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You Need to Hear This

Kate Boy wollen ihre Gesichter nicht zeigen

Der schwaustralische Vierer will sein Gesicht noch nicht zeigen. Dabei sind es doch drei attraktive Herren und eine hübsche Dame.

Fotos: Jessica López

Könnt ihr euch noch an den letzten Freitag erinnern? Das war, glaube ich, der Tag, an dem das Unheil mit den Überschwemmungen seinen Lauf nahm. Auch hier in Berlin sollte es regnen, als ich mich mit dem vielversprechendem schwedisch-australischen Amalgam Kate Boy traf. Sie wollten sich mit ihrem ganzen Equipment und mir irgendwo draußen hinsetzen, doch ich konnte sie dazu überreden, uns in ein kleines, gemütliches Restaurant zu setzen. Sobald wir im Inneren saßen, brachen die Wolken draußen zusammen und ich konnte sie mit meinen hellseherischen Fähigkeiten begeistern. Als wir nach einer halben Stunde zum Ende des Interviews kamen, hörte es auf zu regnen. Schicksal?

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In diesem Interview soll es natürlich nicht um meine kachelmann'schen Qualitäten gehen, deshalb nun die Hard Facts zum schwaustralischen Vierer. Erstes Konzert am 4. Mai 2013. Vorher schon als „Rising Artist" von Pitchfork deklariert. Eine im Voraus ausverkaufte Show in New York. Und stolze 11.000 Facebook-Fans können sie sich auch schon an die Schulterklappe heften. Kurzum: Kate Akhurst, Oskar Sikow Engström, Hampus Nordgren Hemlin und Markus Dextegen könnten das nächste heiße Ding aus dem kalten Norden werden und sie werden nicht umsonst mit solch prägenden schwedischen Künstlern wie The Knife oder gar Abba verglichen. Deshalb müssen wir euch das unbedingt zeigen, wir sind ja nicht umsonst You Need To Hear This.

Wie immer wollten wir zunächst ein paar Fotos machen, doch die vier schauten mich ganz verdutzt an: „Wie Fotos? Wir machen das doch sonst immer mit unserem Pressefoto". Kate, Hampus, Oskar und Markus waren darauf gar nicht vorbereitet, denn sie verfolgen diese Undercover-Taktik—die mysteriöse Band, die ihr Gesicht nicht zeigen will. Doch zum Glück hatten sie in ihren großen Koffern noch ihre Mützen, die auch schon im Video zu „In Your Eyes" zu sehen waren, so dass wir noch ein paar Fotos schießen konnten. Im neuen Video zu „The Way We Are" wird das Geheimnis dann endlich gelüftet—zumindest was Sängerin Kate Akhurst angeht. Das schwedische Instrumenten-Trio wartet noch auf seine Enthüllung.

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YNTHT: Warum wollt ihr eure Gesichter nicht zeigen? Was steckt hinter diesem Mysterium?
Kate: In unserem neuen Video zeigen wir zum ersten Mal unsere Gesichter. Wir haben das vorher nicht gemacht, weil wir am Anfang den Fokus auf die Musik legen wollten und nicht gleich jedem unsere Gesichter vor Augen führen wollten. Das war damals so ungefähr die erste Kameraeinstellung, als wir unser erstes Video drehten, und dann haben wir uns gedacht, lasst uns das einfach beibehalten.
Markus: Wir haben das eigentlich auch erst mitbekommen, als die Leute uns gefragt haben, wann sie endlich unsere Gesichter sehen können. Ab da wussten wir erst, dass das den Leuten wirklich etwas bedeutet.
Oskar: Es ist ein guter Weg, um den Fokus auf die Videos und Bilder zu legen, und natürlich auf die Musik. Das Visuelle ist für uns sehr wichtig. Wir wollen nicht einfach nur irgendeinen langweiligen Look, wir wollen ein eigenes visuelles Image kreieren.
Kate: Wir mögen es auch einfach mehr, wenn man uns nicht sieht. Ich weiß nicht warum, aber immer wenn wir uns in Videos komplett mit Gesicht sehen, dann gefällt uns das nicht besonders. Aber wenn wir erst mal rausgefunden haben, wie man das besser macht, dann ändern wir es vielleicht.

