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On an On sind total verknallt, in sich selbst

Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben und eine neue Band ist wie eine neue Liebe. Auch wenn sie aus den gleichen Leuten besteht.

On an On könnten auf den ersten Blick eine junge, hoffnungsvolle Indiepop-Band aus den USA sein, die gerade noch so ihre High School abgeschlossen hat, und sich jetzt zum Trotz der Eltern an einer Karriere in der Musik versuchen, aufs College scheißen und das fürs Studium zur Seite gelegte Geld für die Tour rausballern. Passenderweise bringen Nate Eiesland, Alissa Ricci und Ryne Estwing von On an On auch heute ihr Debüt heraus, was aber nicht heißt, dass sie noch grün hinter den Ohren sind und tatsächlich gerade aus der Schule kommen. Die drei sind schon alte Hasen im Musikbusiness, haben schon acht Jahre zusammen in der Band Scattered Trees gespielt und versuchen jetzt mit On an On einen Neustart—schon alleine wegen der Schmetterlinge im Bauch und der ganzen Aufregung und so.

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So sind die drei frisch in sich selbst verliebt und haben nun mit „Give In“ ein Album produziert, das ohne Zweifel aus der Feder eines Frischverliebten stammen könnte. Im Übrigen ist das auch für Rynes Mutter in Ordnung. Wir haben die drei am Ende eines sehr langen Interview-Tags getroffen und mit ihnen noch ein bisschen über Meerjungfrauen, Eltern und die ganze Aufregung gesprochen.

Noisey: Und, hattet ihr an eurem langen Interview-Tag wenigstens ein bisschen Spaß?

Ryne: Ja. Wir haben jedes Mal die Plätze gewechselt. Dann hatten wir ein wenig Abwechslung (lacht).

Das klingt nach viel Spaß. Warum habt ihr denn das d aus eurem Bandnamen ausgelassen?

Nate: Ganz ehrlich, der Bandname kam mir in einem Traum. Ich war unter Wasser und ich bin mir recht sicher, dass ich gerade ertrunken bin.

Also ein Albtraum?

Es war im Prinzip ein Albtraum. Eine Meerjungfrau kam zu mir und ich dachte, sie wird mich retten und mir helfen. Sie war wundervoll. Und sie flüsterte „On and On“ in mein Ohr, aber hat mir nicht geholfen. Und ich wachte auf und dachte, ich wäre ertrunken. Vielleicht hat sie mich auch gerettet. Ich weiß es nicht, aber so wie sie „On and On“ gesagt hat, hatte es kein d mit drinnen. Und das verfolgte mich. Eines Tages haben wir über Bandnamen gesprochen und ich habe von meinem Traum erzählt und alle fanden, das passt.

Das ist eine gute Bandnamen-Geschichte.

Alissa: Das fanden wir auch.

Nate: (lacht) Die verdammten Meerjungfrauen. Danke dafür.

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Was haben eure Mütter immer zu euch gesagt, als ihr noch jung wart?

Alissa: …you're gonna be a star. Nein, Quatsch.

Nate: Meine Mama hat immer gesagt, behandle die Leute gut, teile deine Sachen.

Alissa: (spricht in einer hohen Stimme) Nathan, behandle die Leute gut. Meine Mama hat immer gesungen (fängt an zu singen): You can't always get what you want.

Ryne: Das hat sie gesungen?

Alissa: Ja.

Ryne: Wow. Meine Mutter hat immer gesagt, dass wenn ich schwul werde, würde sie mich trotzdem behalten und lieben. (Alle lachen) Und ich habe immer gesagt „Sorry Mama, ich bin nicht schwul.“

Nate: Das ist super. Beste Antwort des Tages.

Alissa: Das wird auch das beste Interview des Tages, weil es das letzte ist.

Was sagen eure Eltern jetzt zu euch, zum Beispiel dazu, dass ihr Musiker geworden seid?

Nate: Meine Eltern unterstützen mich total bei dem, was ich tue. Sie sagen, dass es wirklich toll ist, dass ich das machen kann, was ich liebe. Sie unterstützen mich sehr.

Ryne: Generell sind alle unsere Eltern sehr stolz und unterstützen uns. Leider ist das traurigerweise eher die Ausnahme.

