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You Need to Hear This

Majical Cloudz befördern euch in vollkommen andere Sphären

Sie wollen nach nichts klingen, das du schon einmal gehört hast. Keine Referenzen, kein unnötiger Ton. Dafür viel Gefühl.

Foto: Sarah O'Driscoll

In ihrem Blog schreiben Majical Cloudz, dass der Auftritt in Berlin für sie der beste ihrer Tour war. Ich treffe sie am Tag darauf in einem sonnendurchfluteten Appartment in Prenzlauer Berg. Beide sehen etwas müde aus, was aber schnell verfliegt, sobald wir über ihre Kunst sprechen. Sie erklären mir, was für ein Konzept hinter der Musik, die sie machen, steht und dass die Leute auf ihren Konzerten nicht tanzen, sondern meistens nur mit offenem Mund da stehen und nach jedem Lied klatschen. Devon und Matthew machen sehr gefühlvolle Musik, allerdings sollte man ihr Album Impersonator besser nicht bei einem Date auflegen—es sei denn man plant definitiv keinen Sex zu haben. Falls doch, empfehlen die Kanadier Leonard Cohen.

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Hey, wie geht es euch?
Matthew: Ganz ok.
Devon: Ja, ganz gut.

Klingt nicht sehr überzeugend. Seid ihr müde?
Beide: Ein bisschen.
Matthew: Gestern war das Konzert, aber zum Glück haben wir heute und morgen einen Day-Off.

Was macht ihr an einem typischen Day-Off?
Devon: Außer Interviews meinst du. (lacht) Das hängt auch immer davon ab, wo wir gerade sind. Eine lange Dusche nehmen, im Bett liegen. Ein bisschen entspannen, sich mit Freunden treffen.

Klingt gut.
Matthew: Ja total. Als wir in Nordamerika unterwegs waren, hatten wir so gut wie keinen freien Tag. Wenn du noch nicht so lange in diesem Business bist, dann verzichtest du lieber darauf. Du spielst so viele Shows wie möglich, fährst stundenlang, übernachtest in einem Zelt und gibst alles. Es tut gut, Zeit zu haben, in der dein Kopf mal an etwas anderes denken kann.
Devon: Das finde ich auch. Langsam checken wir wie man es richtig macht. Und so macht es Spaß.

Was macht eure Musik aus?
Matthew: Ein wichtiger Aspekt bei unserer Musik sind die Regeln, die wir uns für das Musik machen aufgestellt haben.

Was für Regeln?
Matthew: Ich kann sie jetzt schlecht aufzählen. Es ist mehr ein Konzept.

Kannst du mir dann das Konzept erklären?
Matthew: Wir sind sehr direkt. Wir vermeiden alles Unnötige. Bei uns gibt es keinen unnötigen Ton. Wir halten die Dinge sehr minimalistisch. Das zieht sich durch unsere Aufnahmen, unsere Visuals und eben unser gesamtes Projekt.
Devon: Es ist außerdem schwer, uns einzuordnen. Klar machen wir, genauso wie andere Musiker oder Produzenten, elektronische Musik, aber wir benutzen das elektronische Equipment nur, weil es uns sehr viele Möglichkeiten und dadurch auch Freiheiten gibt. So ist das heute eben. Wir sehen die Elektronik allerdings eher als Tool, nicht als eine Musikrichtung.

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Wie würdet ihr eure Musikrichtung dann beschreiben?
Devon: Bei uns geht es mehr um eine Performance. Unsere Musik ist eine Art Monolog, ein Vortrag.
Matthew: Schon elektronisch, aber wenn du zum Beispiel den Klang einer Gitarre in einem Song hörst, dann erinnert das jeden an eine Gitarre. Elektronische Musik macht es möglich, dass Dinge nach nichts, das du kennst oder schon einmal gehört hast, klingen können. Wir wollen abstrakt klingen. Es ist ein bestimmtes Gefühl, das wir mit unserer Musik transportieren wollen. Das ist uns das Wichtigste.

Was für ein Gefühl möchtet ihr vermitteln?
Devon: Ich würde nicht sagen, dass wir ein bestimmtes Gefühl bei den Leuten auslösen möchten. Ich glaube, das geht gar nicht. Wir möchten, dass sie überhaupt etwas fühlen. Irgendetwas. Was immer sie wollen. Egal ob sie sich aktiv mit den Themen unserer Texte beschäftigen oder ob wir sie in Sphären befördern, in denen sie über sich und das Leben reflektieren können. Beides ist in Ordnung. Vielleicht fassen manche Leute unsere Musik, in der es um viele düstere und traurige Themen geht, auch total sarkastisch auf, lachen und freuen sich, wenn sie uns hören.

