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Hört endlich auf, auf Morrissey einzuprügeln!

Morrissey, du Komplett-Arsch, mach weiter mit deinen gelegentlich rechtschaffenden und gelegentlich geisteskranken Aussagen. Ich unterstütze dich.

Ich bin kein Morrissey-Fan. Ich mag die Smiths auf die „Ich erkenne an, dass sie eine der großen Rock’n’Roll-Bands des 20. Jahrhunderts sind“-Art, genauso wie ich Led Zeppelin mag und weniger als Sleater Kinney. Sie sind in Ordnung. Aber Morrisey, den Solo-Künstler, habe ich mir kaum angehört. Ich fand seinen Charme immer gezwungen und ich toleriere Inbesitznahme von nationalistischen Bildern und das Fetischisieren der Skinhead-Kultur von dänischen Post-Punk Teeny Bopper-Gruppen. Also, ich war mehr als glücklich, Morrissey als Ghost of my Christmas Future. Aber seine neueste Idiotie und der Hohn der daraus resultierte, hat mich in eine unkomfortable Position gebracht, jemanden verteidigen zu müssen, der mal Chinesen als „Sub-Spezies“ bezeichnet hat.

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Moz aktuelle Not ist eher drittrangig. Zuerst hat er seine Los Angeles Staples Center-Show vegetarisch gemacht, was von vielen als abscheulich bedeutungslose Geste verarscht wurde. Anscheinend ist jede Art von moralischem Standpunkt gegenüber nicht Fleischessern komplett bedeutungslos, solange du nicht alle Welpen rettest, die jemals gelebt haben. Zweitens: Er hat einige entsetzlich dumme Kommentare über Homosexualität und Kriegstreiberei gemacht. Zitat: „Kriege und Armeen und Atomwaffen sind grundsätzlich heterosexuelle Hobbies.“ (Gefunden auf der großartigen Website für Teenager-Mädchen: Rookie). Dämlicher geht es nicht, doch „dämlich“ – wie ich gleich erklären werde – stört mich nicht bei einem Popstar. Und drittens, er hat letztens einen Auftritt bei Jimmy Kimmel abgesagt, weil der Cast der Reality-Show Duck Dynasty auch zu Gast war. Und klaaar, wir sollten uns über einen moralischen Standpunkt lustig machen und uns auf die Seite von Sarah Silvermans Exfreund und einer Reality Show stellen… aber wisst ihr was? …ich habe kein Problem mit Jagen, aber es ist eine REALITY-SHOW. Wir sollten und niemals auf die Seite einer Reality Show gegen irgendwen stellen. Und ich sage das als jemand, der einige Zeit in die Real Housewives of Atlanta investiert hat. Also, kommt mal klar, Leute.

Als Dave Berman über Radiohead sagte, „Niemals zuvor gab es eine ‚großartigste Band der Welt‘, die so wenig zu sagen hatte“, hätte er auch über alle möglichen populären Bands oder Sänger sprechen können. Übel herrscht die Inhaltslosigkeit und hohlköpfig, unechte Tiefgründigkeit von semi-bekannten-bis-bekannten Sängern und Frontmännern vor. Du kannst artikulierte Wut bei Neko Case, John Darnielle oder Tunde Adebimpe finden, aber sind die bekannt? Nicht wirklich. Fast jeder auf dem Level von Morrissey ist ein kompletter Idiot. Aber das Schöne an Morrissey ist die Spezifität seiner Verrücktheit. Er redet selbstbewusst über Dinge, bei denen es offensichtlich ist, dass er keine Ahnung hat, wovon er gerade spricht, aber zusätzlich erklärt er lang und breit, nicht nur „gut zu sein“, sondern auch bestimmte Verhaltensmuster zu verändern. Er redet von Konsequenzen und ist gewillt, sie selbst zu durchleben. Jau, die Schelte des öffentlichen Spotts wird von den Tausenden, verehrenden Fans abgefedert, doch dieses Level an Popularität hat andere Berühmtheiten auch nicht so dreist werden lassen, oder?

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Wie üblich ist es die Lahmheit der gegnerischen Seite, die mich dazu bringt für einen wohl rassistischen, immer irritierenden Prinzling wie Morrissey zu stehen. Wahrscheinlich sollte ich mich deswegen von Twitter verabschieden. Morrissey ist vielleicht ein Trottel. Aber er ist ein ernsthafter und tapferer Trottel. Diejenigen, die ernsthaft wütend auf ihn sind – Asiaten, angewidert sind von seinen Kommentaren, Frauen, genervt von seinen fast Viktorianischen Begrifflichkeiten von Maskulinität, Ästheten, die einfach nur Johnny Marr vermissen – ich bin auf eurer Seite. Hinter ehrlicher Abneigung kann ich stehen. Es sind die gekrümmten Augenbrauen und arroganten Grinsen der schnatternden Horden gegen die ich immer sein werde – die keine Courage haben, einen entgegengesetzten Gedanken darzulegen, aber immer bereitstehen, Hohn und Spott auf jeden Künstler niederprasseln zu lassen, der komisch genug ist, mehr als nur die Meinung „Krieg/Aids/ Christen = schlecht“ haben.

Ich weiß nicht, wann Comedians und Musikritiker zum Gewissen der Gesellschaft wurden, aber es hat einen abträglichen Effekt auf die Aussagen unserer Popstars. Niemand will von einem Depp an der Tastatur geärgert werden. Morrissey hatte Recht, als er Jimmy Kimmel kritisiert hat, und ich hoffe es kommt zu mehr solchen Aktionen. Idealerweise kommt es von Leuten wie Conor Oberst, dessen politisches Verständnis eher dem meinem entspricht, aber in der Zwischenzeit: Morrissey, du Komplett-Arsch, mach weiter mit deinen gelegentlich rechtschaffenden und gelegentlich geisteskranken Aussagen. Ich unterstütze dich.

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