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Wie du damit umgehst, wenn du am nächsten Tag alles bereust

Der massive Kater ist nur die Kirsche auf dem Eisbecher aus Scham und Verzweiflung, den dieses Wochenende für dich bereit hielt. Aber du schaffst das schon.
Thumbnail via Flickr | I Woke Up Today | CC BY 2.0 , Alle anderen Fotos von der Autorin

Meine liebste Kollegin Isa hat diesen Artikel geschrieben. Darin beschreibt sie Strategien, wie du Peinlichkeiten im Rausch vermeidest. Als sie angekündigt hat diesen Artikel zu schreiben, war ich ehrlich interessiert. Ich bin eher die Expertin in "mit Peinlichkeiten umgehen", als sie zu vermeiden. Grund dafür sind meine nicht vorhandene Selbstdisziplin im Rausch und eine jahrelange Erfahrung damit. Wenn du auch zu diesen Menschen gehörst, die es ab den zweiten Spritzer nicht lassen können, ihr Handy auszupacken und Liebesgeständnisse zu machen oder auch einfach die Fresse zu halten: Willkommen in der Hölle.

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Wir sind der Rand der Gesellschaft, der immer seltsam beäugt wird. Aber hey, dafür sind wir die Lustigsten in der Runde und man hat uns gern um sich. Unter anderem auch deshalb, weil wenn wir da sind, die Peinlichkeiten der Anderen plötzlich gar nicht so schlimm wirken. Ich habe trotzdem meine Verdrängungsstrategien perfektioniert.

Du hast dich also von deiner Euphorie täuschen lassen

Isas Tipp ist es eine kurze Selbstanalyse zu machen und Nachzudenken. Ja, das klingt ja mal gar nicht so schwer. Trotzdem ist es einem manischen Menschen wie mir kaum möglich nach vorne zu denken, schon gar nicht betrunken. Du hast also deine berauschte Körperchemie gewinnen lassen und sagen wir mal dein Handy kaputt gemacht oder das Bein eines Polizisten luftgefickt. Oder du hast einfach ganz banal – mein häufigster Fall – unheimlich viel Scheiße geredet. Wir kennen alle diesen Moment, wenn dir das beim Aufstehen bewusst wird. Noch schlimmer wird es, wenn nur katastrophale Erinnerungsfetzen vorhanden sind, wo du einfach nicht weißt, was vorher und nachher passiert ist.

Jetzt wird es wichtig in "lustig-peinlich" und "wirklich-peinlich" zu unterscheiden. Wenn du mit deinen Freunden Scheiße redest, das Bein eines Polizisten luftfickst oder Fremde nervst, dann ist es ab jetzt einfach nicht mehr peinlich. Lass los; es ist in Ordnung. Schreib in den Gruppenchat: "Scheiße, mein Kopf. Was war gestern?", und lass dich auslachen. Wirklich peinliche Sachen sind, ach das muss ich nicht erklären. Die verdrängst du oder verarbeitest sie jetzt. Ruf deinen besten Freund an und rede darüber. Grundsätzlich: Sich zu entschuldigen schadet nie. Du kannst ja auch behaupten, dass dir sowas sonst nie passiert. Notlügen wären in dem Fall OK. Wenn dein Handy kaputt ist, weil du dir gestern systemkritisch vorgekommenen bist: Selbst Schuld kein Mitleid. Das ist eine finanzielle Peinlichkeit, die nur dich betrifft und deshalb OK ist.

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Du hast also deine Bankomatkarte nicht zu Hause gelassen

Und wahrscheinlich unheimlich viel Geld ausgegeben. Tja. Genau wie mit dem Handy: Selbst Schuld kein Mitleid. Es ist nur Geld. Es kommt wieder welches rein. Wenn du jetzt bis Ende des Monats nicht essen kannst, dann wird es dir eine Lehre sein. Geh Plasma-Spenden, borge dir Geld aus, verteile Flyer, geh bis zum Ende des Monats nicht fort. Das alles ist Teil deiner Strafe, wegen deiner irrationalen Geld-Manie. Auch ich habe es mir mittlerweile abgewöhnt über 200 Euro in einer Nacht abzuheben. Oder zumindest am nächsten Tag nachzuschauen, ob ich tatsächiche 200 Euro abgehoben habe.

