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Lary schreibt Songs, die man in die Nacht hinausschreien kann

Lary hat gerade nicht nur offiziell die Future Deutsche Welle ausgerufen, sondern auch noch den New Music Award gewonnen.

Lady Lary Poppins (gibt sich die Ehre) // Dichter und Denker vs. Transformers // Und BigBoy kennt sie auch noch // Ist das die neue Nena? //

Lary Poppins ist nicht Judy Garland. Sie kam nicht mit einem Regenschirm vom Himmel geflogen und ihre Medizin schluckt sie am liebsten ohne ein Löffelchen voll Zucker. Singen kann sie trotzdem, nur macht sie Musik für große Kinder. Mit Texten, die von Jugend, Drogen, Liebe und einer verlorenen Generation handeln. Texte, die wir alle schon hundert Mal gelebt haben und die uns normalerweise auf Englisch präsentiert werden. Mit ihrem Album Future Deutsche Welle, ruft sie genau diese aus und definiert damit vielleicht den Klang einer neuen alten Musikära. Fans hat sie schon einige und wer sich noch nicht mit Jan Delay über sie unterhalten hat oder sie im Vorprogramm der Fantastischen Vier sah, kennt sie spätestens aus diversen bunten Heftchen, die beim Friseur eures Vertrauens ausgegeben werden. Da zerriss man sich nämlich vor einer Weile das Maul darüber, dass sie Noah Becker datet. Seines Zeichens berühmt dafür der Sohn von Boris Becker zu sein. Noah war gestern, da wartet schöneres.

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Noisey: Was geht da mit dir und Ryan Gosling?
Lary: (lacht) Wen hätte ich denn sonst nehmen sollen? In Deutschland gibt es ja niemanden Vernünftiges. Hätte ich Moritz Bleibtreu nehmen sollen? Ryan Gosling ist aus irgendeinem Grund jemand auf den sich alle Frauen einigen können. Natürlich hätte ich jemand anders nehmen können, aber bei Ryan Gosling dachte ich mir, ungesehen würde ich das kaufen.

Er ist also nicht dein heimlicher Celebrity Crush?
Er ist mein öffentlicher Celebrity Crush. Es gibt natürlich auch andere. Ich habe ihn einfach in den Lyrics zu „Sturm und Drang“ benutzt, weil das gerade in seiner Hochphase war. Er war überall und die ganze Zeit und alle waren völlig verknallt in ihn und ich fragte mich nur, wer dieser Typ eigentlich ist. Im Grunde ist er auch überhaupt nicht mein Typ, aber man steht dann doch auf ihn. Es ist ganz komisch.

Mein erster Celebrity Crush war tatsächlich Elijah Wood.
Wirklich? Der ist mir zu süß. Mein aller erster war Tyson Beckford. Er war zu der Zeit in diesem Tony Braxton Video und als ich ihn dann später Mal kennen gelernt habe in New York war es einfach nur merkwürdig. Du hast da diese Vorstellung und dann steht dieser Typ vor dir und er zieht sich ganz komisch an. So matchy matchy. Alles gleich. Er ist trotzdem ein arg schöner Mann. Es ist lustig, wenn sich der Kreis um so eine Person dann schließt. Danach ist man auch durch damit.

Mal von schönen Männern abgesehen hast du unheimlich viele popkulturelle Referenzen in deinen Texten.
Wahrscheinlich weil ich einfach viel Popkultur lebe. Gar nicht Mal, weil ich mich wahnsinnig dafür interessiere und Referenzen mit Absicht in die Lyrics packen würde. Es ergibt sich so aus dem, was ich erfahre und erlebe. Ich glaube, ich bewege mich viel in so arger Popkultur, dass es automatisch passiert.

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Passieren die ganzen Metaphern und die bildhafte Sprache deiner Lyrics auch einfach so oder denkst du länger und bewusst darüber nach?
Das kommt alles intuitiv. Ich habe schon immer viel gelesen und viele Gedichte geschrieben, schon seit ich ganz klein war. Daher kommt hauptsächlich die Sprache, die ich benutze. Ich bin ein großer Fan von Sprache und auch von der deutschen Sprache. Ich mag's voll gerne irgendwie Umgangssprache zu benutzen und die dann aber zu kreuzen mit einer Art von Poesie, die nicht zu abgehoben ist, sondern die man versteht oder die einem nahe gehen kann, weil sie greifbar ist.

