Bonaparte—,Bonaparte‘

Bonaparte
Bonaparte
Staatsakt

Neulich auf einer Loft-Party in Mitte: Fashion-Veranstaltung eines mittelgroßen deutschen Mode-Blogs, die Eskalationsstufe war schon gegen 22 Uhr ebenso hoch wie die Kokainsättigung im Querschnitt der Gästeschar. Zwischen viel BlaBla und BussiBussi fand auch Musik statt, gegen Ende des Abends waren Tobias Jundt und sein Laptop alias Bonaparte sowie zwei Tänzerinnen gebucht. Das war das einzig Gute an diesem Abend zwischen Gedränge und gelangweiltem Smalltalk. Auch wenn Jundt auf dem Cover seines neuen, selbstbetitelten Bonaparte-Albums die Haare rot trägt, spielte er an diesem Abend wasserstoffblondiert. Und seine Live-Show, die man getrost als explosiv und flamboyant bezeichnen kann, wurde dann im späteren Verlauf von der anrückenden Polizei abgestellt. Eskalationsstufe 11. Was das alles mit Bonaparte auf CD zu tun hat? Nun: Bonaparte funktionierten schon immer in beide Richtungen, auf Platte und auf der Bühne. Mit diesem fünften Album hat sich Jundts Songwriting aber nochmal verbessert, was man nicht nur an desillusionierten Abrechnungen mit politischen Ansichten und der Konterkarierung durch die Hymne der sozialistischen Linken—„El Pueblo Unido“—in „Into The Wild“ ablesen kann, sondern auch am sprachlichen Irrwitz der zeitgeistlichen Betrachtung „Me So Selfie“ mit dem Gegenkulturrapper Tim Fite und der an „Big Love“ geschulten Nummer „Two Girls“. Okay, „May The Best Sperm Win“ ist natürlich ziemlicher Quatsch, „Like An Umlaut In English“ auch eher ‚haha‘—aber im Großen und Ganzen ist das hier halt mal eine runde Sache—komplett mit rumpelndem Drumkit, quietschenden Keyboards, jammernden E-Gitarren, Jundts markanter Stimme und enormer Spielfreude. Darf gerne öfter zu schlechten Partys spielen kommen.

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