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Fat Sushi wollen mit ihrem neuen Label "Fat Wax" frische Farbe in die Techno-Szene bringen

Und als Beweis dafür ist uns das Schweizer Producer- und DJ-Duo nicht nur Red und Antwort gestanden, sondern lassen euch gleich noch ihre erste EP hier exklusiv streamen.
Foto: Facebook

Mit dem Projekt Fat Sushi hat sich Ralph Wirth als DJ und Produzent gemeinsam mit seinem Partner Daniel Strauss einen Namen in der elektronischen Szene gemacht. Schon bevor sich die beiden vor drei Jahren zu Fat Sushi zusammentaten, tourte Ralph mit verschiedenen Projekten durch alle Kontinente und lebte schon in Moskau und an der US-Westküste. Während sich Daniel heute in Kreuzlingen um das gemeinsame Produktionsstudio kümmert, hält Ralph in Zürich ihr neues Label "Fat Wax" am Laufen.

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Bisher veröffentlichten die Schweizer ihre Tracks auf namhaften Labels wie Suara, Stil vor Talent, Hive Audio, Kittball oder Light My Fire. Mit ihrem neu gegründeten Label "Fat Wax" schaffen sich Ralph und Daniel nun eine eigene musikalische Heimat und zeigen, dass Techno nicht nur düstere Bässe und schwarze Kleidung heissen muss. Ich sprach mit Ralph über seine Beweggründe dafür, noch ein Label in die Schweizer DJ-Szene zu schmeissen und warum scheitern nicht immer schlecht sein muss.

Noisey: Hey Ralph! Wie war dein Wochenende? Ruhst du dich jetzt erstmal aus oder rastet ein DJ nie?
Ralph: Danke, alles fein. Es war wunderbar, wir spielten mit Fat Sushi in München und Beirut. Der Club in Libanon war total versteckt und underground, so hinter einem Barber-Shop. Die Crowd war grandios. Schade, waren wir nur so kurz in der Stadt und haben dementsprechend nicht so viel davon gesehen. Sonst arbeite ich unter der Woche im Marketing-Bereich—und natürlich beansprucht das Label momentan einiges an Zeit.

Denn mit "Fat Wax" hab ihr soeben euer eigenes Label für elektronische Musik gestartet.
Genau. "Fat Wax" steht für ein Crossover aus audio- und visueller Kunst. Musikalisch setzten wir auf technoide Sounds, eine Art "soulful techno". Das heisst, es können durchaus auch Vocals in den Tracks vorkommen, die ja im klassischen Techno eher selten anzutreffen sind.

Und wo kommt das Auge ins Spiel?
Den visuellen Part übernehmen unsere Plattencover. Hier arbeiten wir mit dem Künstler Peter Nudo aus San Francisco zusammen, der uns jeweils eins seiner Werke zur Verfügung stellt. Diese Werke werden wir auch über unser Label vertreiben. Die Idee zu diesen Bildern kam mir, als ich kurz vor meiner Rückkehr aus den USA einige Bilder für meine Wohnung gesucht habe. Als ich Peters Bilder sah, dachte ich mir, das wäre eigentlich zu schade, wenn die nur bei mir in der Wohnung in Zürich hängen.

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Hört sich cool an. Wer wird die ersten Cover vertonen dürfen?
Das erste Release ist von Thomas Roberts, einem jungen, eher unbekannten Produzenten aus Montpellier, den wir, wie es heute so ist, über Soundcloud gefunden haben. Zuerst haben wir an einigen Details seiner Musik gefeilt und waren dann der Meinung, ein paar Vocals würden dem Track gut stehen. Mit Richard Judge haben wir einen ziemlich erfolgreichen Vocalist ins Boot geholt. Der Remix von uns und DJ Pierre, einem Acid-House Pionier der 90er-Jahre aus Chicago, gibt der Platte den Kontrast und ein Stück langjährige Erfahrung. Die zweite Platte wird vom Winterthurer Onur Özman sein, den wir schon etwas länger auf dem Schirm haben.