Wie man das ja schon raushören konnte, legt ihr ziemlich viel Arbeit in die Ausarbeitung eurer Videos. „Nothern Lights" und „In Your Eyes" sind fast ausschließlich in schwarz/weiß und man findet viele Slow-Motion-Bewegungen. Wollt ihr damit auch eine eigenständige visuelle Komponente zu Kate Boy hinzufügen, so ähnlich wie bei Woodkid?
Oskar: Die Leute fragen uns oft, ob wir sehr viel Arbeit in die Videos gesteckt haben, denn scheinbar sieht es so aus. Aber für mich fühlt sich das so an, als wäre dem gar nicht so…
Kate: Ja, ich denke, wir kommen auf die Ergebnisse meist durch ein ziemlich simples Trial-and-Error-Prinzip. Es gibt Sachen, die einfach überhaupt nicht zu uns passen.
Oskar: Ja, wir sind da ziemlich gut synchronisiert, wir haben nämlich einen sehr ähnlichen Geschmack.
Kate: Der Nenner ist dann schwarz/weiß und dieses Mysteriöse gewesen. Wenn wir bisher versucht haben, uns davon zu entfernen, war das einfach nicht zufriedenstellend.

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Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt? Kate kommt ja aus Australien und die Jungs sind alle aus Schweden.
Kate: Wir haben uns in Stockholm kennengelernt. Ein gemeinsamer Freund hatte vorgeschlagen, dass wir uns mal treffen sollten. Ich sollte in zwei Tagen wieder zurück nach London fliegen, wo ich damals gewohnt habe. Wir haben uns einfach auf einen Drink getroffen und letztlich landeten wir dann noch am gleichen Tag zusammen im Studio. In dieser Nacht haben wir dann auch gleich „Northern Lights" geschrieben.

Kate, hast du eigentlich Vorfahren aus Skandinavien? Dein Nachname Akhurst hört sich so ein bisschen danach an.
Kate: Das ist ziemlich lustig, weil ich tatsächlich Vorfahren aus Schweden habe, mein Nachname aber nicht daher kommt.
Markus: Der Name ist eigentlich total unschwedisch. Aber ich kann schon verstehen, weshalb du denkst, dass das passen könnte. Es klingt aber eher isländisch.

In das Spiel der babylonischen Wirrung kommt nun auch noch euer Label IAmSound aus Los Angeles. Wo betrachtet ihr denn eure Heimat als Band?
Kate: Schweden, Stockholm. Unser Studio ist da und unser Hund (lacht). Hier haben wir uns kennengelernt und hier kreieren wir unsere Sachen, und so haben wir uns da ein kleines Häuschen eingerichtet.

Auf der anderen Seite stehen die Fans. Wo kommen die eigentlich her?
Hampus: Das ist wirklich sehr weit verteilt.
Kate: Wenn man sich mal die Statistiken anschaut, die heute so zur Verfügung stehen, dann kann man sehen, dass unsere Fans überraschender Weise von überall her stammen.
Hampus: Wir hatten Glück mit den schwedischen Radiosendern, die haben uns auf jeden Fall der schwedischen Hörerschaft vorgestellt. Aber viele Leute wissen gar nicht, dass wir aus Schweden stammen, also denke ich mal, dass sie sich nicht darum kümmern.

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Ihr seid also gar nicht mehr diese typische nationale Band, sondern eher ein Prototyp einer internationalen, ungebundenen Band?
Markus: Ja, das könnte man so sagen. Auf den großen schwedischen Blogs wurden wir zunächst auch gar nicht als schwedische Band betrachtet.
Kate: Da komme ich als Australierin ins Spiel. Andererseits denkt man in Australien auch nicht, dass wir eine australische Band sind. Wir können also keine Seite so richtig für uns gewinnen (lacht). Die Österreicher sind auch sehr positiv auf uns zu sprechen.

