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Beyoncé veröffentlicht endlich eine Single anstatt eines Werbespots. Aber wo ist da noch der Unterschied?

Genau wie Fernsehleute darüber nachdenken mussten, wie sie ihre Beiträge kürzen konnten, müssen sich nun auch Musiker einen kürzeren und kommerzielleren Weg einfallen lassen.

Daft Punk. Beyoncé. Daft Punk. Beyoncé. Daft Punk. Beyoncé. Spätestens im August wird das gesamte Internet nur aus diesen drei Worten bestehen und sie werden sich ständig wiederholen, wie eine Prophezeihung, die ein fauler Mönch geschrieben hat. Noch nie zuvor haben zwei Künstler das Gespräch mit einer so unerbittlichen Omnipräsenz dominiert wie im Augenblick. Jedes After-Work-Bargespräch, jeder Wortschwall, den man in der U-Bahn zufällig mithört, und jeder Smalltalk am Morgen dreht sich um sie—was verrückt ist, wenn man bedenkt, dass bis letzte Woche keiner der beiden ein Album, geschweige denn ein ordentliches Musikvideo veröffentlicht hatten. Der Größteil dieses Sturms an Kommentaren, Reaktionen und Antworten wurden nicht von Songs entfacht, sondern von Werbung, die bis zum Erbrechen wiederholt wurde.

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Letzte Woche wurde Beyoncés neue Single „Grown Up“ vom kommenden Album geleakt. Bis jetzt hatte sie nur drei globale Werbespots veröffentlicht—für O2, Pepsi und H&M—in jedem kamen kurze Snippets ihrer neuen Musik vor, aber hauptsächlich wurde sie gezeigt, wie sie ein bisschen herumwackelte, während Robert Webb (oder wer auch immer bei euch im TV diese beruhigende Werbestimme hat) irgendwas darüber brabbelte. Die Daft-Punk-Werbespots waren wenigstens für Daft Punk selbst und nicht für globale Unternehmen, aber es Werbung war noch immer Werbung.

Einige Leute waren davon ein wenig angenervt. Aber wer bestimmt, dass die 30-Sekunden-Kampagne weniger wert ist als ein dreiminütiger Popsong? Sicherlich haben Daft Punk mit ihrer Fähigkeit, eine Platte zu promoten, mehr beeindruckt als jeglicher anderer Künstler in der Vergangenheit. Sie haben sogar so viel Eindruck hinterlassen, dass wirklich viele Leute, die auf einem Festival mit echten Live-Performances standen, oder gerade eine Oscar-prämierten Film wie The Social Network an einem Sonntagabend sahen, absolut ausgeflippten, als der Daft-Punk-Spot lief.

Um diesen Werbespot sehen zu können, musste ich mir zuerst noch einen anderen Werbespot anschauen. So funktioniert gute Werbung.

Daft Punk haben nun also endlich ihr neues Album veröffentlicht, was Beyoncé anscheinend dazu brachte, nochmal darüber nachzudenken, ob sie wirklich auf internationale Comeback-Tour gehen sollte, wenn sie nur einen verrückten Blog-Track und eine Pepsiflasche mit ihrem Namen darauf hat. Während wir also noch nicht mal einen Track von dem neuen Beyoncé-Album kennen, gibt es bereits einen neuen Feature-Track von dem The-Dream-Album mit ihr. Im Prinzip ist er einfach ein Beyoncé-Track, nur ein wenig besser, da 2 Chainz darauf zu hören ist und er nicht von 167 Leuten abgenommen werden musste, die zwischen Beyoncé und einer Labelveröffentlichung bei Columbia stehen.

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Verstörenderweise wurde der Song, der in der Pepsi-Werbung lief, dann nochmal in voller Länge veröffentlicht. Dieser Song wurde ebenfalls von The-Dream produziert, aber er soll auch auf ihrem Album erscheinen (was niemand genau sagen kann, weil niemand weiß, was da überhaupt passiert). Alles was Beyoncé in den letzten fünf Monaten immer wieder sagte, war „JAAA, SORRY, ES IST FAST FERTIG, DA IST NUR EINE SACHE, DIE ICH NOCH ÄNDERN MUSS, BIN SOFORT BEI EUCH“, als wäre sie ein verkackter Freelance-Journalist.

Die Werbung ersetzt also nicht direkt den Song, aber sie wird auf jeden Fall immer mehr zu einem Veröffentlichungsformat für Musiker, zu einer Möglichkeit, Aufmerksamkeit zu bekommen und dafür auch noch bezahlt zu werden. Künstler kommen nicht mehr so einfach davon, dass irgendjemand ihr neues Video mit den Worten „Das langersehnte neue Album“ einleitet und in den Credits dann der Name Pepsi oder Sony auftaucht, damit die dafür bezahlen. Mit einem Kanye West, der Daft Punks Coachella-Auftritt nachäfft und seine Visage an Gebäude auf der ganzen Welt projizieren lässt, werden viele Musiker ihre PR-Kampagnen noch einmal überdenken. Genau wie Fernsehleute darüber nachdenken mussten, wie sie ihre Beiträge auf drei Minuten kürzen konnten, damit sie bei Youtube funktionierten, müssen Musiker sich einen kürzeren, schlaueren und kommerzielleren Weg einfallen lassen, sich zu promoten, als mit Musikvideos.

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Was hoffentlich auch das Ende von Shit wie diesem bedeuten wird.

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