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You Need to Hear This

Von Superman, Sex mit Bryan Adams und Kopfkino der bösesten Art

Unser Gastautor Agent Dexter fährt oft U-Bahn, sitzt gern in der Sonne oder tut, was richtige Männer eben so tun: Er rettet die Welt.

Was ich noch sagen wollte: Viel wichtiger als der Soundtrack eines Sommers ist der eines ganzen Lebens. Das wusste schon Nick Hornbys Hauptfigur Rob Gordon in High Fidelity zu berichten. Und tatsächlich, Soundtracks sind wichtig. Jeder von uns hat Songs, die Wendepunkte geprägt haben und einen deshalb, wie in Stein gemeißelt, ein Leben lang verfolgen.

An jedem gottverdammten Morgen werde ich von Lazlo Banes „I’m no Superman“ geweckt. Das brauche ich, um mir immer wieder klar zu machen, dass dieses Leben eben doch Spuren an und vor allem in mir hinterlässt. Das klingt jetzt schlimmer, als es gemeint ist. Wirklich. Und damit ich auch ja nicht mit verheulten Augen aus der Dusche steige, sondern den Spaß am Multiplayer-Modus in diesem groß angelegten 3D-Game namens Leben nicht verliere, lasse ich Bane vom Scheitern und der Hoffnung auf ein gutes Ende singen.

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Während ich mir mein Müsli in die Lieblingsschale schütte, Kaffee aufgieße und den leicht braun gewordenen Every-Morning-Alibi-Apfel danebenlege, tönt derzeit „The end is nigh“ von Bell X1 in Dauerrotation aus meinem Rechner. So laut, dass man meinen könnte, ich würde mit dessen Botschaft auch die Bewohner im übernächsten Stadtteil konfrontieren wollen. Dass sich die Nachbarn im Haus noch nicht beschwert haben, spricht für den Song. Auch, dass ich meine Wohnung mit einem Lächeln verlasse.

Den Sprint zur U-Bahn und das erschöpfte Auf-den-Sitz-fallen wird seit Wochen schon musikalisch begleitet von Ima Robots „Greenback Boogie". Die Idee dahinter ist folgende: Wenn Harvey Specter (in der Serie Suits großartig gespielt von Gabriel Macht) damit im Ohr als faszinierendes Arschloch anderen Arschlöchern gekonnt in ihren Allerwertesten tritt, dann versorgt es vielleicht auch mich mit dem notwendigen Adrenalinkick.

Den geheimen Wunsch, dass dieser Song ruhig aus dem Nichts ertönen darf, wenn ich es geschafft habe, einen perfekt sitzenden Anzug zu finden, der wirklich mal etwas aus mir macht, behalte ich besser für mich.

Dass ausgerechnet Robbie Williams „Angels" das Lied geworden ist, zu dem ich in meiner Jugend immer wieder wegen des schlimmsten Liebeskummers, den je-mals ein Mensch ertragen musste, die Zimmerdecke angestarrt habe, ist mir nicht peinlich. Schließlich kenne ich Menschen, die ihr erstes Mal hatten, während ein Song von Bryan Adams im Hintergrund lief.

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Abends, wenn ich über irgendeine aktuelle Frau nachdenke, mit der es nach aller Wahrscheinlichkeit schon bald wieder vorbei sein wird, höre ich Jace Everetts „Bad Thing". Man kann mir nämlich vieles vorwerfen—aber nicht, dass es mir an Kopfkino fehlen würde.

Wir sind uns doch hoffentlich einig: Wer auch nur über einen Funken alles überdauernde Sehnsucht verfügt, wird mir zustimmen, dass Musik der eigentliche Rahmen unserer vieler Leben ist. Nicht die Uhrzeit auf dem Smartphone, über dem Bürotisch oder am Handgelenk. Kein noch so von der Natur schön gestalteter Sonnenauf- oder -untergang. Und erst recht kein halbwegs antrainierter Tagesablauf, der uns Halt geben soll. Denn das schafft—wenn wir ehrlich sind—nur der Soundtrack unseres Lebens.

Agent Dexter mag keine Schusswaffen, dafür ausgewählten Körperkontakt und lebt in Hamburg. Dort hört er Musik, schreibt eigene Texte und liest die von anderen. Nebenbei fährt er oft U-Bahn, sitzt gern in der Sonne oder tut, was richtige Männer eben so tun: Er rettet die Welt.

Dexter bei Twitter @Agent_Dexter und Tumblr.

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