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Dieser Typ will den Veranstalter des Money Boy-Konzertes klagen

„Wenn sich der Veranstalter nicht bei mir meldet, dann nehme ich auch gerne die Hilfe der Gerichte in Anspruch. Das nennt man dann Rechtsstaat.“

Foto via Flickr | Saskia Kolasinski | CC BY-ND 2.0

Wenn wir dieser Tage eines gelernt haben, dann, dass Why SL Beezy (ehemals Money Boy, aber das ist euch eh schon allen klar) der Cat Content der (österreichischen) Musikindustrie ist. Nur war Beezy letzten Samstag kein zahmes Kätzchen, sondern eines dieser rabiaten Viecher, das dir grundlos ein Pentagramm in deine Haut reißt. Sebastian Meisinger hat—um es knapp zusammenzufassen—sich am Wochenende einen kleinen Skandal geleistet. Wir haben euch hier, hier und hier am Laufenden gehalten und diesbezüglich gesagt, was es zu sagen gibt. Am Sonntag will Money Boy das Konzert im Viper Room wiederholen, beziehungsweise nachholen, beziehungsweise—es überhaupt geben. Die Tickets dafür kosten zehn Euro, und, nun ja, man darf gespannt sein.

Worüber wir noch weniger gehört haben, ist die andere Seite der Bühne. Die Seite, die in den Wald reingeschrien hat und Becher und ein Mikro zurückbekommen hat. Nun hat mich gestern ein Mail erreicht, in dem ich gefragt wurde, ob ich denn die Adresse des Veranstalters „Main Act“ hätte. Warum? Der Absender der Mail möchte den Veranstalter klagen, weil er—wie einem Statement Seitens Main Acts eindeutig hervorgeht—den Preis der Karten nicht rückerstatten möchte. Das Argument des Veranstalters: Die Leistung wurde erbracht.

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Das sehen Flo D. und andere Konzertbesucher anders. Er hat versucht, den Veranstalter zu erreichen. Auch wir haben den Veranstalter kontaktiert und ihn gebeten, uns ein paar offene Fragen zu beantworten—bis jetzt ist diese Konversation recht einseitig. Sprich: Wir haben noch keine Antworten erhalten. Es sei auch nochmals erwähnt, dass das Money Boy-Konzert im WUK das erste Event war, das Main Act veranstaltet hat. Ob es auch das letzte von ihnen veranstaltete Event war, werden wir noch sehen. Für Main Act dürfte es aber schwer werden, einen vertrauenswürdigen Status in der Szene zu erreichen.

Das Vertrauen von Flo D. dürfte sich zumindest in Grenzen halten—er findet, dass ein Konzert, das dermaßen ausartet, ein Grund ist, das Geld der Tickets zurückzuerstatten. Eigentlich habe er auf Kulanz seitens Main Act gehofft und hat eigentlich wenig Lust, eine Klage vom Zaun zu brechen. Nur sieht er auch nicht ein, warum sich die Besucher mit einem Statement zufrieden geben sollten. Wir haben ihm ein paar Fragen zum Abend gestellt und ihn gefragt, warum er den Veranstalter genau klagen will.

Foto: Flo D.

Noisey: Hattest du den Eindruck, dass das Money Boy-Event als Konzert oder als Club-Gig beworben wurde?
Flo D.: Für mich wurde das Event jedenfalls als Konzert beworben. Das WUK ist als eine Konzert-Location und nicht als Club zu werten. So sahen das aus dem mir bekannten Besucherkreis im Übrigen auch alle.

Worauf warst du vor dem Konzert eingestellt?
Auf den Flyern und in dem Facebook Event wurde Hustensaft Jüngling als Support beworben. Support bedeutet normalerweise, dass im Vorhinein jemand separat auftritt. Dies war hier nicht der Fall. Wir waren alle sehr verwundert, dass Hustensaft Jüngling eben nicht als Support aufgetreten ist, sondern nur dieser lustige Support DJ. Ich habe mir zum Support als auch zum Hauptact erwartet, dass es eben ein Live-Konzert wird. Natürlich, hier und da habe ich schon Playback erwartet.