Was habt ihr vor Kate Boy gemacht? Habt ihr auch schon in Bands gespielt?
Hampus: Oskar und ich waren mit 15 Jahren zusammen in einer Band. Aber da ist nichts so richtig bei rumgekommen. Dann haben wir uns entschieden, als Songwriter weiterzumachen und haben Markus mit ins Boot geholt.
Markus: Ich habe vorher in verschiedenen Studios als Produzent und Tontechniker gearbeitet.
Hampus: Aber bis wir Kate getroffen haben, hat eigentlich nichts so richtig funktioniert. Als wir dich kennengelernt haben, lief auf einmal alles von alleine.
Kate: Och. Bei mir sah das ziemlich genauso aus. Ich habe vorher in Los Angeles gelebt und da Songs geschrieben. Zusammen mit Vince Pizzinga bildeten wir ein Produktionsteam und haben für andere Künstler Songs geschrieben. Ich wollte schon immer etwas nach meiner Vision verwirklichen, aber das passierte erst, als ich die Jungs getroffen habe.

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Wie sieht denn die Prozedur des Musikmachens bei Kate Boy aus? Markus, bist du der Produzent?
Markus: Wir produzieren alle, jeder macht alles.
Oskar: Bei uns ist das alles immer auf die einzelnen Spuren bezogen. Wir starten meistens mit einem Beat, anstatt mit einer Melodie oder Songtexten.
Markus: Manchmal ist es ein Drumbeat, manchmal eine Akkordfolge mit einer Melodie.
Kate: Die Ideen, die uns am Herz liegen, stammen meist von einer Person. Ich denke, wenn zu viele Leute im Raum sitzen und an einer Idee herumprobieren, dann wird sie meist immer schwächer mit der Zeit. Aber wir stellen die Songs dann immer zusammen im Studio fertig.

Das ist dann der Punkt, an dem der fiktionale Charakter Kate Boy hinzukommt, richtig?
Kate: Als es darum ging einen Namen auszudenken—die Jungs nannten sich Rocket Boys, als sie als DJ-Team in Stockholm unterwegs waren, Kate ist ja mein Name—dachten wir uns zuerst, dass der Name ziemlich dämlich klingt. So konnten wir uns nicht nennen. Aber je öfter wir den Namen gesagt haben, desto stärker repräsentierte er uns. Wir fühlen uns nicht wie eine wirkliche Band, aber auch nicht als Solokünstler. Es ist dieses Zusammenspiel von uns vier.
Markus: In unserer Musik versuchen wir immer die Waage zwischen, sagen wir, aggressiveren und eher soften Sounds zu halten. Wenn wir uns über unsere Musik unterhalten, kommen wir immer irgendwie auf diese Kontraste zurück. So gibt es auch diesen Kontrast zwischen männlich und weiblich, was in diesem Fall Kate Boy ist.

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Manche Leute fangen nun an, euch mit solch wegweisenden schwedischen Künstlern wie Abba oder The Knife zu vergleichen. Wie geht ihr damit um? Ist das eher ein Fluch oder ein Segen?
Hampus: Ja, über den The Knife-Vergleich freuen wir uns schon sehr. Die sind natürlich großartig. Allerdings finde ich, dass es da mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten gibt. Klar, wir machen beide Elektro-Pop, der Ecken und Kanten hat.

Aber spürt ihr auf der anderen Seite dadurch dann auch mehr Druck?
Markus: Ja, es gibt da definitiv etwas Druck, auch bezüglich eines Albums. Die Leute wollen neues Zeug hören und das werden sie auch. Aber das sollte im eigenen Denken auch nicht Überhand nehmen, denn das kann einen nur negativ beeinflussen.

Lasst uns ein bisschen über eure Tour reden. Ich habe gesehen, dass ein Termin für eine Show in New York bereits ausverkauft ist. Wie konnte das so schnell passieren?
Oskar: Wir spielen dort mit Haim. Entweder ist das auf deren Mist gewachsen oder auf unserem (lacht).

