FYI.

This story is over 5 years old.

Interviews

Flume hätte nie gedacht, dass er damit Geld verdienen kann...

Flume baut sich gerade eine internationale Familie auf, damit er nie wieder allein und frierend in Berliner Cafés rumhängen muss.

… jetzt kämpft er in Australien mit Boybands um die vorderen Plätze in den Charts. Sein Album ist Gold gegangen und auch hier haben ihn immer mehr Leute auf dem Schirm. 21 Jahre ist er jung und kommt aus Sydney. Seit 2011 ist er bei seinem Label Future Classic und arbeitet kontinuierlich an dem Projekt Flume, das eigentlich erst mal nur ein Nebenprojekt sein sollte und lange nicht das einzige Nebenprojekt von ihm ist. Noisey: Du hast Platz 1 in den iTunes Charts in Australien belegt, wie hat sich das für dich angefühlt?
Flume: Das Album ist am gleichen Tag rausgekommen, wie das One Direction Album. Kennst du One Direction?

Anzeige

Nein.
One Direction ist eine große Popstar Boyband aus UK. Und mein Album hat One Direction in Australien geschlagen, das war großartig!

Was hast du gemacht, als du erfahren hast, dass du auf die eins gegangen bist?
Ich habe mir ein Glas Bourbon Whisky auf Eis gegönnt und habe gefeiert.

Wie lange hast du an dem Album gearbeitet?
Future Classic hat einen Wettbewerb ausgeschrieben, deinen besten originalen Song einzusenden. Ich habe ihnen die Sleepers EP geschickt und dann haben sie mich direkt unter Vertrag genommen. Bis ich unterschrieben habe, war Flume immer nur ein Nebenprojekt, es ging für mich nur darum, ein bisschen herum zu experimentieren. Aber als es zu dem Vertrag kam, hat mir das das Selbstbewusstsein gegeben und mir ist klar geworden, dass Flume funktionieren kann und es die Leute mögen. Ich hatte noch nicht so viel Musik für Flume geschrieben und dann und war ich nur noch am Schreiben und Schreiben. Ich habe ungefähr ein Jahr gebraucht, um die ganze Musik zu schreiben, am Ende hatte ich so zwischen 20 und 25 Tracks. Dann haben wir die Besten zusammengestellt für das Album.

Du hast gesagt Flume war nur eine Nebenprojekt, was hast du denn davor gemacht?
Ich habe einfach als Harley (Flumes bürgerlicher Name, Anm. d. Red.) Musik gemacht. Das war eher kommerziellere Dance Music. Ich habe auch noch ein weiteres Projekt mit dem Namen What So Not. Das ist eher cluborientiert und ein bisschen härter als die Flume Sachen, es geht so ein bisschen in die TNGHT Richtung. Flume ist mehr so Tokimonsta und Flying Lotus.

Anzeige

Für das Album hast du mit ein paar Leuten zusammengearbeitet, wie hast du die ausgewählt?
Ich habe die Leute nicht direkt ausgewählt, das ist eher so passiert. Nathan von Future Classic hat mir einige Sänger vorgestellt, die in der Vergangenheit mit Future Classic gearbeitet haben. Er wusste also mit wem man gut zusammenarbeiten kann. Ein Freund von mir hat mir Songs von Chet Faker gezeigt, ich habe die Stimme sofort geliebt und wollte unbedingt mit ihm arbeiten. Ich habe ihn gegooglet und rausgefunden, dass er auch aus Australien kommt, also habe ich ihn einfach angeschrieben und wir haben uns in Melbourne getroffen und gesagt, komm lass uns einen Song zusammen machen. Den Beat habe ich schon früher gemacht, als ich in Barcelona war.

In Barcelona?
Ich habe drei Monate Backpacking in Europa gemacht, zusammen mit einem Freund. Ich hatte meinen Laptop immer dabei und habe Musik gemacht, überall, in Pubs und tagsüber in Cafes. Ich habe einfach meinen Laptop in die Steckdose gesteckt, ganz viel Kaffee getrunken und Musik gemacht. Und genau den Song mit Chet habe ich in Barcelona gemacht. Ich habe ihm dann den Beat geschickt und hatte ein ganz bestimmtes Bild im Kopf, was ich mir mit seinen Vocals vorgestellt habe. Er hat was völlig anderes aus dem Song gemacht und es klang noch viel besser, als das, was ich mir ausgemalt habe.

Welche Einflüsse hast du in Europa gesammelt?
Jeder Tag war wie ein großes Abenteuer. Alleine schon jeden Tag einen neuen Platz kennenzulernen, hat mich beeinflusst. Ich hatte ja nichts zu tun, also bin ich einfach rausgegangen und habe alles erkundet. Auch der Fakt, dass ich einfach so viel Zeit zum Schreiben hatte und keinen geregelten Tagesablauf, hat auch sehr geholfen.

