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Interviews

Lorde ist die coolste 16-Jährige, die ich jemals getroffen habe

Ich hatte zwei Sekunden Angst, dass Lorde ein Kaugummi-kauender Teenager mit Lipgloss ist, aber glücklicherweise war dem nicht so.

Fotos: Universal Music.

Ich muss zugeben, dass ich zwei Sekunden Angst hatte, mit einem Kaugummi-kauenden Teenager mit Lipgloss reden zu müssen, als ich gefragt wurde, ob ich ein Interview mit Lorde führen kann—einer 16jährigen Neuseeländerin, die mit ihrem subtilen Singer-Songwriter-Pop Grimes, Sky Ferreira und nun auch mich in ihren Bann gezogen hat. Ich traf allerdings auf ein sehr fokussiertes Mädchen, das sich mir als Ella vorstellte und mir verriet, dass dies ihr 15. Interview an diesem Tag sei (es war 14 Uhr) und sie einen unfassbaren Jetlag habe. Wahrscheinlich weil sie mir auf Anhieb so sympathisch, sind wir irgendwann abgeschweift und haben ein absurdes Gespräch über Literatur und Königtümer geführt.

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Noisey: Du wurdest mit zwölf Jahren von Universal gesignt und hast deine erste EP The Love Club mit 16 herausgebracht.
Lorde: Ja, ich war gerade 16 geworden. Eigentlich wollte ich die EP mit 15 herausbringen, aber dann haben wir sie kurz nach meinem 16. Geburtstag herausgebracht.

Deine erste Single „Royals“ wurde sofort zur Nummer 1 in Neuseeland und ist dank Internethype auch in die Billboard Charts eingestiegen. Wie war das letzte Jahr denn so für dich?
Ziemlich abgefahren. Ich bin ziemlich viel gereist. Natürlich habe ich auch noch das Album geschrieben und währenddessen bin ich für vier Monate in so etwas wie einem Winterschlaf abgetaucht. Aber es ist großartig. Es ist verrückt, aber es macht Spaß.

Hattest du Neuseeland vorher schon einmal verlassen?
Nicht wirklich. Ich bin schon einmal aus Neuseeland herausgekommen, als ich auf Klassenfahrt war. Also habe ich jetzt überall, wo ich hingehe, diesen „Oh Mein Gott, ich bin in Europa!“-Effekt.

Hat dich denn irgendetwas bestimmtes dazu veranlasst, das Album genau jetzt herauszubringen? Ich meine, immerhin warst du bereits seit vier Jahren bei einem Label unter Vertrag gewesen.
Naja, ich war eine Weile lang in einem Development Deal, hatte Gesangsunterricht und habe mit verschiedenen Leuten gearbeitet, um Sachen auszuprobieren und meinen eigenen Sound zu kreieren. Dann habe ich begonnen, mit diesem Typen namens Joe zu arbeiten. Mit ihm zusammen habe ich Mitte letzten Jahres die EP und das Album geschrieben und dann dachten wir uns, dass wir genauso gut jetzt auch mal etwas herausbringen könnten. (lacht) Also habe ich die EP auf Soundcloud gratis zum Download angeboten.

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Mir passiert es oft, dass ich mir zuerst nur die Lyrics zu einem Song anschaue, und dann denke: „Oh Gott. DAS singt er/sie?!“ weil der Text ohne Musik einfach so schlecht ist. Aber bei deinen Texten hatte ich das Gefühl, dass sie selbst ohne Musik noch wie Gedichte funktionieren.
Danke, das ist aber nett von dir!

Wie schreibst du denn? Also was kommt bei dir zuerst: Text oder Musik?
Meistens beginne ich mit dem Text, das ist mir sehr wichtig. Ich verstehe mich in erster Linie als Texter. Als ich das Album fertig gestellt habe, habe ich es mir angehört, aber vor allem habe ich es mir durchgelesen. Ich wollte sichergehen, dass die Texte für sich alleine stehen können, als Textkörper und als Songs. Also normalerweise beginne ich mit den Texten und dann kommen Melodie und die Beats dazu.

Gibt es denn eine bestimmte Zeit, in der du besonders kreativ oder inspiriert bist?
Die meiste Inspiration bekomme ich, wenn ich mit meinen Freunden ausgehe, auf Parties usw. Was dann passiert, ist, dass ich mir etwas auf meinem iPhone notiere und am nächsten Tag, wenn ich Zeit habe, um wirklich zu schreiben, sehe ich es mir an und chille ein bisschen. Ich habe das Gefühl, dass ich ziemlich viel Kram morgens in meinem Bett geschrieben habe, direkt nach dem Aufwachen nach so einer Nacht. Dann schreibe ich auf, was ich darüber denke.

