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Element of Crime haben alle in den siebten Himmel gespielt

Warum man Element Of Crime niemals zu oft sehen kann oder warum ich wegen einer Überdosis Fritz Limonade beinahe ins Taxi gekotzt hätte.

Foto von der Autorin

Am Wochenende zwang uns die wohl sympathischste Band der Welt Element Of Crime für gleich zwei Abende ins Gasometer und bewies nach fünf Jahren Wartezeit auf neue Veröffentlichungen, dass sie auch nach ihrem 13. Studioalbum Lieblingsfarben und Tiere zurecht Zusatzkonzerte einplanen müssen. Ich war so frei und gönnte mir beide Konzertabende in Folge inklusive Abhängen mit der Band.

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Nachdem man die Vorgruppe Apples in Space in Gedanken mehrmals auf den fäulenden Apfelmond geschossen hat und sich fragt, ob das eben ein schlechter Scherz auf Kosten jeglicher Lieddichtung war, darf die Zuhörerschaft endlich vor Begeisterung statt aus Mitleid und Fremdscham applaudieren. Die jung gebliebenen Rocker Urgesteine betreten die Bühne und schon breitet Sven Regener seine Arme wie Flügel aus und fliegt mit der unverwechselbar rauchig weichen Stimme über die glückselige Menge. Den zahlreichen alten Songs lauscht das Publikum mit feuchten Augen, und battlet sich bei Tracks wie „Schade, dass ich das nicht war" mit dem Scheinwerferlicht um die Leuchtkraft—Selbst der Tontechniker und die Security singen mit Inbrunst jedes Wort mit. Als Regener vor Freude strahlend „Romantik!", „Werner Fassbinder!!" oder „Peter Paaaaaan!" brüllt, einen Schluck aus seiner Bierflasche zieht und sich selbst oft „Wie stark ist das denn?" frägt, merkt man, dass auch er auf Wolke sieben schwebt.

Bei „4 Stunden vor Elbe" fällt die Masse nach und nach in Trance und nach drei Zugaben bricht noch einmal tosender Applaus aus, die Band bedankt sich mehrmals vielmals und wir spazieren in den Backstagebereich, cool wie man ist, kennt man ja die Band.

Aus lauter Angst davor, mich aufgrund eines starken Damenspitzes vor allen Anwesenden zu blamieren, hab ich mich durch fünf Sorten Fritz Limo ins Zuckerkoma gesoffen, bis ich später auf der Heimfahrt beinahe dem Taxifahrer ins Genick gespieben hätte. Egal. Als wir den ausschließlich Jever Bier trinkenden Regener davon überzeugen konnten, dass die Rauchmelder in Österreich bei Zigarettenrauch nicht sofort anschlagen, driftet der ehemalige Kettenraucher in Erzählungen über Streitgespräche mit Daniel Kehlmann, Michael Ostrowski und David Schalko über die Impotenz von Thomas Bernhard ab. Fast wäre eine neue Diskussion entbrannt, hätte sich nicht Gitarrist Jakob Ilja zu uns gesetzt und den Gesprächsinhalt auf das „Hammergeile Konzert" gelenkt, woraufhin sich alle wieder einig waren. Der wohl entzückendste Bassist dieser Erde, David Young, schwärmt von Melissa auf der Maur, gibt Reisetipps für einen Landurlaub in England und erzählt von Einreiseproblemen auf Flughäfen aufgrund ihres Bandnamens. Während ich Sven die Tourstädte der Reihenfolge nach abprüfe, erzählt dieser zu jeder Stadt eine Anekdote und hält uns so alle bei Laune bis der gut befüllte Bierkühlschrank nur mehr ein alkoholfreies Becks rausrückte und die ersten Taxi geordert werden. Exzesse nach 30 gemeinsamen Jahren? Fehlanzeige. "Aber warum erzählt man sowas eigentlich?", fragt sich auch Sven immer wieder auf der Bühne.

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