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Brian Shimkovitz' großartige Kassetten aus Afrika

Von senegalesischem Rap bis 90er-Jahre Housemusik aus Südafrika: Brian Shimkovitz hat über 4.000 Kassetten mit afrikanischer Musik gesammelt.

Brian Shimkovitz ist der Indiana Jones der afrikanischen Kassetten. Er besitzt vielleicht kein Lasso oder fundiertes Wissen über alte Zivilisationen, aber er würde gefährlich gut aussehen in einer Harrison-Ford-Fedora. Brian schreibt über lebensverändernde Songs auf seinem großartigen Awesome Tapes From Africa-Blog, den ihr euch zu Gemüte führen solltet.

Shimkovitz widmet seine Zeit dafür, verschiede Afrikanische Musikterritorien auszugraben. Alles im Namen der wertvollen Artefakte: Todesfreshe Tapes. Also habe ich mich mit ihm getroffen, um über die Musik aus dem Mutterland zu sprechen.

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YNTHT: Wie hat das alles begonnen?
Brian: Ich bin 2002 zum ersten Mal nach Ghana gereist und habe schnell herausgefunden, dass man die beste Musik auf den Kassetten finden konnte. Ich war schon immer der Kassettentyp, also war es für mich kein großes Ding. Kassetten kosten da etwa einen Dollar, also habe ich einen Arsch voll gekauft und einige Schuhkartons voll davon nach Hause geschickt.

Was hat dich ursprünglich nach Afrika gezogen?
Ich habe die Besonderheiten des Hiplifes studiert, eine lokale Form der Rapmusik in Ghana. Also habe ich nach mehr Musik gesucht und bin gereist. Ich habe zahlreiche Kassetten von nie endender Vielfalt und Bizarrerie gefunden. Ich mag viele verschiedene Arten von Musik aus Afrika—traditionell, Pop, elektronische Musik—und am Ende habe ich immer mehr Sachen gefunden, für die sich ein genaueres Hinhören lohnte. Ich habe schon eine kleine Störung, was das angeht. Ich habe mittlerweile rund 4.000 Kassetten in meinem kleinen Apartment in Manhattan.

Was hattest du im Sinn, als du den Blog gestartet hast?
Ich wollte einfach die Musik teilen, die wahrscheinlich kaum jemand außerhalb Westafrikas hört. Nachdem ich ein Jahr in Ghana gelebt hatte, bin ich mit dem Eindruck zurückgekommen, dass du überall Musik hörst—im Radio, in öffentlichen Verkehrsmitteln, beim Friseur, im Laden—ich dachte, es wäre eine coole Sache, wenn man den Leuten zeigt, wie sich Afrika anhört.

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Hast du erwartet, dass es so gut laufen würde?
Ich habe gemerkt, dass der Traffic auch von Leuten kam, die keine Birkenstockschuhe tragen. Also fühlt es sich wie ein großer Erfolg an. Durch das positive Feedback will ich meine Kassetten sogar noch mehr teilen.

Wie behältst du bei den ganzen Kassetten den Überblick?
Ich habe noch kein Organisationssystem, einfach nur eine Reihe von Kartons. Wenn ich etwas finden will, dann sollte ich Zeit mitnehmen, danach zu suchen!

Was mich an den Kassetten immer fasziniert ist das Artwork. Was macht diese so cool?
Grobe Kollagen und gewagte Farben stechen für mich bei afrikanischen Kassetten hervo. Ich mag es, dass die meisten davon Portraits von Künstlern sind, manchmal überraschende Posen oder Kontexte. Sie sehen immer scharfsinnig aus.Diese Cover sind immer lebhaft und sehen aus wie aus vergangenen Tagen (auch wenn es eine Bongo-Flava-Kassette aus Tansania aus dem Jahr 2003 ist).

Gibt es Regionen, die du musikalisch bevorzugst?
Ich mag die Musik aus der Sahelzone, die ausgedörrte Region an der Grenze zur Sahara, in Niger, Mali und Mauretanien. Die Musik ist oftmals spärlich und gefühlvoll und mit markantem Gesang.

Wie wählst du die Songs aus, über die du bloggst?
Ich poste gerne Tracks, die in meinen Ohr sehr bizarr klingen, oder die sehr beliebt in der Region sind, wo sie herkommen. Ich versuche alte und neue Tracks, akustisch und elektronisch, aus so vielen Regionen wie möglich zu mixen.

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Hast du ein Team von Superspürhunden für seltene Kassetten, ich meine, wie bekommst du die ganzen Sachen?
Seit ich mit dem Blog angefangen habe, waren sehr viele Leute aus dem Internet freundliche Unterstützer. Ich sehe es ein bisschen wie ein öffentliches Projekt, es ist unglaublich, wie viele Leute an mich denken, wenn sie reisen, und mir ein paar Tapes mitbringen.

Welches Zeug feierst du am meisten?
Ich mag in letzter Zeit viel 90er-House-Musik aus Südafrika und ich habe schon immer Rap aus Senegal und Tansania gefeiert. In letzter Zeit habe ich ein Faible für nigerianische Fuji-Musik entwickelt und ich mag auch verschiedene kenianische Gitarrenbandsounds aus den 70ern.

Erzähl uns ein bisschen von der afrikanischen Musikindustrie.
Ich denke, es gibt Hindernisse, die den DIY-Denkansatz, Untergrundkünstler in den Mainstream aufsteigen zu lassen, genauso verhindern, wie wir es bei uns im Westen gesehen haben. Die Leute müssen zahlen, damit ihre Songs im Radio gespielt werden. Während es leichter geworden ist, ein Album selbst zu produzieren, ist es noch viel schwieriger geworden, dass deine Musik außerhalb deiner Nachbarschaft gehört wird. Touren ist fast unmöglich wegen der Kosten und der Logistik; und durch Piraterie bekommen die Künstler kaum Geld für ihre Platten.

Floriert die Kassettenkultur immer noch da unten? Weil, du weißt, das Internet killt alles Coole hier drüben.
Ich glaube, Kassetten haben derzeit einen guten Status. Die Langlebigkeit von Kassetten ist ein wichtiger Faktor, wenn Staub, Hitze und Luftfeuchtigkeit zur Lebensrealität gehören.

Was hat das Internet auf der anderen Seite dazu beigetragen, dass die Menschen auf der ganzen Welt afrikanische Musik kennenlernen können?
Das Internet ist wie ein Plattenladen mit unbegrenzten Gängen an freier Musik, die du dir niemals angehört hast. Du braucht aber eine Richtung, ansonsten schaffst du es nicht die etwas obskuren Sounds hinter dir zu lassen. Dennoch lässt dich das Internet Dinge entdecken, für die du zu schüchtern oder zu sehr in Nebraska steckst, um es jemals gehört zu haben.

Zum Schluss, wenn du deine eigene großartige Kassette für Afrika machen könntest, welcher Song wäre drauf?
Der Soundtrack von Twin Peaks.

Macht Sinn.