Und im Zusammenhang mit Musik?
Viele Dinge, die ich auf deutsch gehört hab, fand ich voll lame. Sachen, die man nicht im Club mitsingen kann ohne das es peinlich wird. Schreibt doch Mal was, was man in die Nacht rausschreien kann. Das ist so der Hintergedanke. Sachen zu sagen, die die Leute gerne in den Mund nehmen, ohne, dass es sich komisch anfühlt. Deutsch ist doch einfach die Sprache der Dichter und Denker, dann sollten wir sie auch benutzen.

Denkst du, dass du das geschafft hast mit deinen Texten? Der Sprache auf eine coole Art und Weise gerecht zu werden?
Sag du's mir. Die Texte und auch die Musik haben alle eine melancholische Grundstimmung, die man aber tanzen kann. In dem Bereich hab ich halt auch versucht, mich zu bewegen. Ich wollte gerne, dass man was davon mitnimmt, wenn man das Album durch hat. Wie wenn du aus dem Kino kommst und was von dem Gefühl, das in dem Film vermittelt wurde, mitnimmst. Das beschäftigt dich dann noch Tage später, obwohl es nur ein Film war.

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War dein letzter Film zufällig einer der Sorte?
Oh nein. Auf gar keinen Fall. Das war Transformers. War ein Date. Ich geh auch nur fürs Popcorn ins Kino und für Filme in denen sehr viel Scheiß passiert auf der Leinwand. Transformers war halt lustig. Es war lustig, wie schlecht der war, aber die Roboter waren toll. Mehr gibt es da auch nicht. Explosionen noch und eine heiße Braut, die Mark Wahlbergs Tochter sein soll, was super weird ist. Es ist alles ein einziges Klischee. Wenn man richtig breit ist, der beste Film.

Wenn du den Soundtrack zu irgendeinem Film neu machen dürftest oder auch zu einem Buch, das verfilmt werden soll. Wie sähe das aus?
Definitiv zu Lolita. Allerdings zu einer Neuverfilmung, die zeitgemäßer wäre. In der auch Szenen sind, die kinky sind. Sie würden durch jede Menge Clubs ziehen. Dieses melancholische Gefühl, das dem Buch und auch dem Film anhaftet, würde ich noch betonen. Das Buch ist so wahnsinnig toll geschrieben und metaphernreich. Ist eines meiner liebsten Bücher. Der Geschichte und der Schreibe wegen. Es behandelt dieses reale Thema, das doch strange ist und wo man so leichte Berührungsängste hat, was aber auf eine ganz menschliche und sehr poetische Art und Weise behandelt wird.

Hast du auch eines dieser kleinen schwarzen Notizbücher in das du all deine Eindrücke und schnelle Gedanken notierst aus denen du dann später die Texte machst?
Eben das. Ich setz mich selten zu Hause hin und schreib irgendwie so einen ganzen Text. Auch wenn ich ein bestimmtes Gefühl habe oder eine bestimmte Assoziation dann schreib ich das auf. Das können irgendwelche Wortfetzen sein oder ganze Notizen und das läuft dann erst im Studio zusammen. Das meiste schreibe ich im Studio, während wir am Beat und der Musik arbeiten.

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Dein Musikstil und auch dein Album nennst du Future Deutsche Welle. Finde ich ein bisschen lang.
Das mag ich total gerne. Es hat so einen gewissen Klang: Future. Deutsche. Welle.

Würdest du selbst deine Musik so bezeichnen?
Ich würde meine Musik am liebsten gar nicht irgendwie bezeichnen. Das ist total überflüssig. Andere Leute brauchen aber leider immer Kategorien, damit sie damit arbeiten oder es positionieren können. So nenn ich es lieber Future Neue Deutsche Welle, als das Leute sich fragen, was es eigentlich ist, was ich mache. Deutsch R'n'B wäre ganz schlimm, wenn sie es so einordnen würden. Ich mache einfach, was ich mache. Mein Anspruch ist einfach, mich so ehrlich wie möglich in Musik zu übersetzen und wenn Leute es dann Future Neue Deutsche Welle nennen, ist das ganz cool.

