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Politik & Musik

Seiler von Seiler & Speer will keine Wahlempfehlung abgeben

In einem Video auf Facebook sagt er, was er von einem Aufruf hält, für Hofer Wahlwerbung zu machen. Spoiler: nicht viel.

Musiker, die sich politisch äußern, befinden sich in Österreich leider in der Unterzahl. Es gibt zwar Ausnahmen: Hubert von Goisern und Rainhard Fendrich etwa, sind zwei aktuelle Beispiele für Künstler, die einen Politiker offen unterstützen. Nazar ist schon länger als Van der Brudi bekannt und die John Otti Band spielte als FPÖ-Hausband regelmäßig auf Hofer-Wahlveranstaltungen (für den letzten Wahltermin wurden sie allerdings nicht mehr gebucht und ansonsten wird es—abgesehen von Andreas Gabalier—schon knapp mit halbwegs bekannten Musikern, die für sich für die FPÖ aussprechen).

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Nur gibt es noch viele, die sich nicht zu einem der beiden Kandidaten bekennen wollen oder sich zumindest anderweitig politisch äußern. Christoph Seiler von Seiler & Speer hat sich zwar zu keinem der Kandidaten direkt bekannt, aber er hat heute Morgen ein Video auf seiner Facebookseite gepostet, in dem er auf die Frage eines Hofer-Wählers, warum er keine Werbung für den FPÖ-Kandidaten mache, reagiert. Problematisch ist nur, wie er das gemacht hat.

Am Anfang des Videos liest er die Nachricht vor, geht auf die Rechtschreibfehler ein und erklärt schließlich, warum er keine Wahlempfehlung abgeben wird. "Warum schreibst mich du an und fragst mich […], dass ich für irgendwen Stimmung mach? Wir haben ein Wahlgeheimnis, Kollege", sagt er als Antwort auf die Aufforderung.

Seiler erklärt außerdem, dass er eigentlich versucht habe, sich nicht einzumischen, weil Künstlern oder "lustigen Leuten", die sich politisch äußern, gesagt werde, dass sie lieber lustig sein sollen. Das findet er falsch. Er zieht den Vergleich, dass laut dieser Argumentation Köche oder Tischler auch lieber bei ihrer Arbeit bleiben sollten, anstatt sich politisch zu engagieren.

"Das hatten wir schon einmal, dass Leute ausgegrenzt werden bei einer politischen Meinung. Da waren wir noch gar nicht auf der Welt, Gott sei Dank", sagt er noch im Anschluss. Den Vergleich zu einer repressiveren Zeit—ich nehme an, er meint den Zweiten Weltkrieg—verwendet er öfter im Laufe des Videos. Er sagt auch, dass wir in der heutigen Zeit einen "Pürgerkrieg" (er spielt dabei auf die Rechtschreibfehler des Hofer-Wählers an) im Kopf hätten:

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"In unserer Gesellschaft geht es momentan um gar nichts, außer wer mehr Likes kriegt, wer mehr Hass schürt und wer den und den denunzieren kann." Dabei macht Seiler leider genau das. Er nennt den Absender der Nachricht im Laufe des Videos einen "Volltrottel" und "Sauschädl", macht sich über die Rechtschreibfehler lustig und zieht immer wieder den Vergleich zur Zeit des Nationalsozialismus—ohne das Wort direkt auszusprechen.

Das Video hat zur Zeit des Verfassens dieses Artikels 1200 Shares und knapp 4000 Reactions und dürfte damit eines seiner weitest verbreiteten Postings sein. Seiler betont zwar, dass ihm beide Kandidaten egal seien, aber offensichtlich ist ihm eine Seite unsympathischer als die andere. In den Kommentaren unter dem Video wird auch darüber diskutiert, ob er sich nicht doch indirekt zu Van der Bellen bekannt hat.

Ob sich Christoph Seiler nun zu einem Kandidaten bekannt hat oder nicht, ist nebensächlich. Er ruft die Leute auf, wählen zu gehen, auch wenn sie ungültig wählen wollen. Gleichzeitig beleidigt er den Hofer-Wähler, der ihn dazu auffordert, Wahlwerbung für Hofer zu machen. Seilers Absicht war bestimmt gut gemeint, wie er die Nachricht transportiert hat—nämlich auch mit herabwürdigenden Kommentaren—, ist jedoch problematisch. Es ist weder OK, von Seiler eine Wahlempfehlung zu verlangen, noch ist es OK von Seiler, beleidigend zu reagieren.

Seiler schreibt im Begleittext zum Video "Bleima bitte Menschen". Auch wenn seine Reaktion sehr menschlich war—es ist offensichtlich ein emotionales Thema für ihn—hätte man auch mit ein bisschen mehr Empathie reagieren können. Auch wenn Facebooks Algorithmen das Gegenteil bevorzugen.

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