Du hast also deine Emotionen nicht unter Kontrolle gehabt

Und hast alle angeheult und zugelabert. Ach, halb so schlimm. Für den "Reifste-Person-der-Runde"-Award warst du ohnehin nicht nominiert. Vielleicht mögen dich jetzt manche Menschen weniger, weil du sie wirklich genervt hast. Aber hey, das war deine Person in der Quintessenz ihres Daseins. Du hast ein Seelenstriptease hingelegt. Sei ein bisschen wie Britney und finde dich toll dafür. Solche Nächte gehören halt dazu. Sie sind nicht cool und auch nicht notwendig, aber sie gehören dazu. Auch hier hilft es, sich bei Beteiligten zu entschuldigen.

Du hast also dein Handy aufgeladen und es hat noch fuktioniert, als du RICHTIG betrunken warst

Und in weiterer Folge Menschen im Internet oder per SMS angegraben und ihnen auf die eine oder andere Weise deine (körperliche) Liebe gestanden. Fuck ja, das ist peinlich. Meine persönliche Strategie ist es, sich diese Nachrichten nicht durchzulesen. Wenn am nächsten Tag eine Nachfrage von der anderen Seite kommt, braucht man so einen Satz wie "Fuck. Ich war gestern zerstört, ich sehe wir haben geschrieben. Oder ich. Ich will es nicht lesen und distanziere mich davon. Sorry." Beziehungsweise, wenn es dir wirklich unangenehm ist und die Nachrichten gefühlsduselig sind, schreibe es war dein bester Freund. Er war ur betrunken. Du hast natürlich nichts davon gewusst. Oder nimm es zum Anlass und schreibe ein bedeutungsschwangeres "In Vino Veritas…" Nein, schreib das doch nicht. Frag lieber nach einem Treffen.

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Du hast also deine wertvollsten Sachen mitgenommen

Und sie kaputt gemacht oder verloren. Life sucks. Lerne daraus. So lange nur du den Schaden trägst, ist alles cool. Peinlich wird's nur, wenn deine Freunde es als peinlich deklarieren. Das werden sie nicht machen, nur weil dir deine Geldbörse fehlt. Hol alle deine Dokumente, hetze dich durch die Ämter und habe den Stress, den du verdienst.

Du hast dich also rasiert und einen One-Night-Stand gehabt

Ich hatte tatsächlich noch nie einen One-Night-Stand, aber ich stelle mir Sex jetzt nicht so schlimm vor. Ja mei. Du hattest Sex. Schäme dich. Peinlich wird es wenn Menschen im Spiel sind, die nichts in diesem Spiel verloren haben. Aber auch diese Situation hatten hunderte Menschen vor dir und werden auch hunderte Menschen nach dir haben. Trinkt einen Kaffee, einigt euch auf "Scheiß drauf" und gebt euch mal paar Tage Freiraum. Oder ein paar hundert Tage Freiraum. Bedenke, dass zum Sex immer zwei gehören und du deshalb niemals die alleinige Schuld am Coitus trägst. Außerdem warst du besoffen und es hat sich richtig und gut angefühlt.

Solltest du dir nicht sicher sein, ob oder wie du verhütest hast: Bitte trinke einfach wirklich nie wieder. Und geh zum Arzt. Wenn du ein Typ bist: Es gehört zum guten Ton die Pille-danach zu zahlen. Sprich das charmant und nicht wie ein Vollpfosten an. "Du holst dir eh die eine Pille, die den potentiellen Wurf wegmacht am Heimweg, oder?", ist nicht charmant. "Ich hole uns Frühstück und ich glaube ich schau zur Apotheke wegen der Pille danach, wartest du hier kurz auf mich?", ist schon charmanter.

Die goldenen sechs Regeln:

1) Versuche an verschiedenen Orten zu trinken. Nicht immer im selbem Lokal.
2) Meide Lokale in denen Personen sind, die mit dir arbeiten oder verwandt sind.
3) Entschuldigen ist ab jetzt deine Lieblings-Restfett-Tätigkeit.
4) Wenn du Suff-Lästerei betrieben hast, entschuldige dich auch.
5) Ein zweites altes Handy oder eine Geldbörse daheim zu haben schadet nie.
6) Denke nicht zu viel daran. Verdränge es. Oder verarbeite es. Was auch immer dir hilft nicht an gestern Nacht zu denken – nimm es in Anspruch.

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