Die größten Küchen-Fails der Profiköche

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Köche

Die größten Küchen-Fails der Profiköche

„Heißes Öl, Wasser und Natron hatten einen tollen Effekt: Innerhalb weniger Minuten war die ganze Küche mit einem fettigen Schaum bedeckt.“

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf Niederländisch bei MUNCHIES NL.

Tollpatschigkeit gehört leider zum Menschsein dazu. Jeder hat sich schon mal einen Zeh am Couchtisch gestoßen, sich auf eine Brille gesetzt oder einen Topf auf dem Herd vergessen, mit dem Ergebnis, dass das Essen verbrannt war und der Topf ruiniert.

Köche sind da keine Ausnahme, auch sie haben manchmal einfach nur Pech, auch ihnen passieren Pannen. Ich habe ein paar Köche nach ihren größten Fails in der Küche gefragt.

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Illustrationen von Timo ter Braak.

Jonathan Karpathios (38), Vork en Mes Einmal kam ich sonntags ins Restaurant und in der Küche roch es nach verbranntem Menschenfleisch, anders kann ich das nicht beschreiben. Samstagabends beeilen wir uns immer, das Restaurant zu schließen, damit wir alle noch ein Bier trinken gehen können. An diesem Samstag hatten wir eine Fleischbrühe aufgesetzt, die muss bei kleiner Flamme langsam über Nacht köcheln. Aber einer meiner Kollegen hatte vergessen, den Herd runterzudrehen, also ist die ganze Flüssigkeit verdampft und auf dem Boden klebten nur noch die Knochen. Ich war einfach nur froh, dass uns der Laden nicht abgebrannt ist, aber der Typ musste seine Strafe bekommen und den Topf sauber machen. Damit war er dann bis Mitternacht beschäftigt. Es ist ziemlich anstrengend, weil normale Topfschwämme hier nichts bringen. Mit Messern und Schraubenziehern hat er dann versucht, die verbrannten Knochen rauszubekommen. An dem Abend gab es keine Fleischbrühe, aber Spaß hatten wir trotzdem.

Einen Catering-Auftrag für eine der größten Banken der Niederlande haben wir auch ziemlich gegen die Wand gefahren. Es sollte frischen Saft gebenund einer meiner Kollegen hat im schicken Eingangsbereich der Location drei Eimer, also ungefähr 30 Liter, Rote-Bete-Saft verschüttet. Jeder Gast musste durch die Lobby gehen und jetzt sah es aus, als hätte dort jemand eine Kuh geschlachtet. Der Marmorboden, die Türen, die Decke—alles war mit rotem Saft bedeckt. Es sah einfach schrecklich aus. Mit einem Taxi mussten wir dann 20 Liter frischen Saft von unserem Restaurant zur Eventlocation kommen lassen. Wir haben die ganze Zeit frischen Saft gepresst, damit wir auch genug hatten. Jeder, der in die Lobby kam, fragte, welches Tier hier geschlachtet wurde. Es war die Hölle. Am Ende mussten wir für alles zahlen: drei Reinigungskräfte, die alles putzen mussten, und die Malerarbeiten in der Lobby, weil der Rote-Bete-Saftin die Wände eingezogen ist. Kurz gesagt, haben wir bei diesem Auftrag nichts verdient. Was uns bleibt, ist eine lustige Story.

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Gina Verheij (23), Toscanini Als ich in der Gastronomie anfing, war ich für die Desserts verantwortlich und eines Abends sollte es ein Zitronensorbet mit Meringue geben. Die Meringue muss karamellisiert werden und ich habe es den ganzen Abend mit Salz statt mit Zucker gemacht, sodass unsere Desserts herzhaft und nicht süß waren. Zugegeben, ich hatte wenig Erfahrung in der Küche, also habe ich nicht wirklich bemerkt, dass es mit Salz nicht richtig klappt. Eine Kellnerin meinte zu mir, dass die Meringue irgendwie komisch aussieht und als sie herausgefunden hatte, was passiert war, konnte sie nicht aufhören zu lachen. Mir war das so peinlich, aber kein einziger Gast hat sich beschwert. Vielleicht habe ich an diesem Abend salziges Karamell erfunden, wer weiß, so schlecht war es ja nicht. Seitdem weiß ich, dass in der Küche alles passieren kann und dass man immer vorher probieren sollte.