Hat Literatur denn einen Einfluss auf deinen Schreibstil? Ich habe irgendwo gelesen, dass du gern Beat Literature magst.
Ja, also ich habe eigentlich schon immer viel geschrieben und auch gelesen—Kurzgeschichten und Film. Ich bin ehrlich gesagt in diese Musik-Sache reingerutscht und dachte mir, ach ja warum nicht. (lacht) Ich glaube, Worte sind mir einfach sehr wichtig. Worte in einer Art und Weise zu benutzen, dass sie magisch werden, weißt du? Und ich glaube, ich bin noch immer an Literatur interessiert und habe mir dann überlegt, wie ich etwas, das mir passiert ist, in diese offensichtlich viel konzentriertere Form übertragen könnte, in der ich schreiben wollte.

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Dein Debütalbum kommt jetzt heraus. Was erwartet uns da?
Die Songs sind erwachsener. In der Hinsicht ist das Album also anders als die EP. Außerdem habe ich das Gefühl, dass das Album filigraner ist, dadurch, dass wir besser geworden sind, Beats zu machen. Mein Co-Writer und ich sind gereift darin, gemeinsam Songs zu schreiben. Ich weiß nicht, ich würde sagen, es ist eine sehr ehrliche Platte geworden. Da ist sehr viel Kram über mich drauf, über mein Leben und diese merkwürdigen sozialen Interaktionen die man in meinem Alter so hat. Hoffentlich ist es also etwas, dass sich Leute meines Alters anhören und verstehen.

Jetzt kommt meine merkwürdige Frage.
Okay. (lacht)

Du hast dir den Namen „Lorde“ ausgesucht, also ein “E“ an das Ende gestellt und das Wort damit weiblich gemacht.
Genau.

Dann hast du eine Single herausgebracht, die „Royals“ heißt und das Album heißt Pure Heroine. Ich gehe jetzt also davon aus, dass es sich hier auch um die weibliche Form eines Helden handelt und nicht um die Droge?
(lacht) Ja, es geht um die weibliche Heldin. Ich hatte schon immer ein Interesse an Aristokratie. Helden und Heldinnen sind immer irgendwie ein Teil dieses Märchen-Konzepts, weißt du, was ich meine? Also der Held in einem Film oder in einer Legende oder wo auch immer. Da ist immer etwas Unfassbares an ihm. Und ich liebte einfach die Art und Weise, wie was Wort klang. Es war eine ziemlich spontane Entscheidung.

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Was genau findest du denn an Aristokratie so spannend? Da gibt es doch auch noch dieses Foto von dir und diesem riesigen Hund, das aussieht wie dieses typische, klassische…
…Portrait, genau! Dieser Hund und ich. Ich stand schon darauf, seit ich ein kleines Kind war, weil die Geschichten einfach so lächerlich sind. Manchmal kann man einfach nicht fassen, dass das echten Personen passiert ist. Diese echten Geschichten aus der Aristokratie sind wie Märchen, weil alles so weit hergeholt scheint und gleichzeitig doch immer so schön klingt.

Glaubst du denn, dass dieses Konzept von Royalty sich verändert hat. Ich meine, sind Royals denn heute noch Royals?
Ich glaube, Aristokratie ist einfach so ein komisches und abgefucktes Ding. Und es ergibt absolut keinen Sinn. Es war schon immer irgendwie ein redundantes Konzept. Zum Beispiel, wenn man an Marie Antoinette und ihren Mann denkt. Die waren 15 und regierten Frankreich? Und sie wussten absolut nichts darüber, wie man ein Land regiert oder sonst irgendetwas. Und 90 Prozent von den Leuten, die auf dem Thron waren, haben es nicht hingekriegt, weil sie keine Ahnung davon hatten, wie es funktioniert. Niemand von uns weiß, wie das funktioniert. Ich denke, ich war schon immer interessiert daran, was passiert, wenn eine Person auf einen Podest gestellt wird und wie diese dann mit dem Druck in dieser Situation umgeht.

Pure Heroine erscheint am 25. Oktober bei Universal. Holt es euch bei Amazon und iTunes.

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