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Reviews

Musikreviews der Woche mit Monokle und Christopher Rau

Melodika-Anleihen, Jens Friebe am Lagerfeuer und Psychologie aus St. Petersburg. Unsere Reviews.

MONOKLE
Saints
Ki Records/Kompakt

Monokle ist in seinem richtigen Leben Psychologe und lebt in St. Petersburg. Das alleine bietet theoretisch ausreichend Angriffsfläche, um ein paar die Musik verschleiernde Zoten zu reißen, wie wir es hier gerne ab und zu betreiben, um die unsägliche Redundanz vieler Veröffentlichungen wenigstens mit etwas Unterhaltung zu kompensieren. Das ist in diesem Fall aber (und man muss schon fast „leider“ sagen, weil die ganzen Sprüche über weiße Nächte, Pussy Riot und seelische Abgründe wahrlich unbezahlbar wären) nicht gegeben, denn Monokle hat mit Saints tatsächlich eine ganz großartige Klangcollage zwischen Old School-Glitch, Ambient und unterkühlter Floorelectronica gebastelt, die mehr als einmal an einen weniger hyperaktiven Machinedrum erinnert und dir durch subtilst eingearbeitete Schreckmomente ordentlich das Gehirn durchpusten kann, wenn du es zulässt.

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CHUCK HOFF

ROEDELIUS & CHAPLIN
King of Hearts
Sub Rosa

Der 77-jährige Hajo Roedelius gehört als Gründer von Cluster und Hamonia zu den international anerkannten Schlüsselfiguren des Krautrocks und der frühen Elektronischen Musik . Sein neues Album King Of Hearts entstand in Zusammenarbeit mit Christopher Chaplin, dem jüngsten von insgesamt elf Kindern Charlie Chaplins. Wem sich Roedelius’ Geklimper seit jeher als etwas überfreundlich andient, kann dieser Zusammenarbeit nur entgegenjubeln: So deprimierend der Humor des alten „Komödianten”, so zersetzend und dunkel die (vornehmlich elektronische) Arbeit des jungen. Das Ergebnis wirkt zerfahren, aber auch freudvoll in seiner Unbekümmertheit.

INGO SCHOBER

CHRISTOPHER RAU
Two
Smallville

Christopher Rau zündet hier eine mit allen Wassern gewaschene Hitkanone, die von Melodika-Anleihen bis zur versierten Spannungsentladung im Wohlfühlmodus alles auffährt, was die partybegeisterte House-Gemeinschaft braucht. Lediglich die Tatsache, dass Raus Zweitling stellenweise ein bisschen zu viel „Kennste eins, kennste alle“-Trend an den Tag legt, könnte man ihm insgeheim ankreiden, aber mal ehrlich: Wer will beim Tanzen schon überrascht werden? Dabei würde man doch bloß seinen Longdrink verschütten.

TEO TANZBÄR

MAC DEMARCO
2
Captured Tracks

Die Frau, in die ich letztes Jahr verknallt war, und in die ich eigentlich immernoch verknallt bin, hätte diese Platte wahrscheinlich großartig gefunden. Eine bekiffte Lagerfeuer-Version von Jens Friebe, die lässigste Art überhaupt „camp“ zu sein, ein fast kitschfreies und unaufgeregtes Singer/Songwriter-Album. Und da Frauen, in die ich verknallt bin, die einzigen sind, die an meinem Musikgeschmack arbeiten dürfen (egal ob aktiv oder passiv), muss an dieser Platte irgendwas dran sein, das ich bestimmt noch entdecken werde, wenn ich sie nur oft genug höre. Noch verstehe ich sie nicht ganz, aber das hat eigentlich nichts zu sagen.

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KUKI DENT

**

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