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Sieben Coldplay-Alben, gereiht nach Enttäuschungsgrad

In einem Anfall von Selbsthass habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, Coldplays Alben noch einmal von Stunde null an durchzuhören.

Foto: Julia Kennedy

Chris Martin macht es mir mittlerweile sehr leicht, ihn zu hassen. Früher einmal (und bei dem Satz komm ich mir sehr alt vor, danke dafür!) haben Coldplay Pop gemacht, ohne zu wissen, dass sie Pop machen. Ausgezeichnet. Aber ihre Bandhistorie ist der schmerzliche Beweis für mehrere Tatsachen, man kann wählen: a) Der Erfolgschampagner ist ihnen zu Kopf gestiegen, b) Sie haben keinen Champagner bekommen, sondern nur Fusel von der Tankstelle, der ihre (musikalischen) Gehirnzellen zersetzt hat oder c) der Teufel hat sie gekauft. Wobei, c) fällt aus. Bei Mylo Xyloto ist auch Luzifer weinend davongelaufen.

In einem Anfall von Selbsthass habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, Coldplays Alben noch einmal von Stunde Null an durchzuhören und jeweils Chris Martins Position zu beleuchten. Weil ich ja finde, ich habe sie mit 14 zu Recht gefeiert, hier die Reihung nach Enttäuschungsgrad von ein bis sieben. Je höher die Nummer, desto unverzeihlicher ihr Fail. Spoiler: Kraftausdrücke werden vorkommen. Sorry not sorry.

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1) A Rush Of Blood To The Head​

Chris Martin ist ein Genius. Keine Enttäuschung, einfach nur total feiern. „Clocks“ ist eine Jahrhundertnummer. Und wenn „The Scientist“ nicht so oft schändlich auf diversen Partys missbraucht worden wäre, könnte ich es immer noch endlos hören. Dieses Album ist von A bis Z eines der besten Alben, die Britpop-UK je gesehen hat.

2) Parachutes

Chris Martin war früher mal wirklich super. Das hier ist das Debut, das fast genauso gut ist wie sein Nachfolger. Und außerdem die Platte, bevor der erste große Erfolg eingesetzt hat. Da haben sie halt noch Musik gemacht, weil sie die Songs nicht nur weinend alleine auf der Gitarre zupfen, sondern sie auch ein paar Girls vorspielen wollten.

3) X & Y

Chris Martin zeigt sich experimentierfreudig, ist aber schlau genug, nicht Kopf und Kragen zu riskieren. Keine Enttäuschung, eher ein „Oooh“ und „Aaaaah“, dass die Band sich traut, nach dem zweiten Bombenalbum noch weiteraufzunehmen. Immer noch sehr guter Indiepop, geht noch voll in Ordnung.

4) Viva la vida or Death And All His Friends

Chris Martin leckt Mainstream-Blut. Hier hätte man das erste Mal hellhörig werden müssen. Noch in Kinderschuhen, aber sie war da: die zunächst fast unbemerkte, grausame Krankheit, die viele Namen hat. Nennen wir sie jetzt mal Kommerz. Könnte aber auch Habgier oder Ruhmsucht, oder einfach massentaugliche, langweilige, unaufgeregte Scheißmusik heißen. Vielleicht also eher ein Doppelname.

5) Mylo Xyloto

Chris Martin ist zur Hälfe für uns gestorben. Das war der Anfang vom Ende. Coldplay versuchen krampfhaft, noch größere Hallen zu füllen, indem sie jetzt auch supercoole Elektro-Beats auspacken, die einfach nicht ihre Kragenweite sind. Weil sie nämlich auch gehört haben, dass Rihanna gerade total angesagt war, wollten sie die noch mit ins Verderben ziehen. Sie lacht wahrscheinlich jetzt darüber, jedenfalls hat ihr Süßholzgeraspel in Kombination mit ein bisschen Klimper-Dingeling auf Chris‘ Piano den Untergang eingeläutet.

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6) Ghost Stories

Chris Martin verarbeitet seine Trennung von Gwyneth Paltrow. Wo der Normalbürger teuer für Therapie zahlt, sudert er euch gratis ins Ohr. An früherer Stelle hätte man ihm ein Tempo in die Hand und einen Schmatz auf die Wange gedrückt – leidende Männer, suchen wir das nicht alle, Mädels? Not—aber mittlerweile wissen wir, dass ihm nicht mehr zu helfen ist. Er hat offenbar gemerkt, dass wir ihn alle in seinen Strömen aus Rotz und Wasser liegen gelassen haben und eine neue Platte aufgenommen. Leider.

7) A Head Full Of Dreams

Chris Martin, das war’s mit uns. Ich weigere mich, länger über dieses Album zu sprechen, zu denken oder es anzuhören. Ein ausgekochter, dampfender Haufen Scheiße. Einmal habe ich es schon gesagt: Für dieses neue Coldplay-Album kommst du definitiv in die Hölle. Und wenn ich dir dafür meinen Platz geben muss.

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