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You Need to Hear This

Musiker, die ihr einfach gehört haben müsst: Sylvan Esso

Zwei ehemalige Country- und Folk-Musiker feiern jetzt zusammen als Sylvan Esso den Elektro-Pop.

„Hey mami, I know what you want, mami!“

Wer glaubt, dieser Anfang sei eine Hymne an die Mutter, irrt. Es geht vielmehr um Cat Calling, erzählen Sylvan Esso. Cat Calling, das bedeutet jemandem hinterpfeifen. Allein das klingt so, als hätten Amelia Randall Meath und Nicholas Sanborn, die zusammen als Sylvan Esso den Elektro-Pop feiern, viel Spaß an der gemeinsamen Sache. Ein gewitztes Duo.

Schon die wenigen Songs, die bislang online zu finden sind, lassen einen aufhorchen und vielleicht den einen oder anderen Vergleich zu musikalischen Größen ziehen. Aber damit kann man Nick leicht verärgern: „Musikerinnen werden meist über ihre Weiblichkeit definiert, nicht über ihr musikalisches Talent.“ Deswegen könne er Vergleiche mit Feist, St. Vincent oder tUnE-yArDs nicht mehr hören. Sängerin Amelia spricht von Sylvan Esso als eine Band auf Augenhöhe, ohne Frontfrau: „Wir spielen Seite an Seite in der Mitte der Bühne, was ich schon allein im Kontext von elektronischer Musik großartig finde“.

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Auch wenn Nick den produzierenden Part übernimmt und Amelia meist die Lyrics schreibt und singt, geht es den Beiden um den kreativen Cocktail, der bei Sylvan Esso entsteht. Das Potential für eine Kollaboration hat Amelia sofort bei einem von Nicks Made Of Oak-Konzerten erkannt: „Wir tanzen auf der Bühne so gleich! Da wusste ich sofort, dass wir es mit einer Zusammenarbeit versuchen sollten.“ Amelia bat Nick nach seinem Auftritt, aus einem ihrer Songs, den sie eigentlich noch für ihre ehemalige Band Mountain Man geschrieben hatte, einen Remix zu machen. Kurz darauf wurde „Play it Right“ zum ersten Song von Sylvan Esso.

Wenn das Duo auf der Bühne steht, sieht man Amelia und Nick. Ganz natürlich, ohne Starallüren oder Showgetue,ohen Verkleidung oder speziellen Outfits. Amelia oft im Strickpullover und ungeschminkt. Als einziges Schmuckstück ziert ein Septum in der Nase ihr Gesicht, mit dem sie manchmal gegen das Mikro stößt, wenn sie mit geschlossenen Augen singt. Amelia und Nick haben mit dem Beginn von Sylvan Esso eine bemerkenswerte musikalische Metamorphose durchlebt und sind sich trotzdem treu geblieben. Amelia war vor ihrer Zeit mit Nick eineinhalb Jahre mit Feist auf Tour und Teil der Girlie-Band Mountain Man, die leicht an ihrem A-Capella-Folk zu erkennen sind.

Auch Nick war eher auf der Folk- und Country-Schiene unterwegs, zusammen mit den rauschebärtigen Brüdern Cook in der Band Megafaun. Bis er sich bei seinen Freunden etwas „Laptop Experience“ abgeschaut hat und Solo als Made Of Oak auf Tour ging. „Ich habe mich ganz langsam an die elektronische Musik herangetastet, zusammen mit meinen Freunden habe ich ganz naiv einfach rumprobiert.“ Das hat sich gelohnt. Seit Beginn von Sylvan Esso liefert Nick Amelia eine schillernde Soundbase für ihre klare Stimme, die er mit Loops und Klang-Bruchstücken in eine Collage verwandelt. Nur das mit dem Auf-der-Bühne-Tanzen ist auch bei Sylvan Esso noch gleich wie eh und je. Nick und Amelia haben sich sogar ihren eigenen Family Dance ausgedacht. Das sieht aus wie Hula Hoop ohne den Plastik-Reifen. Erst drehen sie die Hüften im Kreis, dann fangen sie an wie wild die Hände übereinander zu wischen. „Das darf aber nicht auf den Rhythmus eines Songs passen!“, da ist sich das Duo einig.

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Als Amelia noch auf Tour war, haben die Beiden Sylvan Esso nur über Email organisiert, Amelia hat ihre Ideen mit dem Handy aufgenommen und an Nick geschickt, der dann daran rumgebastelt hat. Damit ist jetzt Schluss. Seit Anfang diesen Jahres wohnen Amelia und Nick beide in Durham. „Die kreative Community ist dort unglaublich vielseitig!“, erzählt Nick über die Stadt in North Carolina, in der nicht einmal 200.000 Menschen leben. „Außerdem sind die niedrigen Lebenshaltungskosten ein Geschenk für Künstler wie uns“, sagt Amelia. Amelia und Nick verbringen jede freie Minute als Sylvan Esso und haben sogar schon Selfmade-Tops im Ethno-Style für ihre Fans gefärbt.

Nebenher arbeiten sie an ihrem Debütalbum. „Die neuen Songs auf unserer Platten drehen sich um verschiedene Themen“, verrät das Duo. In einem Song soll es um Wölfe gehen, im nächsten um eine Gruppe Frauen, die ihre Haare so lang wachsen lassen, dass sie darin ihre Babys einwickeln und tragen können und in wieder einem anderen Song wird es um den Wunsch gehen, seinen Liebsten in einen Wal zu verwandeln und von ihm geschluckt zu werden. Klingt nach viel Fantasie.

Soll es auch. Schließlich stammt auch der Bandname Sylvan Esso von den kleinen Tierchen aus dem App-Spiel Swords & Sorcery, das Amelia und Nick wie verrückt zocken. „Ich gehöre eigentlich nicht zu den Typen, die ständig auf ihrem iPhone Games spielen, aber dieses Spiel ist ein Must-Have!“, schwärmt Nick. Daran würden Sylvan Esso sich gerne als Nächstes versuchen: An einem Soundtrack für ein Video-Game. Am Liebsten würden sie dazu natürlich mit den Superbrothers zusammenarbeiten, den Machern von Swords & Sorcery.

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Wer es nicht bis zum Release vom Debütalbum von Sylvan Esso aushält, kann hier schon einmal ihre EP bestellen, mitsamt einem Ethno-Top.

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