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Nach Angriff aufs JBG-Duo: Bushido knöpft sich mit einem offenen Brief die Geissens vor

"Entschuldigen Sie bitte mein Vorurteil, aber bei 'RTL2' kommen Sie beide nicht sehr schlau rüber, oder eventuell, das wäre noch viel schlimmer, ist es ja wirklich Ihre Meinung."
Fotos: imago | Spöttel Picture || imago | Future Image

Im Zuge des Echo-Skandals um Farid Bangs Auschwitz-Line vom JBG3-Album haben sich schon einige Rapper und andere Szene-Interne zu Wort gemeldet. Die einen verteidigend, die anderen kritisch gegenüber dem Rap-Duo. Bushido war bisher keiner davon. Dabei war er streng genommen der Hauptgeschädigte in der Causa JBG3. Auschwitz-Vergleich und Rassismus-Lines à la "Denn du wachst auf in 'ner Garage in Derendorf / Und als erstes nimmt dich ein Schwarzer aus Kenia durch" nämlich mal beiseite: Die Person, die tatsächlich am allermeisten auf JBG3 verhöhnt und gedemütigt wurde, war Bushido. Dass der sich am heutigen Dienstag in einem öffentlichen Brief zu der Debatte äußerte, sorgte also nicht umsonst bei vielen für Aufregung.

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Anlass waren die hanebüchenen Statements der Familie Geiss zu Kollegah und Farid Bangs Auszeichnung, die nur so von Fremdenfeindlichkeit und natürlich zornigen Ausrufezeichen strotzten. In komplett wirren, oft zusammenhangslosen Sätzen wurden die typischen "Die Ausländer nehmen unser Geld weg und schänden unsere Frauen"- Sprüche geklopft und das "Brainstorming" (lol) "unserer" (also deutscher) Kinder durch die bösen Rapper beklagt.


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Das wäre alles ja fast witzig, wenn es nicht so ärgerlich wäre. Denn dank Statements wie dem der Familie Geiss oder dem von Alice Weidel, die sogar die Abschiebung von Farid Bang forderte, ist weder der berechtigten Debatte um Antisemitismus in Deutschland, im Deutschrap und in Kollegahs Kopf geholfen, noch der pluralistischen Gesellschaft in Deutschland. Bushidos Brief, den er auf Facebook teilte, kam also in erster Linie nicht als große Geste gegenüber Farid Bang und Kollegah daher, sondern als Kritik an der geistigen Haltung der Familie Geiss und derer, die ihrer Argumentation zustimmen.

So wirft Bushido Robert und Carmen Geiss unter anderem vor, ihr Statement hätte inhaltlich genauso gut von der AfD stammen können und die beiden würden mit ihrer ausländerfeindlichen Agenda "Feuer mit Feuer" bekämpfen. Damit hat er auch Recht. Es wäre nämlich wirklich schön, wenn man in Deutschland eine Antisemitismus-Debatte führen könnte, ohne dabei rassistisch und islamfeindlich zu werden.

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Natürlich wird in dem Brief aber auch die Rapkultur (und damit Farid Bang und Kollegah) verteidigt. Schließlich kann sich Bushido vermutlich im Moment sehr gut in Kollegahs und Farid Bangs Situation einfühlen. Oft genug war er der "Rüpelrapper", der mit seinen als frauenfeindlich, homophob und gewaltverherrlichend verurteilten Songtexten "unsere" Kinder, die "Generation Bushido", versaut habe. Ganz vergleichbar sind die beiden Fälle trotzdem nicht.

Denn was Bushido (größtenteils) bei seinen Texten und seiner Kunstfigur beließ (natürlich auch vor dem Hintergrund der bewussten Provokation), ist bei Kollegah viel schwieriger zu unterscheiden. Was viele der Außenstehenden, die Rap eh seit 100 Jahren nicht verstehen, bei der aktuellen Diskussion nämlich tatsächlich nicht verstehen, ist, dass es hier eigentlich nicht um eine geschmacklose Punchline geht, sondern um Kollegahs diverse fragwürdige Meinungen und Ansichten, die er in Interviews, Vlogs, Instagram-Storys und Musikvideos tatsächlich verbreitet.

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