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Verraucht und versifft: Wie aus dem räudigen Wien in den 90ern eine Rave- und Downbeat-Metropole wurde

Unser Autor ist jetzt schon 30 Jahre in Wien und erzählt aus einer Zeit, in der die Clubs und Bars noch Freihaus, Trabant oder Xeno hießen und der Erste Bezirk noch laut war.
Foto: Soul Seduction | Alexander Hirschenhauser

Ich bin also schon unvorstellbare 30 Jahre in dieser Stadt. 1987 zum Studieren als Bub aus dem Lavanttal nach Wien gezogen, habe ich in meinem Jugenddrang vieles erlebt und erleben dürfen, was die Stadt an Veränderungen durchlebt hat. Die Nutten standen damals noch am Gürtel und rund um die Messe – da wo heute die Pratersauna ist – und hießen Uschi und Jacqueline aus Simmering. Sie sprachen zwischen den Geschäftsanbahnungen übers Wäsche-Aufhängen und begrüßten die neugierigen Spechtler mit den Worten: "Na Schatzi, host heit wos Großes vur?"

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Damals war Wien jedenfalls eine furchtbar graue und irgendwie öde Stadt. Die Denkmäler waren alle noch schwarz vom Ruß der Jahrhunderte und gastronomietechnisch war man Lichtjahre vom Start-up und schicken Streetfood-Boom der heutigen Zeit entfernt. Ich verbrachte meine ersten Ausgehjahre oft noch in echten "Kleschen", die da hießen Café Marie, Café Kärnten, Angst und Bang oder Espresso Charly. Alles Geschichte: Gibt es nicht mehr. Heute sind das die neuen Coffeestores, viele auch ein wenig retro, aber eben nicht echt.

Weggehen war damals auf niedrigem Niveau möglich. Im Bermudadreieck oder rund um den Rudolfsplatz: Man ging ins Apropos – heute noch als Restaurant unter dem Namen Das Heinz in Betrieb. Ins Oscar – heute verschwunden. Ins Krebitz – heute die gefühlt millionste Veggie-Irgendwas-Hütte. Ins Steinzeit – heute ein Crossfit-Studio. Oder in eines der vielen anderen heute längst vergessenen Etablissements, die alle dasselbe boten: Laute Musik von Falco bis Sade und viele weiße Spritzer um satte 35 Schilling. Ursula Stenzel hat dies alles während ihrer Schreckensherrschaft ausgetrocknet.

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