Nate: Wenn du so etwas wie wir machst, dann machst du das nicht für das Geld. Das funktioniert einfach nicht. Also kann ich schon verstehen, dass Eltern es gern hätten, dass die Kinder einen stabilen Job haben, weil sie wollen, dass du eine Sicherheit hast und es dir gut geht. Aber wir kriegen sehr viel Unterstützung von unseren Eltern.

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Alissa: Ich liebe es, wenn mir mein Vater nach einer Show immer schreibt „Wie war die Show auf einer Skala von 1 bis 10?“ Es ist nicht nur so, dass sie uns nur unterstützen, sie interessieren sich sogar dafür. Sie sind dann auch ganz aufgeregt, wenn es gut läuft. Nate hat vor ein paar Tagen seine Mutter angerufen, nachdem das Konzert in London ausverkauft wurde, und sie hat angefangen zu weinen.

Nate: Ja, vor Freude, weil sie so stolz war. Ich habe ihr erzählt, dass alles gut läuft. Das war noch bevor wir losgefahren sind. Wir waren in New York und ich habe ihr gesagt, dass es in Europa ziemlich gut aussieht, wir uns total darauf freuen und anscheinend eine Fangemeinde haben. Und sie fing an zu weinen: „Oh mein Gott. Ich bin so stolz auf euch. Ich bin so glücklich.“ Linda, ich liebe diese Frau.

Ihr wart vorher alle drei in der Band Scattered Trees. Es war aber nicht unbedingt eine eigene Entscheidung von euch, die Band aufzulösen und eine neue Band zu gründen, oder? Die anderen sind aus der Band ausgestiegen, oder?

Alissa: Das hat sich aufgelöst. Den Ausdruck benutzen wir gerne. Die Band hat sich langsam aufgelöst. Eine Person ist ausgestiegen, dann die nächste und so weiter. Also mussten wir uns am Ende entscheiden, wollen wir die Stücke wieder zusammenflicken oder lassen wir sie sterben und starten etwas neues.

Nate: Also war es schon eine aktive Entscheidung, in dem Sinne, dass wir die letzten Mitglieder aus einer Gruppe waren, die mal doppelt so groß war. So mussten wir uns aktiv dafür entscheiden, dass es vorbei ist. Wir drei waren es, die sich dazu entschieden, es sein zu lassen. Scattered Trees an sich war nicht wirklich der Grund, sondern eher das, was wir machen wollten. Wir hatten mit On an On die Chance auf einen Neustart und die Möglichkeit musikalisch etwas zu tun, das vielleicht für Scattered Trees zu abenteuerlich oder zu riskant gewesen wäre. Aber eigentlich haben wir einfach nur das gemacht, was das aufregendste für uns war, und das war der Neustart. Es war auch sehr riskant. Schließlich hatten wir schon eine Fangemeinde, mit denen wir dann im Prinzip unsere Beziehung beendet haben. Hoffentlich kommen sie auch zu On an On. Aber es war einfach das aufregendste, was wir hätten machen können. Und als Künstler müssen wir uns dieser Art Instinkt auch hingeben.

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Fühlt es sich jetzt auch an, als wärt ihr wieder ganz am Anfang?

Absolut. Es ist ein kompletter Neustart. Wir haben fast ein ganz neues Team von Leuten, die mit uns arbeiten, auch das Label. Es war definitiv wie ein Neustart, aber das war überhaupt nicht negativ. Daher kommt ein großer Teil unserer Energie. Die Freiheit, die wir dadurch bekommen haben, war sehr hilfreich.

War es beim ersten Mal dann spannender?

Alissa: Nein.

Nate: Nein, das erste Mal ist schon acht Jahre her. Scattered Trees gab es eine lange Zeit und es fing alles an, als wir noch Teenager waren. Die Atmosphäre ist jetzt eher…

Nate: …erwachsen.

Alissa: Es ist entspannter und wir haben alles einfach gelassen, wie es war. In anderen Bands herrscht oft eine Atmosphäre, das man etwas schaffen muss, das nicht da ist oder das man nicht ist. Ich mag es in dieser Band viel lieber. Ich habe viel mehr Spaß so. Wir gehen mit dem Flow und versuchen nicht, etwas zu sein, das wir sein möchten oder müssen.

