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You Need to Hear This

Dank Hannes Rasmus habe ich begonnen mich ernsthaft mit Techno zu beschäftigen

So beginnen die besten Karrieren: Hannes Rasmus hat mit elektronischer Musik angefangen, weil er niemanden gefunden hat, der mit ihm eine Punkband gründen wollte.

Foto: Jessica López

Wenn ich zu Techno tanze, stehe ich meistens verstrahlt in Clubs oder bin in fremden Loft-Wohnungen auf absurden „Afterhours", die hier aber keiner so nennt. Nach meinem Interview mit dem Hamburger Produzenten Hannes Rasmus habe ich allerdings erstmal stundenlang gegoogelt. Ich weiß jetzt, wie ein TB 303-Klon aussieht, dass Tocotronic Unrecht haben und ich höre tagsüber seine Tracks, während ich versuche meinen Drang Gameboy zu spielen, zu unterdrücken.

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YNTHT: Wie beschreibst du deine Musik jemandem, der keine Ahnung von dir hat?
Hannes Rasmus: Ich würde sagen, melodischer, analoger Techno trifft es schon ganz gut. Also relativ minimalistisch gehalten und in jedem Fall mit Fokus auf Melodie.

Wie bist du denn zur Musik gekommen?
Ich habe, glaube ich, mit 13 angefangen Gitarre zu spielen und haste nicht gesehen. Ich hab immer irgendwie Musik gemacht. Angefangen mit elektronischer Musik habe ich, weil ich niemanden finden konnte, mit dem ich eine Punk-Band gründen konnte.

Naja ist ja auch schwierig.
Ja, ja! Das ist schon echt schwer. Ja also ich habe dann Ende der Neunziger mit elektronischer Musik angefangen. Früher habe ich mehr so Drum'n'Bass gemacht, bin dann irgendwann bei House gelandet und dann wurde es immer mehr zu Techno.

Also ich habe mir natürlich ein paar deiner Tracks angehört und dabei gemerkt, dass alle—zumindest vom Namen her—etwas mit Tocotronic zu tun haben. Was genau hat es damit auf sich?
Also ich war früher ein großer Tocotronic-Fan und das mit den Titeln ist eigentlich dadurch entstanden, dass ich diesen Song gemacht habe, „Analog ist besser". Da ist die eine Hälfte des Basslaufs von einem analogen Synthesizer gespielt und die andere Hälfte von einem digitalen Synthesizer. Der Gedanke war, dass die beiden gegeneinander kämpfen und gegeneinander antreten. Der Analoge gewinnt. Dadurch ist dann der Titel „Analog ist besser" entstanden und dann hatte ich dazu noch 'nen Mitbewohner, der Dirk hieß. Dirk hat immer von so 'nem Auftritt von Carl Craig geschwärmt und da gab es dann ganz schnell den Titel „Wir sind hier nicht in Detroit, Dirk" und die anderen beiden Titel kamen dann noch dazu.

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Tocotronic sind ja nun eine Band, die aus der Hamburger Schule kommen.
Ja.

Gibt es denn auch so etwas wie eine Hamburger Schule im Techno oder House?
Es gibt in den letzten Jahren schon recht viele Sachen, die aus Hamburg kommen und Hamburg hat auch eine relativ konstante Szene, mit der ich aber recht wenig zu tun habe. Irgendwie habe ich da nicht so richtig viele Kontakte zu, aber es gibt schon 'ne Menge guter Leute in Hamburg im Techno-Bereich. Da hat sich dann schon so ein Sound gebildet, der mich auch auf jeden Fall beeinflusst hat.

Wie ist dieser Sound denn so im Vergleich zu dem Sound anderer Städte?
Ich weiß nicht, ob der anders im Vergleich zu anderen Städten ist. Ich finde aber grundsätzlich sind es relativ viele recht melodische Sachen und harmonische Sachen, die trotzdem minimal sind. Das ist so der Sound, der in den letzten Jahren aus Hamburg gekommen ist.

Du bist auf Gold Panda's Label Notown. Wie kam es dazu?
Ich war im Hamburger Club Baalsaal auf 'ner Show von Gold Panda und James Holden. Jedenfalls stand ich relativ betrunken an der Bar und dann stand Derwin (Gold Panda, Anm. d. Red.) neben mir und dann sind wir ins Gespräch gekommen und haben uns über Synthesizer aus den Achtzigern und Drum Machines und so etwas unterhalten. Das war so das Ding. Dann hat er sich auf Soundcloud meine Sachen angehört und gesagt, dass er die veröffentlichen will.

Das ist dann ja aber echt gut für dich gelaufen.
Ja. Vor allem, da ich sonst eigentlich echt schüchtern bin und sonst niemanden anspreche. Das war ein ziemlich großer Zufall, dass ich gerade besoffen genug war, um mich mit ihm zu unterhalten (lacht).

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Ist denn ein Album geplant?
Nee, erstmal noch nicht. Ich arbeite jetzt gerade noch an einer EP. Ich wollte die ganze EP mit demselben Equipment machen, mit dem ich auch live auftrete. Also komplett ohne Computer. Nur mit Hardware, Sequenzern und Synthesizern und ich überlege jetzt noch, was ich genau dafür benutzen werde. Ich habe schon mit ein paar Ideen angefangen, aber konkret ist da noch nichts fertig.

Also ist es ein relativ langwieriger Prozess bis du einen Track fertig hast?
Das kommt ganz drauf an. Manchmal kommt das ganz schnell und manchmal dauert es einfach ewig. Ich schmeiße ganz viel weg im Prozess. Ich fange an und schraube so ein bisschen an Synthesizern rum und probiere dann irgendwie auf 'ne Idee zu kommen, die mir gefällt. Es kann dann passieren, dass es ganz schnell geht und ich in zwei Tagen einen Track komplett fertig habe. Es passiert aber auch, dass ich den nach zwei Stunden wieder wegschmeiße und etwas Neues probiere. Manchmal dauert es aber auch Monate bis ich fertig bin, weil ich immer wieder etwas rausschmeiße, etwas neu dazu aufnehme usw. Es ist echt unterschiedlich.

Wird deine EP so klingen, wie die Sachen, die jetzt schon von dir online sind?
Ich glaube ich werde mir demnächst einen TB 303-Klon bauen und es könnte dann ein bisschen mehr in die Richtung Acid House gehen. Ich bin aber noch nicht ganz sicher.

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