Ich hätte deine Musik eher als deutschen HipHop mit elektronischen Einflüssen bezeichnet. Denkst du, dass gerade eine gute Zeit für deutschen HipHop ist?
Auf jeden Fall. In den Neunzigern waren alle so Yeah. Einfach weil es neu war und ich saß dann später im Chemieunterricht und habe den ganzen Tag Savas gerappt. Es ist cool so wie es jetzt ist. Ich bin kein Fan davon, alte Sachen aufzubereiten. Gerade musikalisch finde ich man sollte was Neues, Geiles machen.

Es tut mir leid. Ich muss das einfach fragen. Vielleicht liegt es auch an deinen Haaren, aber ich kann gerade nicht aufhören an Tic Tac Toe zu denken. Hast du die gehört?
Nein. Also mehr oder weniger. Nicht bewusst. Vorbei kam man an denen ja nicht. Von denen kam auch eine aus Gelsenkirchen. Das war dann ganz interessant. Immer wenn ich gefragt werde, was das erste Album ist, was ich mir gekauft habe, möchte ich voll gerne Tic Tac Toe sagen, aber das stimmt einfach nicht.

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Du bist auch in Gelsenkirchen aufgewachsen. Wo genau?
Ueckendorff. Der Höllenschlund des Ruhrgebiets. Wäre ich da geblieben, wäre ich jetzt wahrscheinlich Kindergärtnerin.

Wann bist du da weg?
Nach dem Abi direkt. Ich hab vorher schon immer in Bochum gearbeitet und war viel da und bin dann zum Studium nach Düsseldorf.

Dein Kleidungsstil erinnert stark an die 90er. Hast du ihn einfach immer noch, weil du dich als Kind der 90er und Anfang 2000er siehst oder weil es zu deiner Musik passt?
Weder noch. Das ist ja schon seit einer Weile Mode. Das hat mir einfach so gefallen. Es hat sich einfach so ergeben, dass ich mich so angezogen habe und auch die Sache mit den Haaren. Das war, glaube ich, so als ich das erste Mal in New York war. Da habe ich das ganze für mich entdeckt. Das ist jetzt fünf Jahre her. Ne Weile vor dieser 90er Trend Welle. Ich bin damals zur Fashion Week.

Warum gerade da?
Weil ich mich einfach in so einem Modeumfeld bewegt habe damals und gemodelt habe und ich war noch nie in New York gewesen, aber für ein, zwei Shootings gebucht. Ich konnte dann sogar bei einem Freund in New York wohnen, der zu der Zeit einen Monat im Urlaub war. Das Apartment war unheimlich klein, irgendwo in Brooklyn und 'ne Maus lebte da auch in der Wand. Es war richtig weird, aber geil.

Wie ging es dann weiter?
Ich kannte da natürlich niemanden damals und hatte genau eine Telefonnummer von wem, der auch in New York wohnte. Ich rief ihn also an. Den Typen kannte ich noch nicht mal. Die Nummer hatte mir ein Freund gegeben. Wie das so läuft, nahm der mich natürlich mit auf eine Party, die einfach der Geburtstag von Big Boi von OutKast war. Das war Mitten im Ghetto und Lary aus Düsseldorf fährt da natürlich mit der Bahn und Bier in der Hand hin. Ich hatte absolut keinen Plan. Wenn ich da jetzt drüber nachdenke, versteh ich das auch nicht so ganz. Auf dieser Party waren natürlich auch nur extreme Leute. Ich wurde also ab dem ersten Tag in diese New York Szene geschmissen und von da an hat sich dann alles entwickelt und im Endeffekt blieb ich drei Monate. New York zieht einen so rein. Man will dann auch gar nicht weg. Man fühlt sich da wie zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

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Larys Debütalbum Future Deutsche Welle erscheint bei Chimperator Department/Sony Music. Bestellt euch das Album auf CD, Mp3 oder Vinyl.

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