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Ich habe meine kleinen Cousins Clubhits bewerten lassen

Es heißt, Kinder sind die ehrlichsten Menschen. Deshalb habe ich meine vier- und fünfjährigen Cousins Clubmusik reviewen lassen.

Paul und Moritz. Foto via Autorin.

Mein Cousins Moritz und Paul sind vier und fünf Jahre alt. Die beiden haben ein großes Interesse an meinen Turntables und haben, wie man an dem Foto sieht, schon fleißig daran Auflegen geübt. Vielleicht werden ja mal richtig gute DJs aus ihnen—wenn sie dann zehn Jahre alt sind. Paul hört gerne Radio, findet da aber einige Lieder „uncool“. Er will „mal coole“ Musik hören, sagt er immer. Soweit ich mich erinnern kann, war ich mit vier oder fünf Jahren eher so in der „Alle meine Entchen“-Szene unterwegs. Musiktalk sah da so aus: „Fuchs du hast die Gans gestohlen—kennst?“ Radiomusik wäre vermutlich schon ziemlich nerdy gewesen.

Paul und Moritz' Lieblingslied ist „I Like To Move It“. Wahrscheinlich wegen Madagaskar. Fragt man sie danach, fangen sie an zu singen und hysterisch im Kreis zu tanzen. Prinzipiell tanzen sie die ganze Zeit hysterisch im Kreis, wenn ich ihnen Musik vorspiele. Weshalb es auch gar nicht so einfach war, Feedback zu den Songs zu bekommen. Ich habe eine Playlist mit einigen Clubhits erstellt und sie haben anhand der Covers ausgewählt, was sie hören wollten. OK, zwischendurch musste ich eingreifen, weil sie immer wieder die selben Tracks abgespielt haben. Dann habe ich sie nach ihrer Meinung zu den Songs gefragt und sie darum gebeten, sie mit eins bis zehn Punkten zu bewerten. Also, ich lass mal die Fachmänner sprechen:

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Todd Terje—„Inspector Norse“

Egal ob House-, Disco- oder Rap-Fan—ich habe noch niemanden etwas Schlechtes über „Inspector Norse“ sagen gehört. In einer Mockumentary (einer fiktive Dokumentation) namens WHATEVEREST erklärt Todd Terje, wer ihn zu diesem Track inspiriert hat: Ein gescheiterter Musiker, der in einer Kleinstadt lebt, sich selbst Drogen mixt und Tanzvideos dreht. Als ich die Kurzmockumentary zum ersten Mal gesehen habe, musste ich fast weinen. Der Inspector-Norse-Tanzstil ist mir aber geblieben—die Kleinen haben ihn auch ein bisschen drauf.

Paul: Sieben Punkte. Es ist kaputt—äh—gut mein ich. Man kann schlecht dazu tanzen find ich. Hm … aber es ist cool.
Moritz: Neun Punkte, das ist cool. Da kann man schon gut tanzen.

Jamie xx—„I Know There's Gonna Be (Good Times) ft. Yung Thug & Popcaan“

„Good Times“ ist so ein Song, den es in London in jedem Geschäft spielt. Die Happy-Vibes sind schon fast nervig, und ich bekomme immer einen Ohrwurm. Aber Kinder mögen Happy-Tunes, hab ich mir sagen lassen.

Paul: Sechs Punkte. Nicht so gut, wie das davor. Aber ganz gut zum reden und auch zum tanzen.
Moritz: Das ist das Regenbogen Lied. 21 Punkte weil ich's cool finde. Ich mag's mehr wenn jemand im Lied singt.

LOVEMAKONNEN—„Club Going Up (On A Tuesday)“

Ich liebe ILOVEMAKONNEN dafür, dass er so wunderbar falsch singt und viel zu viele Effekte über seine Stimme legt. Tuesday anthem.

Paul: Sieben Punkte. Ist ein lustiges Lied, finde ich. Komische Stimme.
Moritz: Das ist null Punkte. Nein Scherz, hundert Punkte. Das Lied macht Spaß.

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SOPHIE—„Lemonade“

Ich wusste schon, dass ihnen dieser Song gefallen wird. Es scheint, als wären alle Kinder verrückt danach—fast wie nach einem Disney-Film. Ich hab mal mit SOPHIE gesprochen und ihm erzählt, dass die Kinder, auf die ich aufgepasst habe, große Fans von dem Track sind. Dass sie ihn am Spielplatz mit ihren Freunden singen und Tänze dazu erfinden. Er meinte, er wollte ohnehin ein Kinderlied produzieren. Paul und Moritz waren schwer davon zu überzeugen, etwas anderes zu hören.

Paul: Das hab ich ausgesucht! Das Furzlied!!!! Da schalt ma lieber leiser. Lemonaaaade.
Moritz: 100 Punkte. Lemonade L-L-Lemonaadee! Lemonaaaaade! L-L-Lemonadee!

Crack Ignaz—„Ned Gscheid (prod. Feux)“

Ein Song auf Deutsch, in dem auch noch das Wort „deppert“ vorkommt, muss doch ankommen, dachte ich. Aber die Kleinen haben keinen Respekt vor dem König der Alpen, scheint mir.

Paul: Das ist schlecht. Nicht so gut wie die anderen.
Moritz: Schlecht. Mag ich nicht. Aber er hat Schlecker gesagt!

Noisey: Was ist das für eine Sprache glaubt ihr?
Paul: Hm…Wien?
Moritz: Nein, das ist doch Englisch.

Drake—„Hotline Bling“

Drake hat uns gestern gezeigt, was für Dancemoves ihr besser nicht auspacken solltet. Paul und Moritz haben das übrigens besser drauf.

Paul: Bei dem Lied denk ich an rot, weil rot ist meine Lieblingsfarbe. Wenn mir das Lied nicht gefallen würde wär's rosa. Rosa mag ich gar nicht. Zehn Punkte.
Moritz: Das ist ein Liebeslied glaub ich.

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Noisey: Würdest du dazu deine Freundin küssen?
Moritz: Ja, aber ich hab keine glaub ich.
Paul: Iiiiiiiih.

Sky Ferreira—„You're Not The One (Cid Rim Remix)“

So klingt das, wenn der gute Cid Rim das Beste aus einem Lied herausholt.

Paul: 10 Punkte. Gut zum Liegen ist das. Da werd ich bissi müde. Nicht so fröhlich.
Moritz: 10 Punkte. Das finde ich ganz cool. Ja, das ist ganz gut. Ahh—warum höre ich nichts mehr wenn die Kopfhörer weg sind?!

Kendrick Lamar—„King Kunta“

Ich liebe das letzte Kendrick-Album. Er zeigt vor, wie man „erwachsene“ Musik machen kann und dabei trotzdem Hits landet.

Paul: Funkig. Lässig.
Moritz: Aber warum hör ich's nicht mehr wenn die Kopfhörer weg sind? Versteh ich nicht. Aber gut. Sechs Punkte.

The Weeknd—„Can't Feel My Face“

Dieser Song, den wir alle nicht mehr hören können und trotzdem noch dazu tanzen wenn wir betrunken sind.

Paul: Mittel. Das kenn ich aus dem Radio. Es gibt schlechtere Lieder im Radio. Null Punkte. Oder nein—sieben Punkte.
Moritz: Ding Ding Diiing. Gut. Guter als das von vorher.

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