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Aber egal, ob soundtechnisch oder stimmungsmäßig, es war bei dem eigentlichen „Auftritt“ von Money Boy kein Unterschied zum „Vorprogramm“ des DJs zu bemerken. Ein Freund von mir hat in der Tat erst nach einer halben Stunde bemerkt, dass das „Konzert“ schon losgegangen war, weil eben immer noch alles Playback war. Zur Länge hätte ich mir bei Money Boy alleine schon 90 bis 120 Minuten erwartet. Dies vor allem auch hinsichtlich der im Facebook-Event veranschlagten Länge des Konzerts. Ich bin öfters auf Konzerten von internationalen Bands. Die verlangen ca. das gleiche an Eintritt, spielen live und haben ein Programm von mindestens 90 Minuten. Da habe ich mir bei einem lokalen Act eigentlich sogar mehr erwartet.

Ab wann hast du gemerkt, dass dieser Abend nichts mehr wird?
Eigentlich war mir ab ca. 23:00 Uhr schon extrem langweilig. Keiner wusste genau, wie es denn weitergeht und ob überhaupt noch wer kommt. So ca. um halb eins hab ich mir gedacht, dass es jetzt eh nix mehr wird. Dass dann der liebe Money doch noch gekommen ist, war dann eigentlich schon egal—zumal die Stimmung sowieso schon am Boden war und er ganz offensichtlich auch kein Interesse hatte, dem etwas entgegenzusetzen. Ganz im Gegenteil. Es hat da alles so gewirkt, als durfte das Publikum froh sein, dass er und seine Supportrapper das WUK doch noch beehren. Ich verstehe ja natürlich, dass dieses dekadente Verhalten von Money Boy, Hustensaft Jüngling und Medikamenten Manfred nur gespielt ist, weil sie sich den propagierten Lifestyle sowieso nicht leisten könnten. Was mich aber sehr verärgert hat ist, dass sie dann den Ernst der Lage nicht erkannt haben und einfach in ihrer Rolle geblieben sind.

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Wie waren die Geschehnisse aus deiner Sicht?
Ich bin mit fünf Freunden relativ spät hingekommen und wir sind davon ausgegangen, dass Hustensaft Jüngling schon angefangen hat. Nach Betreten des Konzertsaals haben wir dann eben mitbekommen, dass dieser komische Support DJ auflegt und dachten uns, dass Hustensaft Jüngling gar nicht auftritt, weil es eben schon relativ spät war. Die Stimmung war zu diesem Zeitpunkt schon sehr schlecht. Es wurden Becher im Publikum geworfen, aus meiner Sicht wurden aber KEINE Becher auf die Bühne geworfen. Nachdem Money Boy dann die Bühne betreten hat, wurden immer noch Becher geworfen aber eben nicht auf die Bühne. Danach hat er zum ersten Mal die Bühne verlassen. Nachdem er dann wieder gekommen ist, war die Stimmung verständlicherweise am Kippen und die ersten Becher flogen auf die Bühne. Alle Becherwerfer wurden von den Securitys mittels Taschenlampen ausfindig gemacht und sofort entfernt. Es war wirklich alles Playback. Das einzige was er von sich gegeben hat war „yo“ und „burr“. Er ging relativ orientierungslos auf der Bühne herum und wirkte mit der Situation überfordert. Danach kam eben das, was man in dem besagten Video gesehen hat. Wir sind dann gegangen.

Wie lange war Money Boy de facto auf der Bühne?
Ich habe nicht auf die Uhr geschaut, aber es waren nicht mehr als 45 Minuten, denke ich. Wie gesagt—Money Boy war ja praktisch nicht präsent.

