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Forschung

Das sagt dein Geruchsempfinden über deine politische Einstellung aus

Eine Studie erklärt, was der Ekel vor Körpergeruch mit Fremdenhass zu tun hat.
Foto: Eva Hoppe 

Kaum jemand setzt sich in der U-Bahn freiwillig neben den Typen, der sich gerade vollgepinkelt hat. Und nur die wenigsten betreten eine Clubtoilette, atmen tief durch und seufzen: "Herrlich, Kotze!" Doch auch wenn die meisten Menschen üble Gerüche nicht mögen, beeinflusst die Frage, wie sehr wir von ihnen abgestoßen sind, offenbar unsere politische Einstellung. Das zeigen zumindest die Ergebnisse einer Studie der Universität Stockholm.

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In drei Studien hat eine Forschergruppe untersucht, ob es einen Zusammenhang gibt zwischen empfundenem Ekel vor üblen Gerüchen und dem Wunsch nach einer autoritären Gesellschaft. Das Ergebnis: Wer vor menschlichen Ausdünstungen stärker zurückschreckt, tickt politisch häufiger rechts als jene, die Gestank weniger stört. Und nein, das heißt nicht, dass alle Rechten sauber wie Meister Proper sind. Und keine Sorge: Wenn auch du kein Fan von stinkenden Bushaltestellen bist, verbannt dich das nicht an den rechten Rand. Aber die Studie zeigt, dass der Ekel vor Gerüchen und der Ekel vor dem Fremden den gleichen Ursprung haben können.

Um das zu beweisen, unterzogen die Forscher in drei Folgestudien jeweils 160 Menschen zwei Tests. Der erste bestimmte, wie sehr die Probanden sich vor den Gerüchen von Schweiß, Kot, Urin, Atem und Blähungen ekeln. Der zweite, wie autoritär sie eingestellt sind. Für die erste Studie wurden in mehreren Ländern 160 Personen befragt. Für die zweite genau so viele US-Amerikaner. Beide Versuchsgruppen bestätigten die Vermutung der Forscher: Autoritäre Gesinnung und extremer Ekel vor diesen Gerüchen gehen häufig Hand in Hand.

"Auch Donald Trump redet immer wieder davon, wie sehr ihn verschiedene Menschen ekeln"

Während des vergangenen US-Wahlkampfs führten die Wissenschaftler ihre dritte Studie durch. Dabei zeigte sich, dass von den besonders angeekelten Kandidaten überdurchschnittlich viele Donald Trump wählten. "Auch Trump redet immer wieder davon, wie sehr ihn verschiedene Menschen ekeln", sagt Jonas Olofsson, einer der Autoren der Studie, in einer Erklärung der Universität Stockholm. "Er hält Frauen für abstoßend und Migranten für Krankheitsüberträger. Ekel kommt in seiner Sprache immer wieder vor."

Natürlich ekeln sich die meisten von uns vor Gestank. Ohne unseren Ekel würden wir uns vergiften, vergammelte Nahrung essen und viel häufiger krank werden. Er ist überlebensnotwendig. Doch Menschen, denen üble Gerüche über die Maße zu schaffen machen, sehnen sich eben häufiger nach autoritären Führungspersonen. Und die Universität Stockholm geht sogar noch weiter. Auf ihrer Website heißt es, stärkerer Ekel gehe mit der Unterstützung "despotischer" und "diktatorischer" Politiker einher. Dahinter könne eine tiefsitzende Angst vor Krankheiten stecken, sagt Olofsson. Weniger Kontakt zwischen unterschiedlichen Kulturen und härteres Vorgehen der Polizei würden manchen Menschen das Gefühl vermitteln, eine geringere Chance zu haben, sich mit Krankheiten zu infizieren.

Was bedeutet diese Studie für uns? Sind wir rechts, wenn wir ein Problem mit Körpergeruch haben? Natürlich nicht. Unsere Nase bestimmt nicht, wen wir wählen. Politische Haltung besteht aus viel mehr als unserer Empfindlichkeit gegenüber Gestank.

Deswegen werden wir leider auch Rassismus nicht abschaffen können, indem wir uns häufiger die Füße waschen. Und Nazidemos mit Stinkbomben zu bekämpfen, wäre nicht unbedingt erfolgsversprechend. Trotzdem glaubt Olofsson, dass wir aus der Studie etwas lernen können. "Unsere Ergebnisse zeigen, dass politische Überzeugungen nicht in Stein gemeißelt sind. Im Gegenteil: Sie ändern sich, wenn wir Neues lernen."

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