Der Soundtrack zu Peers Stinkefinger

Peer Steinbrück hat sich am Freitag wie ein echter Rockstar verhalten, als er im Rahmen des Süddeutsche Zeitung Magazin-Interviews „Sagen Sie jetzt Nichts“ seinen Mittelfinger zeigte und damit auf dem Cover landete. Ganz Deutschland war so geschockt, dass man dem Anschein unterliegen könnte, noch nie zuvor hätte jemand diesen mittleren Finger gesehen. Zugegeben von einem möglichen Bundeskanzler in Spe den Stinkefinger gezeigt zu bekommen, passiert eher selten. Hätte Peer diese ganze Aktion nicht erst eine Woche vor der Bundestagswahl abgezogen, hätte er genauso wie die Bundeskanzlerin seine Wahlkampfkampagne und -Plakatierung mit einer für ihn typischen Geste untermalen können. Aber so ist es leider zu spät.

Warum macht ein Bundeskanzlerkandidat aber überhaupt so eine Geste? So wie das meistens ist, sind an allen Taten und Worten der Politiker die Journalisten schuld. Wenn die Redaktion also so eine Frage stellt, kann es schon vorkommen, dass der allgemeine Politiker so etwas wie „Und jetzt zeig uns deinen Mittelfinger“ versteht. Nicht seine Schuld. Manchmal wird so eine Tat aber auch hinterlistig herausgefordert, indem zum Beispiel das Umfeld präpariert wird und ein paar Reize verteilt werden. Die Farbe rot macht ja bekanntermaßen wütend, ein paar Fotos von geliebten Feinden könnten dazu beitragen, vielleicht hilft aber auch die richtige Musik, solch eine Aktion zu triggern. Wir möchten der Redaktion natürlich nichts unterstellen und glauben an deren Integrität und Ehrlichkeit, wir sagen lediglich, dass wir das eben genau so gemacht hätten. Klar, die roten Wände haben wir bereits und auch die riesigen Porträts von Kanzlerin Merkel hängen hier in der Redaktion an der Wand, aber wir hätten in den kurzen 25 Minuten eben noch die richtigen Lieder gespielt.

Eindeutiger kann man es wohl nicht sagen. „Mittelfinger hoch, denn in Restdeutschland ist sonst nichts los.“—Bei den Rappern kann sich Peer in Sachen Skandalen noch etwas abgucken. Auch wenn diese nicht so einfach mit einem kleinen Alkoholauftritt, einer Todesliste oder gar einem Mittelfinger für Aufruhr sorgen dürften, kann Peer das allemal. So kann er sich öfter mal ein wenig Inspiration aus dem HipHop-Leben holen. Die Pose hat er schon ganz gut raus.

Journalisten und Polit-Experten sind sich relativ einig, dass ein Bundeskanzler so nicht auf einem Magazin posieren kann. Aber bei all dem was Peer sich nach diesen Maßstäben schon nicht hätte leisten dürfen, müsste er eigentlich längst weg vom Fenster sein. Vielleicht gehört dieser Stinkefinger eine Woche vor der Wahl zur Strategie und ist ein ausgeklügeltes Manöver, Druck auf die Presse, auf Deutschland und auf die Kanzlerin auszuüben. Immerhin kam Herr Steinbrück bei dieser ganzen Sache gar nicht so schlecht weg. Möglicherweise ist das alles die Kunst des Peer.

Natürlich muss Egotronic in diese Liste. Sie würde bestimmt zu gern mit Peer gegen Deutschland raven.

Na, Peer, nerven dich deine Spitznamen schon? Ganz offensichtlich wurde mit der Frage nach den Spitznamen ein wunder Punkt getroffen, und wenn sich das Süddeutsche Zeitung Magazin schon nicht an anderen fiesen, psychologischen Mitteln bedient hat, wie wir es getan hätten, dann hat doch wenigstens diese Frage etwas beabsichtigt. Wir hätten das Ganze wie gesagt noch mit diesem Lied untermalt.

Wir können uns lebhaft vorstellen, wie Peer Steinbrück zu Cee Lo Green tanzt und mitsingt, wenn niemand zuguckt. Bestimmt ist das die Musik, die er privat hört, wenn er ein lässiger, cooler Dude ist, der durch die Küche tanzt, sich ein Steak brät und dabei „Fuck you“ singt.

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