Ryne: Wir wissen jetzt auch viel mehr, als Menschen und als Musiker, was wir produzieren möchten und welche Musik wir machen möchten, mehr, als wir es je zuvor wussten. Auch das ist ein Teil vom Erwachsenwerden, dass du aus deinen Fehlern lernst. Jetzt sind wir endlich an einem Punkt, an dem wir wissen, was wir wollen. Und ich denke, wir haben das beim Aufnehmen auch gut rübergebracht.

Also ist es immer noch aufregend.

Alle: Ja!

Nate: Es ist sogar noch aufregender. Genau jetzt ist es unfassbar aufregend.

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Dabei ist doch das erste Mal immer am spannendsten.

Ryne: Es fühlt sich nicht so an, als wäre es nicht das erste Mal.

Nate: Ja, weil es eine komplett andere Erfahrung ist. Der Grund, warum es so anders ist, ist, dass wir so jung begonnen haben. Wir haben so viel gelernt in der Zeit und wurden von der Musikindustrie gefickt. Als Band lernt man eben dazu und verändert sich durch diese Erfahrungen. Acht Jahre sind eine lange Zeit und das sind viele Pflaster, die du aufkleben musst.

Ryne: Außerdem sind Bands ein bisschen wie Beziehungen. Und das fühlt sich wie eine neue Beziehung an. Und das ist eine gute Sache und sehr aufregend.

Nate: Wir sind alle verliebt. Und das ist auch für Rynes Mutter okay.

Ryne: Ja, genau.

Vermisst du eigentlich nicht die Girltime, wenn du die ganze Zeit mit den Jungs hier rumhängst?

Alissa: Ja, absolut. Ich vermisse es sehr. Nichts gegen Typen, ich liebe es, mit Jungs abzuhängen. Ich habe schon immer viel Zeit mit Jungs verbracht, als ich aufgewachsen bin. Aber ich vermisse meine Mädels. Meine Schwester wollte auf unserer US-Tour für eine Woche vorbeikommen, aber dann hatten wir so viel Spaß, dass sie geblieben ist. Das war super. Also ja, es wäre cool, wenn sie einfach ein professioneller Tour-Kumpane für uns alle werden würde.

Ryne: Sie kann Tontechnikerin werden, Tourmanagerin, Merch-Verkäuferin, sie kann alles machen.

Alissa: Ich treffe auch ein paar Mädchen unterwegs, mit denen ich mich dann anfreunde und sie wiedersehe. Das ist schön.

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Woher kommen die Szenen aus eurem Video zu „Ghosts“, von dem wir auf Noisey die Premiere hatten?

Alissa: Das sind Szenen aus einem alten PR-Film.

Ryne: Ich glaube, sie produzieren Raketen. Aber es sind keine Waffen.

Alissa: Nein, es sind keine Waffen. Das ist ja die Sache.

Nate: Wir haben das Material aus zwei verschiedenen Quellen. Das Material am Anfang ist eine Elektronikfabrik. Sie produzieren also Regler, Widerstände und kleine elektronische Teilchen. Dann haben wir das mit den Aufnahmen von den Raketen zusammengeschnitten. Also soll das den Anschein haben „Was? Sie produzieren Waffen?“. Aber eigentlich sind die Aufnahmen aus einer Elektronikfabrik.

Alissa: Die Frauen sind so witzig. Es gibt nicht wirklich was zu verstehen.

Ryne: Es ist sehr obskur. Aber das Video hatte auch eine Geschichte, die zu dem Song gepasst hat, was wir wirklich toll fanden.

Euer letzter Song auf dem Album heißt „I wanted to say more“. Also raus damit, ihr könnt es jetzt sagen.

Nate: Ich glaube, dafür kennen wir uns noch nicht gut genug. (lacht) Das, was es noch mehr gibt, sind alle Dinge, die nicht ausgesprochen werden können.

Alissa: Wow. nein, der Song handelt nur vom Abhängen. Es ist doch so, Musik kann etwas sein, das du dir aktiv anhörst oder es ist etwas, von dem du ein Teil wirst, nur durch das Zuhören. Der Song ist textlich wirklich sehr poetisch und ist nicht unbedingt etwas, das man wortwörtlich nehmen muss.

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Ich danke euch.

Danke dir.

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