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Du solltest LGoony endlich verdammt ernst nehmen

Dass Casper LGoonys neues Mixtape mit einem seiner seltenen Feature-Parts veredelt, ist kein Zufall.

Während Glo Up Dinero-Boss Money Boy fleißig (inzwischen sind es unfassbare acht Mixtapes für 2015) digitale Releases rauskloppt, hat sich das unbestreitbar talentierteste Mitglied der Post Swag-Crew für sein Grape Tape fast neun Monate Zeit genommen. Eine gute Zeitspanne, ist es doch in etwa der Zeitraum einer normal verlaufenden Schwangerschaft. Alles, was da früher rausflutscht, kann schließlich an Atemnot, unterentwickelten Organen und Hirnblutungen leiden.

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Keine Luft mehr für Hooks und Bars, mittelmäßige Beats und Features und keine nennenswerte Entwicklung zum Debüt? Nein, bei LGoony verlief die Geburt nach Plan. Die 14 Songs glänzen durchweg durch eingängie Hooks, die der junge Kölner in monotoner Manier runternölt und in den Strophen gewohnt großkotzig, aber ungewohnt düster und angriffslustig spittet: „Keine Liebe mehr für die Medien im deutschen Rap / Ich les' Splash Mag und All Good, aber der Rest ist whack.“

Die Beats sind wieder extrem atmosphärisch, massieren diesmal aber deutlich aktiver das Trommelfell und die Feature-Liste hält neben dem fast schon obligatorischen Money Boy-Part noch Young Kira und Harry Quintana einen Platz frei. Doch es ist der vierte Name, der eine logische Überraschung ist: Casper spittet sich auf „Geborn damit“ wie ein junger Goon durch den Beat.

Dass Casper ein LGoony-Fan ist, sollte jedem bekannt sein, der ihm in den Socials folgt. So recht wahrhaben wollten das seine Fans wohl aber nicht. Als Casper in Berlin beim Castival kurzerhand Money Boy, LGoony und der Rest der Dinero-Gang als Support-Act eingeladen hat, hagelte es vor der Bühne und auf Facebook Unverständnis. Warum nicht Kraftklub oder Bosse einladen, sondern diesen dünnen blassen Jungen, der davon singt, Geldscheine zu verbrennen, weil er eh zu viele hat? Weil Casper erkannt hat, dass dieser Typ, wie er damals selbst, eine Tür im Deutschrap aufgemacht hat. Mit dem kleinen Unterschied, dass Casper dafür einen Major-Deal ins Schlüsselloch steckte.

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Nachdem das Goonyverse Ende letzten Jahres von den Orsons, Casper und Zugezogen Maskulin ordentlich gepusht wurde, immer weitere Kreise zog und sich plötzlich Melt! Booking um die deutschlandweiten Gigs von LGoony kümmerte, während Live From Earth für ihn Musikvideos produzierte, wurden auch Gerüchte laut, dass das Talent bald bei einen Major unterschreiben würde. Darauf wurde bis heute offensichtlich nichts. LGoony hat sich entschieden, seine Musik weiterhin kostenlos und digital zu releasen.

Was seinem Realness-Konto schwarze Zahlen beschert und ihm als Rapper hoch anzurechnen ist. Nur leider besteht bei kostenlosen Produkten immer das Risiko, dass sie von der breiten Masse nicht gewürdigt werden. Wir sind nunmal darauf konditioniert, eine lila glimmernde Vinyl-Platte für 15€ mehr in unser Herz zu schließen als eine .rar-Datei. Ganz unabhängig davon, wie qualitativ hochwertig die eigentliche Musik ist, die da durch die Boxen schallt.

Der andere Grund, warum LGoony noch von potenziellen Hörern belächelt wird, ist der übergroße Schatten von Money Boy. Dank dessen grenzwertigem Humor, den Drogen-Eskapaden und „Dreh den Swag auf“ ist er für zu viele noch die Witzfigur, über die man überheblich lachen kann, dessen Musik man aber niemals ernsthaft hören würde. Dabei machen LGoony und Co. genau die Musik, die in der Deutschrap-Szene vermisst wurde und die du jetzt dank ihm kennenlernen kannst.

Um es kurz zu machen: Sei einfach froh, dass du dir ohne Kosten ein hochwertiges Mixtape auf dein Handy ziehen kannst und vergiss deine Vorurteile über Money Boy und dessen Crew. Wenn Dat Adam damit durchkommen können, dass sie Cloud Rap vergewaltigen und Radiosender das sogar übertragen, dann ist es verdammt nochmal Zeit, dass du LGoony als ernstzunehmender Musiker anerkennst.

Du kannst das Grape Tape hier downloaden. Mehr Info's gibt es bei Facebook und Twitter.