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You Need to Hear This

Halasan Bazar sind die Google- und Amazon-freundlichste Band der Welt

Aber nach ehemaligen Bandnamen wie Shitty Beatles, Sex Glove, Badminton, The Arch Bishops, Heavy Comfort, Loose Cannon, Sticky Bandits, The Smell of Mutiny… usw. konnte es nur bergauf gehen.

Musiker heutzutage haben es nicht leicht. Der Anstieg von neuen, tollen Bands ist inflationär und mit den komplizierten Google-Algorithmen im Hinterkopf wird die Bandnamenwahl zu einem schweren Hindernis, das die meisten Bands leider nicht besonders erfolgreich meistern. Halasan Bazar aus Kopenhagen dagegen ist es gelungen, einen Namen zu wählen, der nicht nur Google-freundlich ist, sondern auch Amazon auf wilde Gedanken bringt. Als wir die fünf sympathischen Jungs zum Interview trafen, haben sie uns allerdings das Geheimnis hinter ihrem Namen verraten beziehungsweise vorgeführt (es hat etwas mit Yoga zu tun), uns erklärt, dass es in Sachen Namenswahl tatsächlich noch schlimmer geht und sich mit uns über andere Schwierigkeiten unterhalten, die junge Bands heutzutage so auf sich nehmen müssen.

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YNTHT: Euer neues Album heißt Space Junk. Ich finde es sehr bedenklich, dass ihr etwas, das ihr kreiert habt, als 'Junk' bezeichnet.
Fred: Naja, Space Junk sind ja kaputte Satelliten und unser Müll, der kreisförmig um den Planeten herumfliegt. Es gibt Leute, die denken, dass dieser Weltraummüll mal die Sonne verdecken wird. Zum einen ist das ein Thema auf unserer Platte und zum anderen soll „Junk“ eine Anspielung auf die Droge sein. Aber wenn du dann wiederum „Space“ davor stellst, dann ist es eher wie ein Zustand, in dem du von der Gesellschaft abgetrennt bist. Du sperrst dich in dir selbst ein. Als wir das Album aufgenommen haben, war ich sehr deprimiert und ich fühlte mich wie ein Drogenabhängiger, weil ich mir viele ernsthafte Gedanken gemacht habe. Die dritte Bedeutung dahinter ist, dass ich einfach sehr viele Lieder schreibe, vielleicht 50 bis 100 im Jahr. Und deswegen musste ich die anderen Songs irgendwo lagern und habe eine Playlist erstellt, die ich Space Junk nannte, einfach weil wir eine Out-of-Space-Band sind.

Das ist ja mal ein Output. Also könntet ihr dieses Jahr unzählige Alben rausbringen mit euren 100 Songs?
Ja, wenn wir das Geld dafür hätten, klar. Aber leider ist es so teuer, Vinyl und CDs zu pressen. Und unsere Songs sind wie unsere kleinen Babys. Wenn du alle zum gleichen Zeitpunkt herausbringst, wo sollst du dann anfangen?

Euer erstes Album habt ihr nur auf Kassette veröffentlicht, richtig?
Ja, in den Staaten. Das war auf einem Label aus San Francisco, das alle ihre Veröffentlichungen auf Kassette herausbringt. Die meisten der Kassetten wurden in den Staaten verkauft. Es ist ein witziges Format. Bevor ich das Album gemacht habe, wusste ich gar nichts darüber.

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Hört ihr noch Kassetten?
Ja, nach dem Release habe ich angefangen, Kassetten zu hören (lacht). Ich finde, jedes Format hat seinen eigenen einzigartigen Sound. Nichts klingt genau gleich. CDs und MP3s haben diesen genauen Sound, aber die alten Formate wie Kassette und Vinyl bringen den ganzen Sound in so eine Einheit. Hast du einen Plattenspieler?

Nein, ich bin absoluter Spotify-Verfechter. Ich weiß, alle hassen das.
Ich höre aber auch Spotify.
(Alle anderen): Ich auch.

Aber ihr hört auch Kassetten?
Craig: Ich bin so alt, dass ich nicht drum herum gekommen bin. Ich hatte eine riesige Sammlung. Aber vor Kurzem habe ich die komplette Sammlung weggeworfen. Es hat mich einfach genervt, all diese Sachen bei mir rumstehen zu haben.
Christian: Mein Walkman ist kaputt gegangen, nachdem ich ihn zum ersten Mal benutzt habe. Die sind nicht sehr zuverlässig.
Fred: Ich glaube, in den Staaten ist das eher ein Ding, weil die Leute Autos haben und lange Wege zurücklegen müssen. Und viele junge Leute fahren uralte Autos, weil sie nicht so viel Geld haben. Und in denen sind eben Kassettenspieler drin. Also brauchen sie Kassetten.
Karl: Es kostet fast nichts, deine Platten auf Kassette rauszubringen. Viele Indiebands machen das so.

Ist es nicht teurer, etwas auf Kassette rauszubringen?
Nein, nein. Für uns war es jedenfalls umsonst, weil das Label es bezahlt hat. Aber es ist vielleicht ein Zehntel des Vinyl-Preises und ein Drittel des CD-Preises. Ich wünschte, wir hätten noch Kassetten, du kannst sie in jeder Farbe bekommen. Also ist das Paket an sich ganz cool. Fast so cool wie Vinyl.
Preston: Ich würde aber gern die alte Platte auf Vinyl pressen lassen.
Craig: Und dann machen wir einen Film, einen Betamax-Film.

