernen will, muss sterben. Insofern ist es nicht auszuschließen, dass sich uns das riesige Werk von Herrn Phizmiz doch noch erschließen wird - z.B. wenn ein leichtes Aroma von Urin durch die langen, einsamen Korridore weht und der noch verbleibende Humor nur noch absurder werden kann. Ja, wenn die Menschen um uns herum sterben wie die Maikäfer, dann beantwortet sich auch noch im Vorbeigehen die Frage: Does humor belong in music? Bis dahin: Drei Punkte für britische Exzentrik, einen für die Chuzpe und einen für den Sun Ra-Tribut.

TIL-OLE HERZEV-ELFERS

CHAD VALLEY
Young Hunger
Cascine

Dass dieses spät-achtziger-eske Balearic-Zeug, das eigentlich aus Arcade-Soundtracks wie Out Run stammen könnte, heutzutage in der ganz furchtbaren Version von Hipster-Cafés als Hintergrundmusik läuft – ist das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen, und wenn ja, eher für die verkorkste eigene Videospiel-Jugend oder doch für den ironisch fashionbloggenden Szenekiezbewohner? So oder so: ein Album für Menschen, die Strandbars landschaftlich interessant finden und Sonnenuntergänge leidenschaftlich romantisch. Kann man sich immerhin ganz gut ins Setting rein-inszenieren, wenn man im Urlaub gerade irgendwas mit Campari trinkt, aber wer hat heutzutage schon noch Urlaub außer fashionbloggenden Szenekiezbewohnern? Eben.

HAARALD SCHNITT

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SINKANE
Mars
City Slang

„Talent borrows, genius steals“, soll Oscar Wilde mal gesagt haben. Wenn das stimmt, können wir Ahmed Gallab aka Sinkane bestenfalls zu den begabteren Alleinunterhaltern zählen, denn „Mars“ ist ein weiterer ungezählter Versuch, das eigene pophistorische Wissen plakativ zur Schau zu stellen, indem der erste Track wie ein schlechtes Cover von „Fly Like An Eagle“ klingt und der Rest der glücklicherweise nur halbstündigen Platte durch zig Referenzen zwischen 70er Psychedelic Blues, Glamrock und Soul mäandert. Einmal durchgehört und schon wieder vergessen.

SUPERFLUOUS MAN

**

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