Wer sollte deiner Meinung nach letztendlich Verantwortung tragen?
Die Verantwortung trägt in einem solchen Fall immer der Veranstalter. Es ist seine wirtschaftliche und unternehmerische Entscheidung, welchen Künstler er engagiert und wie viel Eintritt er von den Besuchern verlangt. Vertragspartner sind ja nicht die Besucher und der Künstler sondern die Besucher und der Veranstalter. Der Künstler ist meiner Ansicht nach nur dem Veranstalter Rechenschaft schuldig, da er von dem Veranstalter auch gebucht wird. Dass ein schlechter Auftritt dem Image des Künstlers zuwiderlaufen kann, muss dieser selbst abwägen.

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Hast du dich schon bei dem Veranstalter gemeldet beziehungsweise haben sie sich schon zurückgemeldet?
Ich habe mich über Facebook bei dem Veranstalter gemeldet, dass ich die Eintrittspreise zurück haben möchte. Ich erhielt daraufhin kommentarlos eine E-Mail-Adresse zugesandt. Daraufhin habe ich ein E-Mail verfasst, worauf ich keine Antwort erhalten habe.

Hat sich vor Ort jemand bei euch entschuldigt oder versucht die Situation zu erklären?
Ich habe nach dem Auftritt draußen am Eingang gefragt, ob der Veranstalter hier ist. Die waren sehr nett und haben sich für diese Frechheit entschuldigt. Das waren allerdings Leute vom WUK soweit ich weiß.

Warum willst du den Veranstalter klagen?
Ich finde es eine absolute Frechheit zu sagen, dass die Leistung erbracht worden wäre. Es war weder ein Live Konzert, noch wurde eine einigermaßen akzeptable Stage-Time eingehalten. Überdies war die Verspätung unzumutbar. Der Veranstalter ist jedoch trotz Erbringung dieser Minderleistung mit den Eintrittspreisen bereichert. Wie ich bereits erwähnt habe, übernimmt er bei der Organisation eines Event das wirtschaftliche Risiko, dass etwas schief geht. Jetzt zu sagen, dass zwar alles schief gegangen ist, die Eintrittspreise aber trotzdem behalten werden, ist eine bodenlose Frechheit. Die Frage, ob ich den Veranstalter klagen will, wäre ja grundsätzlich mit nein zu beantworten, zumal ich das ja nicht für mein persönliches Vergnügen mache. Aber wenn sich der Veranstalter nicht bei mir meldet und mich ignoriert, dann nehme ich auch gerne die Hilfe der Gerichte in Anspruch, um mein Recht durchzusetzen. Das nennt man dann Rechtsstaat, wo eben nicht der gewinnt, der den anderen am längsten ignoriert.

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Kennst du noch andere Leute, die Klage erheben wollen?
Nein, kenne ich nicht. Nachdem ich die Eintrittspreise für meine Freunde vorgestreckt habe, werden sie auch keine Kläger in dieser Angelegenheit sein, sondern nur ich.

Würdest du nochmal zu einem Money Boy-Konzert gehen?
Nope ;-)

Hast du im Publikum auch Leute mitbekommen, die das amüsiert hat? Die das vielleicht auf die „Marke“ Money Boy geschoben haben?
Nein, es waren einfach alle sauer.

Was war für dich der furchtbarste Teil des Abends?
Eigentlich gab es keinen richtigen Tiefpunkt. Es war einfach total langweilig und mühsam.

Was hättest du dir von dem Veranstalter außer einem Statement erwartet?
Ich hätte mir erwartet, dass sie zumindest kulanzhalber angeboten hätten, den halben Eintrittspreis zurückzuerstatten.

Was möchtest du dem Veranstalter gerne sagen?
Dass er sich gerne an Money Boy schadlos halten kann.

Was möchtest du Money Boy und seinen Jungs gerne sagen?
Gar nichts.

Was denkst du über seine letzen Tweets?
Ich bin nicht auf Twitter, habe aber mitbekommen, dass er jetzt seinen Namen geändert hätte. Seine Tweets wirken für mich sehr defensiv und etwas eingeschüchtert. Offenbar bröckelt die Kunstfigurfassade ein wenig.

Isabella auf Twitter: @isaykah

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