Mein persönliches 2016 lässt sich gut mit dem weltlichen 2016 vergleichen. Viel Veränderung, viel Scheiße und ein Selbstfindungstrip, der wahrscheinlich nicht vor dem kalendarischen Jahreswechsel Halt macht. Ich erspar euch die Details, aber von den guten Sachen erzähl ich gerne: Noisey ist seit April mein Arbeitgeber, ich hab mein erstes Hausverbot in der Dorfdisko meines Heimatortes, ich war zum ersten Mal in Island und im Sommer hab ich mich von meinem Manbun verabschiedet (RIP, Bruda. Aber ich vermiss dich nicht wirklich). Bevor ich hier allzu emotional werde (überhaupt nicht männlich), gehe ich lieber über zur Musik, weil da kenn ich mich so halbwegs aus.
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Nur, sich am Ende des Jahres an die Sachen zu erinnern, die in den Anfangsmonaten des Jahres passiert sind, ist für mich ungefähr genau so schwer wie für alle anderen Bestenlistenschreiber, die dann immer irgendwelche aufgehypten Alben an die vorderen Plätze vergeben, weil sie gerade erst rausgekommen sind, aber noch nicht abgehört wurden. Jede Liste, die Starboy anführt, könnt ihr sofort diskreditieren. Ich hätte ja auch gern, dass The Weeknds neues Album besser geworden wäre, aber machen wir uns nichts vor: Es ist schrecklich fad. Ich hab mir darum in weiser Voraussicht letzten Jänner eine Evernote-Notiz angelegt, damit ich für den jetzigen Moment bereit bin.Konsequent wie ich bin, finde ich dort heute genau zwei Einträge: David Bowie tot. Alan Rickman tot. Ich lass jetzt die restlichen Tragödien dieses barbarischen Jahres aus. Es sind ja auch genug gute Sachen passiert wie die Verhinderung eines nationalistischen Bundespräsidenten. 'Member that? Aber auch in der Musik gab's ein paar Momente, die für sowas wie einen Ausgleich sorgten. Darum erstmal alles, was mich vergessen lässt, wie sehr wir alle trauern mussten. Die negativen Sachen kommen zum Schluss hin, damit ihr auch mit einem angemessenem Gefühl aus diesem Artikel rausgeht.Mit Sicherheit Anwärter für hardest working man in the business in diesem Jahr. Der Typ hat nicht nur mit Malibu ein Album hingeknallt, das ich aus persönlichen Gründen zwar nicht mehr hören kann, bis es soweit war, aber oft genug durchlaufen ließ, dass ich es von vorne bis hinten auswendig kann. Das Nebenprojekt NxWorries, das er mit Knxwledge startete, hat mich hingegen nicht so umgehauen. Ein bisschen traurig macht mich das schon, aber jeder der tausend anderen Tracks, auf denen er heuer gefeatured wurde, erinnert mich daran, wie sehr ich diese leicht heisere Stimme liebe. Wenn ich jetzt noch vergessen könnte, dass ich nicht zum Auftritt ins Porgy & Bess gegangen bin.
Pro 2016
Anderson.Paak
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Crack Ignaz & Wandl
King Gizzard And The Lizard Wizard
Hauptsächlich auf dieser Liste für den besten Bandnamen nach We Were Promised Jetpacks, aber auch für ihr Album Nonagon Infinity, das mit seinem übertrieben energiegeladenen Psychedelic Rock oft genug in diesem Jahr meinen Kaffee ersetzt hat.
Radiohead
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Solange
Dirty Projectors
Con 2016
Drake
Ich weiß nicht, wie viele Alben abseits von irgendwelchen Schlagerdingern in Österreich mit echten, wahrhaftigen Postern (auf LITfaßsäulen) beworben werden, aber ich erinnere mich daran, mehrere Drake-Poster am Weg zur Arbeit gesehen zu haben, die mir das Gefühl vermittelten Views wird groß und großartig. Vielleicht war's auch der unendliche Hype im Interblag. Solche Erwartungen machen es nicht einfacher für ein Album, aber Views ist einfach durch und durch langweilig und ich will jetzt schon gar nicht mehr darüber schreiben, weil's mich so schläfrig macht. (Entschuldigt den unbegründeten Hate, aber ich hatte so viel erwartet und bin jetzt einfach nur salty.)
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James Blake
The Weeknd
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Frank Ocean
The big one. Aber nicht für mich. Glaubt mir, ich wollte es. Habe versucht, das Gute zu sehen, den Kitsch zu akzeptieren, mich auf die verschlafenen Songs einzustellen, das Album für mich rund um "Nikes" und "Pink + White" aufzubauen. Aber es wollte nicht sein. Blonde ist für mich die Enttäuschung des Jahres. Wer sich dazu berufen fühlt, mir das Album zu erklären, damit ich endlich es verstehe und damit die ganzen Bestenlisten, die es an die vordersten Plätze stellen—go for it. Minimalismus kann bei mir funktionieren—siehe Solange—, aber Frank greift für mich zu oft in die Kitsch-Kiste und hat sich dafür in meine Con-2016-Liste katapultiert.Ich kann natürlich nicht wirklich mit so negativen Vibes abschließen. Darum ein bisschen Heimatliebe. Dass Österreich auch 2016 weiter selbstbewusst sein darf, macht mich nämlich nicht nur glücklich, sondern auch ein bisschen horny aufs nächste Jahr. Ihr kennt die Namen, aber ich droppe sie trotzdem kurz, damit mir niemand nachsagen kann, ich hab keine Liebe in mir. Yung Hurn hat neben seinem ganzen K.Ronaldo-Spaß auch wirklich gute Songs gedroppt. "Grauer Rauch" ist einer der wenigen Raps, die ich auswendig kann, "Bianco" ist sowieso ein Welthit und "Sushi" schmeckt mir auch irgendwie.Bilderbuch, meiner Meinung nach die wichtigste Band aus Österreich, spielen ein bisschen mutig mit dem Hype und haben nach dem Lowkey-Release von "Sweet Love" mit "I <3 Stress" und "Sag deinen Mädels Ich Bin Wieder In Der Stadt" auf ein Album gedeutet, dass zwar höchstwahrscheinlich keine zweite Schick Schock-Hitansammlung wird, die musikalischen Standards hierzulande aber wieder ein Stückchen weiter vorantreibt. Ich schreib zwar, dass wir so selbstbewusst sind in Österreich, aber dafür nehmen wir uns alle noch ein bisschen zu ernst. Ankathie Koi hat mir mit "Little Hell" bewiesen, dass es vielleicht doch nicht alle mit Stock im Arsch rumlaufen müssen, um gute Musik zu machen. Wir brauchen nicht nur mehr von Ankathie, wir brauchen mehr so wie Ankathie.Voodoo Jürgens, Flut, Schönbrunner Gloriettenstürmer, Jugo Ürdens, Leyya werden alle 2017 rulen, ihr könnt mich gerne nächstes Jahr zitieren.**Folgt Noisey bei Facebook, Instagram und Twitter.