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You Need to Hear This

Musiker, die ihr gehört haben müsst: Lorde

Lordes Vision ist so klar, dass wir sicher sind: Sie ist gekommen, um zu bleiben.

Wenn man beginnt, sich mit dem Phänomen um Ella Yelich-O'Connor, der Neuseeländerin hinter dem Namen Lorde, auseinanderzusetzen, findet man zunächst überall dieselben unumgänglichen Fakten:

1. Die Single „Royals“ ihrer Ende letzten Jahres noch gratis auf Soundcloud angebotenen EP The Love Club befindet sich auf Platz 3 der Billboard-Charts und führt die US-iTunes Charts an.

2. Keine geringere als Grimes outete sich schon früh als Lorde-Fan und tweetete über das Mädchen mit der außergewöhnlich tiefen Stimme und den Locken, das auf keinem Foto lächelt.

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3. Die jetzt schon als „Queen of Alternative“-gehandelte und von sämtlichen Blogs gehypte 16-Jährige wurde im Alter von nur 12 Jahren nach einem Schulwettbewerb von Universal-Scout Scott Maclachlan unter Vertrag genommen.

Wenn man die Kinnlade nach dem Abhaken dieser Fakten jedoch wieder zugeklappt hat, gibt es Dinge, die man über Lorde wissen sollte, die spannender sind und gleichzeitig den derzeitigen Hype um ihre Person legitimieren.

Zunächst einmal ist es nämlich so, dass für Ella nicht schon immer klar war, dass sie Sängerin werden wollte. Dass man mit zwölf Jahren nicht unbedingt realisiert, was genau es bedeutet, bei einem Major-Label „gesigned“ zu sein, ist die eine Sache. Die ersten Jahre bestanden für sie vor allem aus Gesangsunterricht und zahlreichen, mehr oder weniger frustrierenden Treffen mit verschiedenen Produzenten, die versuchten, ihr ihren Stempel aufzudrücken oder in gemeinsamen Treffen nur mit ihrem Manager sprachen und sie ignorierten, weil sie nun einmal erst 14 Jahre alt war.

Erst als sie mit dem Produzenten und ehemaligen Sänger der Pop-Punk-Band Goodnight Nurse, Joel Little, zusammentraf, habe sie zum ersten Mal das Gefühl gehabt, dass Musik wirklich etwas sei, dass sie ernsthaft als Ziel verfolgen könne.

Wenn man sich Lordes minimalistischen Singer/Songwriter-Pop mit den unterkühlten Elektrobeats anhört, würde man vielleicht nicht sofort davon ausgehen, dass der ehemalige Sänger einer Band, die in den 00ern so etwas wie die neuseeländischen Sum 41 waren, diese Emotionen in ihr auslösen konnte. In Interviews sagte sie jedoch, dass gerade die Tatsache, dass er eben im Gegensatz zu allen anderen nicht versucht habe, ihr seinen Stempel aufzudrücken, diese Zusammenarbeit für sie überhaupt zu einer Option habe werden lassen.

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Dabei kristallisiert sich eine der weiteren Eigenschaften von Lorde heraus, die sie von anderen Teenage-Girls abhebt, die mit jedem Album twerkend ihre Identität irgendwelchen Marketing-Konzepten anpassen: Die 16-Jährige hat eine sehr klare Vision und Vorstellung davon, was ihre Ästhetik ausmachen soll.

Beginnend damit, dass sie ein „e“ an den männlichen Adelstitel ihres Namens hing und ihn damit feminisierte, über die Entscheidung ihre erste EP nur mit einer minimalistischen Zeichnung als Cover auszustatten bis hin zu der Tatsache, dass sie auf keinem ihrer offiziellen Fotos jemals lächelt. Bei Live-Auftritten hat sie sich entschieden, kein Instrument zu spielen, obwohl viele ihrer Songs auf ihrer Gitarre begannen, weil eine Frau, die nur singt, für sie „etwas Klassisches an sich hat“.

In einem selbst verfassten Artikel hat sie vor kurzem Stellung dazu bezogen, dass sie dieses Mysterium um sich herum erschaffen habe, um ihrer künstlerischen Vision gerecht zu werden und erklärte, dass sie sich vor allem als Autorin sehen wolle, deren Texte im Vordergrund stünden. Als ihr kleiner Bruder sich ein Bild im Booklet ihres Ende Oktober hierzulande erscheinenden Debütalbums Pure Heroine angesehen habe und dazu „Über die Autorin“ gesagt habe, habe sie das gefreut.

Vieles an Lorde wirkt reflektierter, als man es von einem klassischen Teenager erwarten würde, vielleicht ist das auch das Faszinierende an ihr. Sie scheint eine klarere Vision zu haben als viele andere, die doppelt so alt sind.

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Dennoch ist sie erst 16 und spiegelt in ihren Songs bittersüße Teenage-Attitüden wieder, wenn sie in „Tennis Court“ beispielsweise singt: „It's a new art form showing people how little we care“, und dann ein trotziges „Yeah“ anhängt. Im zugehörigen Video lächelt sie nicht ein einziges Mal und fällt nur kurz für das „Yeah“ aus der klassischen Adeligen-Portrait-Pose heraus.

Gleichzeitig scheint sie wie von außen die Wechselhaftigkeit des Teenager-Seins zu bewerten, wenn sie so etwas sagt wie, dass sie ihre EP inzwischen „schrecklich und peinlich fände“, da man in ihrem Alter „ein Jahr später eben eine komplett andere Person sei.“

Vielleicht sind dieser realistische Blick auf die bittersüßen Teenage-Jahre gepaart mit Lordes erwachsener Stimme und Vision der Grund dafür, dass sie uns alle in ihren Bann zieht.

Lordes Debütalbum Pure Heroine erscheint am 25. Oktober bei Universal. Ihr könnt es bei Amazon oder iTunes vorbestellen.

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