Anzeige

Warst du auch in Deutschland?
Ja, ich habe zwei Tracks in Berlin geschrieben.

Welche?
„More Than You Thought” habe ich in einem Cafe geschrieben. Ich bin Fahrrad gefahren und habe mich verfahren, mir war kalt und ich habe mich in ein Cafe gesetzt und angefangen, an diesem Song zu arbeiten. „Bring You Down” habe ich in einem Pub in Berlin gemacht. Ich bin den ganzen Tag rumgelaufen und war müde, ich habe mir ein Bier bestellt und mit diesem Song angefangen.

Wie hast du Deutschland erlebt?
Ich wollte abends ausgehen, ich war auf Resident Advisor und da waren ca. 50 Acts die ich sehen wollte. In Australien bin ich froh, wenn ich einen finde, den ich sehen will. Ich war im Berghain und es war verrückt, sowas zu sehen, sowas haben wir in Australien nicht.

Wo ist denn der größte Unterschied beim Feiern in Australien und Deutschland?
Ich glaube, der größte Unterschied ist, dass es in Deutschland einfach zur Kultur gehört. Wenn du ins Berghain gehst, triffst du Leute, die 40 sind und triffst Leute, die 18 Jahre alt sind. In Australien hast du sowas nicht. In dem einen Club hast du 18-, 19-, 20-Jährige und im nächsten Club hast du die Endzwanziger. Ich habe das Gefühl, Techno ist hier einfach das Größte. In Australien ist es das komplette Gegenteil. Die meiste Musik ist einfach Radiomusik und Popmusik. In Sydney gibt es einen Club, der eine Nacht guten Techno spielt und das war's und das ist auch wirklich nur in einer Nacht pro Woche.

Anzeige

Wie sieht denn eine Liveshow von dir aus, einfach nur ein klassisches DJ-Set?
Es ist ein Hybrid. Ich habe eine APC 40, die spiele ich fast wie eine Klavier. Ich verändere live gerne die Strukturen meiner Songs.

Wie sehr steckst du denn in dieser Beatmaker-Szene? Du hast vorhin Tokimonsta und Flying Lotus gennant.
Ich liebe das. Flying Lotus, J Dilla, Tokimonsta und Hudson Mohawke sind großartig.

Versteh mich nicht falsch, aber irgendwie sehe ich dich nicht in dieser Beatmaker-Szene.
Wo siehst du mich denn?

Wenn mich einer fragen würde, würde ich deine Musik eher als elektronische Popmusik beschreiben. Ich schätze, dass liegt aber auch an den vielen Vocals auf dem Album.
Ja, es hat viele catchy Pophooks, aber es steht in der Beziehung zu einem Beatmaker. So sehe ich das. Darum funktioniert Disclosure auch so gut, sie mischen 2-Step/Garage mit Pop.

Du bist jetzt auch in Amerika unter Vertrag.
Ja, ich habe bei Mom and Pop unterschrieben und bei Transgressive Records für Europa. Transgressive macht eigentlich mehr so Indieband-Sachen, wie zum Beispiel die Foals. Das alles war natürlich auch ein Grund für mich nach Europa zu kommen und mich mit all diesen Leuten zu treffen. Das Flume-Team hat mit einem kleinen Label in Australien angefangen und jetzt arbeiten ca. 40 Leute in dem Team.

Wie fühlt sich das an, wenn so viele Leute für einen arbeiten?
Es fühlt sich schön an, wenn ich hier rüber komme, habe ich sowas wie eine Famile. Wenn ich in Amerika bin, kann ich jemanden anrufen und fragen: Was machst du? Gehen wir essen? Es ist echt schön, so etwas im Rücken zu haben.

Anzeige

**

Sascha auf Twitter: @DeutscheWorte

Folgt Noisey bei Twitter und Facebook für tägliche Updates über eure Lieblingsmusiker.


MEHR VON NOISEY

Rhye über Liebe. Und Kapitalismus.

Rhye-Sänger Mike Milosh gibt nicht viel auf Reichtum, Konsum und Kapitalismus, allerdings ist er kein Kommunist. Wie waren wir nochmal auf das Thema gekommen? Ach ja, es ging um Liebe.

Musikreviews des Monats mit Nick Cave & The Bad Seeds, DMX, Ellen Allien, Apparat und und und…

Apparat inszeniert Theaterstücke, Ellen Allien macht Filmmusik ohne Film und BRMC konnten alles schon mal besser. Nur auf Nick Cave ist Verlass.

DJ Koze ist nicht optimierbar.

Warum DJ Koze nicht für schnellen Sex zu haben ist und andere Privatangelegenheiten in unserem Interview.