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Mamma Mia!

Tennisspielerin schiebt Dopingbefund auf Mamas Tortellini – und kommt durch

Tennisprofi Sara Errani wurde positiv auf Letrozol getestet. Ihre Ausrede sind die Nudeln ihrer Mutter. Die ist Apothekerin.
Foto: imago| Imaginechina

Egal, was du wieder ausgefressen hast, deine Mama zieht dich aus dem Schlamassel. Immer! Auch wenn du des Dopings beschuldigt wurdest und deine Tenniskarriere somit vor dem Aus steht. Mutti hilft.

Der Beweis dafür: Die Mama von Tennisprofi Sara Errani und ihre Aussage vor dem Tribunal des Tennis Weltverband (ITF) am 19. Juli. Bei ihrer Tochter wurde im Februar diesen Jahres der Wirkstoff Letrozol im Urin nachgewiesen. Eine Dopingsubstanz, die einige Sportler nutzen, um die Nebenwirkungen von Steroiden zu verschleiern.

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Letrozol ist gleichzeitig auch ein Medikament gegen rückfällige Brustkrebserkrankungen. Aufgrund ihrer früheren Brustoperationen nimmt die Mutter der Tennisspielerin seit fünf Jahren diesen Wirkstoff in Tablettenform. Soweit noch alles im legalen Rahmen. Doch Mama Errani, leidenschaftliche Köchin, soll einige Tabletten in der Brühe ihrer Tortellinis versenkt haben, als ihre Tochter im Februar zu Besuch war. Bei der Zubereitung der Soße habe sie die Pillen ausgepackt und eine sei dabei in den Topf gefallen. Mit dieser Geschichte verteidigte Mama Errani ihre Tochter vor Gericht, unterstützt natürlich von ihrem Mann, ihrem Sohn und der Ärztin der Tennisspielerin. Mit Erfolg. Die auf zwei Jahre angesetzte Sperre wurde auf zwei Monate komprimiert. "Es ist wahrscheinlicher, dass Letrozol durch die Medikation der Mutter in den Körper der Spielerin gelangt ist", so das Urteil des Gerichtes.

Unabhängig vom Wahrheitsgehalt seien zu der Geschichte einige Anmerkungen erlaubt. Mama Errani ist Apothekerin, ihre Tochter seit über zehn Jahren Profisportlerin, beiden sollte die Wirkung Letrozols bekannt sein. Zudem betont die Welt-Anti-Doping-Agentur, dass Unwissenheit nicht vor Strafe schütze und verpflichtet die Sportler selbst, sich über verbotene Substanzen zu informieren und sich vor ihrer Einnahme zu schützen.

Auch die Annahme des Gerichts, dass Sara Errani "keine Vorgeschiche im Dopingbereich" habe, ist nicht ganz korrekt. Zwar wurde sie in ihrer Karriere bisher nicht wegen bestimmter Substanzen überführt, doch stand sie im Zuge einer Herzuntersuchung in Kontakt mit dem Arzt Luis Garcia del Moral. Dieser war von 1999 bis 2003 der Arzt von Doping- und früherer Radsportlegende Lance Armstrong.

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Außerdem wieß Sara Errani eine explosionsartige Leistungssteigerung im Jahr 2012 auf. Nachdem sie 2011 noch bei den Australian Open in Runde eins und in Paris und Wimbledon jeweils in Runde zwei scheiterte, gewann Errani ein Jahr später in Acapulco ihren ersten WTA-Titel nach dreieinhalb Jahren und erreichte das Finale der French Open gegen Marija Scharapowa.

Zweifel an der Unschuld Erranis hat auch Fritz Sörgel, Dopingexperte und Leiter des Instituts für Biomedizinische und Pharmazeutische Forschung in Heroldsberg bei Nürnberg. In der Süddeutschen Zeitung bezeichnete er die Verkettung derart vieler Zufälle als unglaubwürdig. "Eine junge Sportlerin braucht so ein Medikament nicht, außer zum Verschleiern."

Klar ist hingegen, dass die Tennisspielerin bis zum 3. Oktober gesperrt ist und damit die US Open Ende August verpassen wird. In einer offiziellen Erklärung auf Twitter bedauerte die Tennisspielerin zwar die Entscheidung des Gerichts, machte aber keine Hinweise auf eine etwaige Berufung. Sie sei mit ihrem Gewissen "im Reinen."

Ob der Wirkstoff wirklich so wie bei der Aussage angegeben in den Körper von Sara Errani gelangen konnte, bleibt ein Geheimnis. So, wie das Nudelrezept ihrer Mutter.