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Joaquin van der Vliet (41), Rose's Cantina Vor zwei Jahren, an einem ziemlich geschäftigen Freitagabend im Rijsel—das nebenbei bemerkt eine offene Küche hat—ging uns die Sauce bordelaise aus, eine dunkle Sauce auf Rotweinbasis mit Rindermark, und ich dachte, ich mach schnell neue. Unter dem Ofen hatten wir einen kleinen Gefrierschrank, da drin war ein schwarzer Plastikbehälter mit dem Rindermark. Ich schnappte mir den Behälter, nahm ein bisschen Rindermark raus und war mir sicher, dass ich den Behälter dann wieder in den Gefrierschrank gestellt hatte. Doch er stand im Ofen. Nach vier Minuten guckten ich und mein Chef uns an und rümpften beide die Nase. Was war das für ein Geruch? Als ich den Backofen aufmachte, waren die Gitter mit klebrigen, schwarzen Fäden überzogen. Wir stellten siein den Geschirrspüler, machten den Ofen sauber, schoben ein paar Ersatzbleche rein und machten uns so schnell wie möglich wieder an die an die Arbeit. Ich war so überrascht und so froh, dass mein Chef überhaupt nicht sauer auf mich war. Ich glaube, er fand das Ganze so blöd, dass er sich gar nicht darüber aufregen wollte.

Davor hatte ich in einem Restaurant in Amstelveen gearbeitet. Am Ende des Abends mussten wir immer die Fritteusen sauber machen. Dafür musste man einen Hahn öffnen, damit das Fett in einen Behälter darunter abfließen kann. Den macht man dann wieder zu, und lässt dann Wasser mit Natron in die Fritteusen ein. Wenn man sie dann anschaltet, werden sie quasi von selbst sauber. Eines Abends musste ich das machen, doch ich habe vergessen, den Hahn wieder zu schließen und so vermischte sich das Wasser inklusive Natron mit dem alten Fett in der Wanne. Heißes Öl, Wasser und Natron hatten einen tollen Effekt: Innerhalb weniger Minuten war die ganze Küche mit einem fettigen Schaum bedeckt. Ich habe keine Ahnung, wie das chemisch funktioniert, aber ich stand bis zu den Knöcheln in der Suppe. Und es hörte nicht auf. Also musste ich um ein Uhr nachts die gesamte Küche sauber machen. Zwei Stunden lang habe ich mit einem Bodenwischer den Schaum in Richtung Abfluss geschoben. Eigentlich wollte ich auf eine Party, aber das habe ich nicht mehr geschafft. Das einzig Schöne an dem Abend war das Bier, das ich mir beim Putzen gegönnt habe.

Einem Kollegen von mir ist es mal passiert, dass er 21 Leuten Panna Cotta mit Mayonnaise statt mit Englischer Creme serviert hat. Ich hatte am anderen Ende der Küche am Ofen gearbeitet, aber nachdem die Gruppe ihr Dessert bekommen hatte, musste ich bei den Desserts mit einspringen. Ich fragte also nach der Flasche mit der Englischen Creme und aus Gewohnheit habe ich probiert, bevor ich sie über die Panna Cotta gegeben habe, und gemerkt, dass Zitronenmayonnaise drin war. Irgendwie wurden die Flaschen vertauscht. Die große Gruppe musste also Mayonnaise bekommen haben. Ein Teller kam zurück in die Küche und ich fragte die Kellner, ob sie die Gäste nach dem Dessert fragen könnten. Einer von ihnen meinte, dass er das Gericht nicht so ganz verstanden hatte, aber alle anderen fanden es absolut lecker. Ekelhaft.

Lennart De Kruif (28), Brasserie St. Jan in Sluis Einer meiner Kollegen hatte gerade 60 Liter frische Tomatensuppe gekocht. Nachdem sie ein bisschen abgekühlt war, wollte er den Topf in den Kühlraum stellen, aber er rutschte ihm aus der Hand. Die Decke, die Wände, die Tür, alles war mit Tomatensuppe bedeckt. Vorher war alles weiß, jetzt war es rot. Die Leute, die damals mit in der Küche waren, fanden es witzig, die, die es am Ende sauber machen mussten, eher weniger. Zwei Typen haben gut zwei Stunden lang den Boden auf ihren Knien geschrubbt und versucht, die Tomatensuppe mit Geschirrtüchern aufzuwischen. Und wir mussten natürlich frische Suppe kochen. Später haben wir nur drüber gelacht. Wie sagt man so schön: „Shit happens."