Spricht dieser "soulful techno" auch den momentanen Vibe in den Schweizer Clubs an?
Das ist schwierig zu sagen. Gewisse Länder sind da vielleicht offener für Neues. Wenn du in den Club kommst, merkst du relativ schnell, wie die Crowd tickt, ob sie es lieber etwas melodiöser oder mehr nach vorne möchte. Darum bieten wir auch kontrastierende Remixes auf unseren Releases an: Während das Original vielleicht eher auch etwas fürs Autofahren ist, spielst du den Remix dann im Club.

Man kriegt den Eindruck, dass 2016 das Jahr wird, in dem es bald mehr Labels als DJs geben wird. Fährt ihr mit dem Kickoff eines eigenen Labels auch einen Trend mit?
Daniel und ich sind zusammengezählt schon über 30 Jahre in der elektronischen Musikszene unterwegs und haben schon vieles mitgemacht. Mein Wunsch war es schon immer, ein eigenes Record-Label aufzumachen—wobei man sich schon fragen kann, ob das bei der schwierigen Lage der Musikindustrie heutzutage eine kluge Idee ist. Uns ist das aber egal, ich habe Bock drauf, wir haben da Bock drauf, wir machen das jetzt auch. Klar gefällt das nicht jedem in der Szene, aber ich denke, wir haben da unsere Nische gefunden.

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Du hast bis vor kurzem noch für ein Jahr an der US-Westküste gelebt. Hat die US-Szene dich beeinflusst?
Die Szene für elektronische Musik ist dort klein im Verhältnis dazu, wie gross die Städte sind, besonders in LA. Sie haben eine coole, familiäre Szene. Vielleicht ist das auch der Grund, warum sie sehr entspannt an die ganze Sache rangehen. Im gleichen Club kann ein Fedde Le Grand spielen und am nächsten Tag spielt Maya Jane Coles. Auch die DJs und Produzenten sind recht entspannt—wobei sich trotzdem niemand aus der Untergrund-Ecke mit Steve Aoki zusammentun würde.

Oder sind die Amis einfach oberflächlich und kulturlos und haben keine Ahnung von elektronischer Musik?
Man darf nicht vergessen, dass die Wurzeln der elektronischen Musik mit Detroit und Chicago auch zu einem Teil in den USA liegen. Die Oberflächlichkeit hat aber auch zwei Seiten. Einerseits ist es mitunter so, dass dich jemand, den du am Abend zuvor kennengelernt hast, am nächsten Tag nicht mehr kennt. Darauf musst du dich einstellen. Auf der anderen Seite interessieren sich alle sehr für dich und du kommst schnell ins Gespräch—was hier in Zürich halt schwieriger ist.

Foto: Facebook

Feiern können die Amis ja gut, oder?
Bedingt durch die warmen Temperaturen spielst du oft an Poolpartys, dementsprechend ist der Sound schon etwas fröhlicher und melodiöser. Vereinzelt gibt es schon auch diese Warehouse-Partys oder einige halblegale Geschichten. Die meisten Clubs in LA müssen jedoch um 02:00 Uhr schliessen oder dürfen ab dann keinen Alkohol mehr ausschenken. Die Bude ist dafür um 23:30 Uhr auch rappelvoll.

Fat Sushi spielt also auch weiterhin kein EDM?
Nein, natürlich nicht. Aber die Wärme und der Lifestyle haben schon ein paar Spuren hinterlassen. Vielleicht merkt man das auch an den Covers. In letzter Zeit sieht man ja oft Technoplatten mit klaren schwarz-weissen Illustrationen. Unsere Artworks hingegen sind sehr farbig und fröhlich, eigentlich entgegen dem momentanen Trend mit all den schwarzen Kleidern und düsteren Plattencover.

Vielleicht hat auch die amerikanische "You can do it!"-Mentalität dazu beigetragen, dass wir die Sache mit dem Label jetzt durchziehen. Als wir mit der Idee in der Schweiz ankamen, haben viele Bedenken geäussert, ob wir in dieser übersättigten Labelwelt noch so viel Risiko eingehen möchten. In den USA ist das anders, da ist Scheitern auch nicht so schlimm. Du fällst hin, wäschst dir den Mund ab, lernst daraus und versuchst dich halt woanders. Fat Sushi susht auf Facebook, Soundcloud und Twitter. Fat Wax wachst natürlich auch auf Facebook und auf Soundcloud.

Kamil schreit "You can do it!" auf Twitter.

Noisey Alps mag (nicht nur) musikalisches Sushi auf Facebook und Twitter.