Ich denke, wir können uns darauf einigen, dass Genre-Eingrenzungen irgendwie scheiße sind. Aber wenn eure Mütter euch fragen, was ihr für Musik macht, was sagt ihr dann?
Oskar: Krach (lacht).
Kate: Ja, mein Vater sagt immer ich spiele Techno-Musik. Ich meine dann immer nur so: „Es ist kein Techno, Papa". Ich denke, er deutet es als „technisch", weil es elektronisch ist. Naja, ich sag immer Electronic Pop, Indie Pop.
Oskar: Mein Großvater fragt mich immer, wie es mit dem „Orchester" vorangeht. Ich will dann keine Wörter wie „elektronisch" oder so einbringen, bevor er mich fragt, wie ich das meine (lacht).
Kate: Telefon? (lacht)
Markus: Roboter.
Oskar: Mondfahrzeuge? (lacht)

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Habt ihr schon Erwartungen für heute Abend im Privatclub, Berlin?
Markus: Ich hoffe das Berliner Publikum wird uns verstehen. Es fühlt sich so an, als wäre diese Stadt ein Ort, an dem man verstanden wird.
Hampus: Es ist auch unsere erste Headline-Show.
Kate: Ja? Wusste ich noch gar nicht
Oskar: Ja!
Kate: Für mich gibt es vor allem zwei Gründe, weshalb ich mich freue. Wir haben unsere Bühnenoutfits mit Jana Hipp entworfen, die hier auch aus Berlin stammt. Sie wird heute Abend auch vorbeikommen, da freue ich mich schon drauf. Dann haben wir noch einen Song, der von einem Berliner Ort inspiriert wurde.
Oskar: Ah, Tempelhofer Flughafen.

Aha, heißt der Song auch direkt „Tempelhof"?
Kate: Ja. Aber es ist ein instrumentaler Song, also ich singe da nicht „Tempelhoooof" oder so.
Markus: Naja, du singst, aber keine Worte.
Kate: Ja, stimmt, ich nutze meine Stimme wie ein Instrument.
Hampus: Es ist ein Tribut an die Berlin-Trilogie von Bowie.

Ihr habt ein Foto von Kraftwerks „Radio-Aktivität"-Vinyl auf eurem Facebook-Profil gepostet. Würdet ihr sagen, dass das ein großer Einfluss auf euch war?
Hampus: Ja, das kann man so sagen. Ich glaube nicht, dass man…
Oskar: … nicht sagen kann, dass Kraftwerk kein Einfluss ist…
Hampus: … wenn man elektronische Musik macht. Es würde keine elektronische Musik ohne sie geben. Wenn du die Sounds hörst, dann ist es einfach atemberaubend. Selbst wenn man das heutzutage versuchen würde, ich hätte keine Ahnung, wie man das hinbekommt.
Markus: Der beste Weg, um etwas von dieser Musik zu lernen, ist vielleicht sich von ihren Visionen inspirieren zu lassen. Was können wir heutzutage mit all unseren Möglichkeiten und Maschinen machen?
Hampus: Generell ist deutsche Musik eine sehr große Inspirationsquelle für mich.

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Aha, erzähl mal.
Hampus: Bands, wie Kluster, Tangerine Dream oder Neu!

Ach, der ganze alte Kram.
Oskar: (lacht) Haha, „alter Kram". Jaja, dieses Genre.

Gut, dann die finale Frage. In eurem Song „Northern Lights" heißt es „everything we touch, it turns to gold"—können wir das in Zukunft von euch erwarten?
Kate: Ja, ich hoffe doch. Aber es ist schon lustig. Wenn man schreibt, dann geht man ja erst mal gar nicht davon aus, dass Leute wirklich zuhören (lacht). Auf jeden Fall wollten wir das damit nicht ausdrücken. Es geht da mehr um die Verbindung zwischen zwei Menschen oder Ähnlichem.

Aber steht jetzt eine EP oder ein Album an?
Hampus: Das wissen wir gar nicht so richtig, aber das ist auch das Gute an der Musikindustrie heutzutage. Man kann sich ein bisschen Zeit nehmen und muss nicht gleich den Masterplan haben, du kannst Songs schreiben und live spielen und wenn du dann mal was rausbringen willst, dann ist das überhaupt kein Problem mehr.
Markus: Ja, gerade für uns ist es einfach. Wir müssen kein Studio mieten oder einen separaten Produzenten engagieren. Wenn wir einen Song veröffentlichen wollen, dann können wir das innerhalb weniger Wochen machen, wenn es nötig ist.
Kate: Die Videos machen wir ja auch selbst.
Oskar: Aber wir werden natürlich weiterhin Songs schreiben. Viele!

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