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Neuseeland hat eine Rapperin hervorgebracht, die aus einem noch tieferen Höllenkreis stammt als Iggy Azalea

Schon mal von Hucci Luv gehört? Nein? Jetzt schon. Sorry!

Das Video ist anstößig. Hucci Luv als Künstlerin ist anstößig. Dabei war doch 2015—das gleiche Jahr, in dem dieser Clip das Licht des Internets erblickte—für uns doch „Das Jahr, in dem weiße Rapper verloren haben“. Wenn wir das Video damals schon gesehen hätten, wäre der Titel wahrscheinlich etwas anders ausgefallen. Zum Beispiel: „Das Jahr, in dem sich weiße Rapperinnen selbst in Brand setzten und alle Karrierehoffnungen in ein Häuflein Asche verwandelten.“

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„Snatch“ ist ein wirklich beachtliches Video, aber nicht etwa, weil Hucci Luv, die Rapperin dahinter, aus Neuseeland stammt. „Snatch“ ist eigentlich nur deswegen beachtlich, weil es in einer Zeit online ging, als eigentlich das komplette Internet darüber diskutierte, warum so ein Scheiß wie dieser hier gar nicht erst existieren sollte. Das Video ist beachtlich, weil das komplette Internet unisono ‚Nein’ sagte und Hucci Luv überhaupt nichts davon mitbekam.

Und das bemüht-rotzig-coole Gebrabel ist noch nicht mal zu verstehen. Es stellt quasi eine vierminütige Version dieses Iggy Azalea-Vines dar, bei dem absolut niemand weiß, was die Rapperin uns da versucht mitzuteilen. „Snatch“, „Weave“ und „Bitch“ sind die wenigen Worte, die sich mit absoluter Sicherheit der englischen Sprache zuordnen lassen.

Ich war kurz davor, einen Vergleich mit Kreayshawn anzustellen, aber am Ende hatte Kreay es doch nicht verdient, mit so etwas in einen Topf geworfen zu werden. Immerhin singt die mit ihrer eigenen Stimme. Das, was Hucci hier abzieht, ist astreiner Iggy-Level-Shit. Kein Zweifel, „Snatch“ ist akustisches Blackfacing.

Das Video bedient sich in der verzweifelten Hoffnung, dass es diesem Track—der quasi das Nokia 7650-Foto einer Kopie von schwarzer Kultur darstellt—noch etwas Authentizität verleiht, bei so ziemlich jedem existierenden „Unterschichten“-Klischee: Muscle Cars, Stripperinnen-Absätze, Bikertypen und weiße twerkende Ärsche, so weit das Auge reicht. Das alles kommt derartig aufgesetzt und verzweifelt-anbiedernd rüber, dass man fast schon Mitleid verspürt. Das Verrückteste an dem Video ist eigentlich auch, das keinem der Beteiligten irgendwann ein Licht aufgegangen ist.

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Trap Son, dem Producer des Tracks, hätte im Studio auffallen können, dass Huccis Aussprache total außer Kontrolle geraten war. Der Regisseurin, Chloe Hastings, hätte vielleicht dämmern können, dass es schon irgendwie komisch ist, ein Muscle Car im neuseeländischen Collingwood zu parken und dann eine weiße Frau auf der Motorhaube twerken zu lassen. Ernsthaft, versuche dir nur mal die Frauen aus dem Video dabei vorzustellen, wie sie während der Drehpausen vor der Tanke stehen und sich immer noch denken: „Scheiße, was für ein geiler Track!“.

Selbst der Cutter, Bit Jax, hatte noch die Möglichkeit, das ganze Unternehmen abzubrechen, als er Aufnahmen von Huccis twerkendem Arsch mit Aufnahmen von Motorrädern zusammenkleisterte. Aber nein, niemand unternahm etwas.

Seit mehr als zwei Jahren, selbst bevor Iggy überhaubt auf der Bildfläche erschienen war, haben wir darüber gesprochen, warum durch kulturelle Aneignung so viel auf dem Spiel steht, und wir haben bestimmt keinen Bock, die ganzen Diskussionen wieder aufwärmen zu müssen. Wir schreiben das Jahr 2016, hört doch einfach auf mit dem Scheiß.

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