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Reviews

Musikreviews der Woche mit Sandra Kolstadt, Death Wolf und Sallie Ford

Lösungsmittel-Schnüffeln, Barbusige mit Ziegenschädel und 14 Schnäpse. Aus dem Alltag eines Musikkritikers oder Unsere Reviews.

DEATH WOLF
II: Black Armoured Death
Century Media

Vergessen wir mal Marduk und Devils Whorehouse, die Misfits - und Samhain-Coverversionen, die Herkunft der Band, ihre Umbenennung und diese ganze elendige Geschichte, dann kann man sich Black Armoured Death als eine Art Kondensat schön hören. Normalerweise bauen in unserem Haushalt von zeitgenössischen Bands bestenfalls Panzer Bastard schmale Brücken zwischen Street-Punk, Hatecore und Metal aber das hier ist zugegeben noch etwas schlauer. Weniger Panzer und Bastard als Death und Wolf - besonders gefährlich, wenn das Tempo gezügelt wird und die Stimmungen so etwas Lauerndes bekommen - ja, denkt man nur lang genug drüber nach (und schnüffelt genug Lösungsmittel), erstrahlt sogar der beknackte Bandname in einem neuen Licht.

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HARLEY FLANAGAN IS INNOCENT

SALLIE FORD & THE SOUND OUTSIDE
Untamed Beast
Fargo Records / Indigo

Auf dem Cover dieser Platte, so wie sie im Laden steht, sitzt eine barbusige Frau mit monströsem Ziegenschädel-Skelett vor dem Gesicht und zwei Kugeln Vanilleeis in der Hand auf einem Antik-Stuhl im Wald. Würde ich diese Platte zufällig finden, wäre das mindestens ein Reinhör-, fast schon ein Blindkauf-Grund. Derjenige, der die Entscheidung getroffen hat, uns Journalistenfuzzis dieses Bild vorzuenthalten und statt dessen die Promoversion lediglich mit Bandname, Titel & Label groß auf weißem Hintergrund zu gestalten, versteht nichts davon, wie Promo funktioniert. Nichts, sage ich!

AMANDA FACEPALMER

SANDRA KOLSTAD
(Nothing Lasts) Forever
Trust Me / Phonofile

Was eventuell drinking-game-Potential hat: in Reviews dieser Platte mitzählen, wie oft Austra, Fever Ray, Karin Park oder iamamiwhoami genannt werden. Spätestens nach dem vierzehnten Schnaps ist der Klarheits-Level dann so hoch, dass man alle genannten Referenzen ignorieren kann und sich stattdessen zusammen mit den anderen Stimmen in seinem Kopf auf eine Formulierung einigt wie „Röyksopp mit DAF-Beats plus Little-Boots-Vocals“. Wenn der Kater dann nachlässt, am übernächsten Tag, zieht man wieder zwei Begeisterungspunkte ab (denn nüchtern ist alles schlimmer), übrig bleibt aber immerhin Elektropop, der nicht beim dritten Track schon langweilt. So haben ja Depeche Mode angeblich auch mal angefangen.

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THE KNIFE OFF BRIAN

HETEROTIC
Love & Devotion
Planet Mu

Labelchef Mike Paradinas ist ein verdienter Mann. Mit seinem Label und als Musiker mit 100 Pseudonymen hat er in den Neunzigern wie nur wenige andere Briten dafür gesorgt, dass Elektronik nicht vorzeitig in zunehmender Sophistication erstickt ist. In den Nullern wurde es also dann um ihn als Künstler etwas stiller, wahrscheinlich haben ihm seine beiden Teppichratten als Energie-Vampire auch noch die letzte Kreativität ausgesaugt. Ist ja oaky und niemand will ihm hier seine Vaterfreuden madig schreiben aber: Eine Pärchenplatte mit Engelschören und Kinderstimmen? Geht das nicht etwas zu weit?

RITCHIE JAMES

**

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