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Restaurant Confessionals

Zur Weihnachtszeit drehen die Gäste in den Bars durch

„Ich schaute kurz nach und sah, wie die Frau ein zerbrochenes Weinglas in der Hand hielt, mit dem sie ihrem Partner eins übergebraten hatte.“
Foto von Marnie Joyce via Flickr

Willkommen zurück zu den Restaurant Confessionals, wo wir den Leuten aus der Gastronomie eine Stimme geben, die ansonsten viel zu selten zu Wort kommen. Hier erfährst du, was sich hinter den Kulissen in deinen Lieblingsrestaurants so alles abspielt. In dieser Ausgabe erzählen uns vier Briten, wie es ist, in der Weihnachtszeit in der Gastronomie zu arbeiten.

Kellnerin in einem gehobenen Restaurant in London Der Laden, in dem ich arbeitete, war ziemlich schick. Man konnte von dort aus über die ganze Stadt blicken und es gab einen Dresscode—damit sollte dir ungefähr klar sein, was für eine Art Laden das war.

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Zur Weihnachtszeit kam einmal ein Pärchen zu uns und bestellte kein Essen. Jedoch bestellten und tranken sie drei Flaschen Wein, von denen jede 650 Pfund [umgerechnet circa 770 Euro] kostete.

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Sie waren bei der dritten Flasche, als ich einen lauten Knall aus der Richtung ihres Tisches hörte. Ich schaute kurz nach und sah, wie die Frau ein zerbrochenes Weinglas in der Hand hielt, mit dem sie ihrem Partner eins übergebraten hatte. Sie schrie ihn an, einer der Kellner musste sie zurückhalten.

Wir riefen die Polizei, doch als sie ankamen, hatten sich die beiden vertragen und der Mann wollte auch keine Anzeige erstatten. Es war wirklich schrecklich, aber ich dachte die ganze Zeit nur: Du hast ihm gerade Wein im Wert von gut 200 Pfund über den Kopf gezogen.

Barkeeper in einem Pub in den West Midlands Als ich in dem Pub meiner Heimatstadt arbeitete, hatte ich immer ziemliches Glück: Die meisten meiner weihnachtlichen Bar-Erlebnisse waren eher traurig, Kundinnen, die für ihren Wodka Soda das letzte Kleingeld aus den Tiefen ihrer Tasche zusammensuchten.

Ein paar meiner Freunde hatten nicht so viel Glück.

Einer hatte mal einen ziemlich ungehobelten Kunden. Deshalb sagte er ihm, dass er gehen soll. Der Mann hatte noch ein halbes Glas Bier übrig, also hat er es runtergekippt und kotzte dann allerdings in sein Glas. Das hatte das Fass zum Überlaufen gebracht, der Barkeeper warf ihn raus. Daraufhin trank der Mann sein Glas mit Kotze aus und ging.

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Kellnerin in einer Bar in Exeter Ich arbeitete hinter der Bar, als eine Gruppe wild feiernder Männer reinkam. Sie bestellten sich irrsinnige Sachen, sowas wie 30 Jägermeister-Red-Bull. Die Musik dröhnte und es war sehr viel los.

Ungefähr eine halbe Stunde nachdem ich die Gruppe bedient hatte, wurde ich für den Gläserdienst eingeteilt, die wohl schlimmste Aufgabe bei uns in der Bar. Man muss durch den überfüllten Laden gehen, alle dreckigen Gläser einsammeln und alles aufwischen, was daneben gegangen war. Währenddessen versuchen lästige Typen die ganze Zeit, dir an den Arsch zu grapschen, wenn du an ihnen vorbeigehst.

An besagtem Abend schleppte ich extrem viele Gläser und einer der Typen aus der Gruppe ließ sein Glas direkt vor mir fallen (scheinbar absichtlich). Überall auf dem Boden waren Glassplitter. Also stellte ich meine Gläser beiseite, holte Handfeger und Kehrblech und hockte mich direkt vor ihm hin, um seine Sauerei wegzumachen.

Dann stellte er sich direkt vor mein Gesicht, ich immer noch in der Hocke, und fing an, seine Jeans zu öffnen und sie langsam runterzulassen, während seine Kumpels nur lachten. Ich stand sofort auf und meinte nur Verpiss dich, du Arsch! und holte den Türsteher. Ich glaube, er wurde am Ende rausgeschmissen.

Kellnerin in einem Weingeschäft/-bar in London Tagsüber während des Ladenbetriebs war es ziemlich ruhig, es kamen ein paar vornehme Paare, die einen Wein für ihre Dinner Party suchten, aber alle waren immer nett.

Abends wurde aus dem hinteren Teil des Weingeschäfts dann eine Bar, in der es Wein und Käse gab. Um Weihnachten herum gab es immer mehr zu tun, die Leute trafen sich noch vor den Feiertagen mit Freunden oder mit ihren Kollegen auf ein paar Drinks nach der Arbeit.

Es hat mich immer fasziniert, wie sehr ein Glas Prosecco einen Menschen verändern kann. Vollkommen freundliche Gäste fangen auf einmal an, hinter unserem Rücken Käse von den Platten zu klauen, die wir gerade vorbereitet hatten. Einmal uferte es jedoch richtig aus.

Wir hatten ein paar Grüppchen zu Gast, nach ein paar Stunden war jeder betrunken. Wie gesagt, die Bar ist nur im hinteren Teil des Ladens, also ziemlich klein und mit nur ein paar Tischen. Plötzlich hörte man laute Stimmen und zwei Typen gingen aufeinander los (was bei Typen mit schütterem Haar irgendwie an sich schon ein lustiger Anblick war). Worum ging es bei dem Streit? Einer hat wohl auf dem Tisch gesessen

Meine Kollegen mussten die beiden am Ende auseinanderbringen, beruhigen und sie daran erinnern, dass sie erwachsene Männer und keine zankenden Schulkinder waren. Doch es war nicht alles schlecht an diesem Abend: Sie hatten so ein schlechtes Gewissen, dass sie uns jedem 60 Pfund [umgerechnet circa 70 Euro] Trinkgeld gegeben haben.