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Was für ein Film?
Ein Betamax-Film. Du bist zu jung dafür, du kannst dich nicht mehr daran erinnern.
Alle anderen: Ich auch nicht.
Craig: (lacht) Das war ein Videoformat.Betamax war eigentlich besser, aber VHS war nutzerfreundlicher, deswegen hat es sich durchgesetzt.
Christian: Ich glaube, die Kassetten sind vor allem für kleine Bands eine Option, wenn sie kein Geld haben.
Fred: Es bringt dich auf jeden Fall mit anderen Bands zusammen. Es ist wie eine kleine Szene und jeder, der dieses Kassettending macht, ist ein Freund von dir. Deswegen haben wir in Amerika so viele Leute, die uns lieben. Es entsteht eine Art Kommunikation. Wir sind nicht nur auf irgendwelchen Listen auf Spotify. Die Kommunikation geht ja so total verloren und auch das Drumherum. Wenn du eine Kassette oder eine Platte hast, dann ist das viel mehr eine Erfahrung. Man kriegt mehr Aufmerksamkeit. Aber wir sind auch auf Spotify.

Ihr lebt alle in Kopenhagen, aber ihr kommt nicht alle aus der Stadt, oder?
Ich bin Norweger, deswegen bin ich dort vor ein paar Jahren hingezogen.
Karl: Ich komme aus Australien und bin vor fünf Jahren dorthin gezogen.
Craig: Ich komme aus Manchester.
Preston: Ich bin vor acht Jahren hierher gezogen, aber war schon mal vor 11 Jahren da.
Karl: Jetzt steckt er fest.
Fred: Ich sehe ihn gern als einen modernen Hemmingway in Exil. (Alle lachen)

Und wie habt ihr euch alle in Kopenhagen getroffen?
Karl: Ich habe Frederik in dem Café, in dem er arbeitet, kennengelernt.
Fred: Du spielst im Prinzip jahrelang in beschissenen Garagenbands und dann hältst du eben immer Ausschau nach Leuten, die gut Gitarre spielen können oder irgendwas anderes gut können.

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Dann klaust du dir die besten aus den anderen Bands zusammen?
Karl: Ja, er klaut alle weg. Er ist schuld an einigen Streits in dieser Stadt.
Fred: (lacht) Wir haben uns alle in Kopenhagen getroffen, deswegen gibt es schon diese Art Exil-Gesellschaft bei uns mit vielen Kanadiern und Australiern, Schweden, Norweger, auch ein paar Dänen.
Karl: Wir suchen noch nach Deutschen, die unserer Gruppe beitreten können.
Fred: Haha, ich klaue mir noch ein paar Deutsche zusammen.

Ich habe eine sehr ausführliche Beschreibung zu dem Wort Halasan gelesen. Ist das eine Yoga-Übung oder wie?
Karl: Ja, du bekommst es vorgeführt. (zu Craig) Komm mach es vor.
Craig: Na gut, aber ich habe wirklich Schmerzen in der Schulter.
Preston: Ich massier dich auch später.

(Craig macht eine Yoga-Übung)

Und warum habt ihr euch für diese Position entschieden?
Fred: Auf meinem Klo hängt eine Beschreibung von verschiedenen Yoga-Positionen. Ich bin so ziemlich das Gegenteil von Yoga, ich kann mich absolut nicht bewegen, also wählte ich die schwierigste Position aus und habe es als Metapher verstanden, etwas unmögliches zu erreichen.

Und dann hast du Craig gefunden.
Ja, und das Unmögliche wurde möglich. Deswegen ist er auch in der Band. (lacht) Wir haben dann auch noch einen Laden in Kopenhagen gesehen, der Bazar hieß, und uns hat der Name gefallen. Also habe ich es zusammengeworfen und geguckt, ob das für Google passt. Ich hatte schon vorher ein paar schreckliche Bandnamen.

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Hau mal raus.
Karl: Shitty Beatles, Sex Glove, Badminton, The Arch Bishops…
Fred: Heavy Comfort, Loose Cannon, Sticky Bandits, The Smell of Mutiny…

Smell of what?
Smell of what? wird auf jeden Fall unser nächster Bandname. (Alle lachen)
Karl: Ja, der ist gut.
Craig: Der ist echt gut. Wir sollten uns umbenennen.
Karl: Ich mag auch The Phantom Pillow.
Fred: Also es war schon mal schlimmer.

Kennt ihr das Empfehlungssystem von Amazon, das dir sagt, was andere Leute, die dieses Produkt gekauft haben, außerdem noch gekauft haben?
Ja.

Bei eurem Album wurden mir diverse Grill-Bibeln vorgeschlagen für Schwein, Huhn, Rind, alles.
(Alle lachen)
Craig: Das bedeutet wahrscheinlich, dass wenn Halasan Bazar Essen wäre, dann wäre es etwas zum Grillen.
Preston: Nein, wir wären ein Fertiggericht, das du im Supermarkt kaufen kannst.
Fred: Aber hat Amazon auch Bands vorgeschlagen?

Nein, nur Bücher über Fleisch.
Fred: Das ist so cool. Eigentlich willst du ja auch nicht noch mehr Musik, wenn du bereits Musik gekauft hast. Aber Fleisch schon.

Vielleicht ist eure Musik auch die perfekte Grill-Musik.
Karl: Unsere Musik passt auch gut in den Sommer.
Fred: Dann brauchst du nur noch eine Anlage.

Das schlägt Amazon bestimmt danach vor.
Ja, bestimmt.

Halasan Bazar könnt ihr im Sommer aber auch live sehen:

21. Juni—Berlin, Nordic By Nature - Midsommar Party
22. Juni—Münster,Eule
25. Juni—Kassel, Magic Garden III
26. Juni—Hamburg, UdN (Universität Der Nachbarshafen)
28. Juni—Fusion Festival
20. Juli—Leipzig, Festival L'Abore
31. August—Berlin, Torstrassenfestival

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Halasan Bazars Space Junk ist bei Crash Symbols erschienen.

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