Geht das denn?
Devon: Ja. Vor ein paar Tagen, haben wir im Auto Pet Sounds von den Beach Boys gehört und Matt meinte: Hey, das ist die fröhlichste Musik, die ich jemals gehört habe.
Matthew: Ja, ist sie auch. Da steckt so viel Freude drin.
Devon: Und ich so: Nein, ist sie nicht. Sie ist total depressiv und traurig. Ich fühle dabei eine tiefe Traurigkeit.
Matthew: So ist es hoffentlich auch bei unserer Musik. Wir hoffen, dass sie komplex genug ist, sodass die Hörer sie verschieden interpretieren können.

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Foto: Jesse Walden

Was ist das perfekte Setting, um eure Musik zu hören?
Matthew: Mal überlegen. Ich schätze, die effektivste Wirkung wäre, wenn du alleine zuhause oder im Auto bist. Irgendwo, wo man ein bisschen Privatsphäre hat. Ich kann mir nicht vorstellen, dass unsere Musik oft auf Partys gespielt wird, wo die Leute tanzen.
Devon: Das ist wirklich schwierig zu sagen, denn unsere Musik ist anspruchsvoller als diese typische Musik, die nur ein Ziel hat. Im Club zum Beispiel, da wollen die Leute tanzen und gut drauf sein. Das ist eine wirklich schwierige Frage, weil wir das natürlich nicht wissen. Wir hören unsere Musik nämlich nicht. (lacht)

Haha, daran habe ich gar nicht gedacht, entschuldigt bitte.
Devon: Kein Problem. Oh Mann, ich wette unsere Musik hört auch niemand auf einem Date. Oh Gott, Matthew, stell dir das mal vor. Da sind zwei Leute auf der Couch und kommen sich gerade näher—dann kommt ein Lied von uns, bei dem es um Tod und Verderben geht.
Matthew: Aber vielleicht werden sie dann auch total sentimental. Ich finde unsere Musik ist eher wie ein Buch. Du liest es und es regt dich zum Nachdenken an.
Devon: Kennst du Leonard Cohen?

Ja.
Devon: Wenn du ein Date hast und planst zu hundert Prozent keinen Sex zu haben—dann legst du unsere Musik auf. Wenn du Sex haben willst, spielst du Leonard Cohen. Unsere Musik ist quasi Leonard Cohen für abstinente Leute. (beide lachen)

Tanzen die Leute auf euren Konzerten?
Matthew: Nein. Eigentlich nicht. Nur manchmal.
Devon: Leute, die uns noch nie gesehen haben, stehen meistens einfach nur da—mit offenen Mund und klatschen brav nach jedem Lied.

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Ist das nicht komisch?
Devon: Ja, total. Ich glaube, die Leute haben eine große Erwartung, wenn sie auf unsere Konzerte gehen. Vor allem, wenn sie nur unsere Aufnahmen kennen, dann erwarten sie zwei Künstler, die eine sehr traurige und ruhige Show abziehen. Ich wette, sie denken ich heule auf der Bühne. Aber so sind wir nicht.

Wie seid ihr denn?
Devon: Wir wollen gute Gastgeber sein. Wir wollen, dass die Leute sich wohl auf unseren Konzerten fühlen. Deswegen bieten wir ihnen viele verschiedene Emotionen—nicht nur Traurigkeit.

Du bist ein guter Freund von Grimes, stimmts?
Devon: Ja. Sie gehört zu meinen besten Freunden.

Wie ist sie so?
Devon: Ich würde niemals ein schlechtes Wort über sie sagen, sie ist eine wunderbare Person. Wir haben uns in der Uni kennengelernt, da waren wir 18. Sie ist einfach sehr charismatisch und kann sich für so viele Dinge faszinieren, das mag ich an ihr. Wir waren lange zusammen, sie und ich. Ich glaube, dass ich die Person, die ich heute bin auch vor allem durch sie geworden bin.

Macht ihr vielleicht mal wieder zusammen Musik?
Devon: Wir haben fast täglich Kontakt, kann also gut sein, dass wir in ein paar Jahren mal wieder etwas zusammen machen, ja.

Cool. Wird es bald Nachschub von Majical Cloudz geben?
Devon: Ja, es wird sexy.

Im ernst?
Matthew: Nein. Das war nur Spaß, noch weniger Sex, als davor. (beide lachen)

Das Album Impersonator gibt es bei iTunes und Amazon

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