Hafenkneipen, Märchentürme und Ruinen: Fotos am Rande von Wien
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Wienbilder

Hafenkneipen, Märchentürme und Ruinen: Fotos am Rande von Wien

Wenn man zwischen Donauinsel, Lobau und Donauzentrum aufwächst und den Stephansdom erst bei einer Schulexkursion kennenlernt, hat man ein anderes Bild von Wien als die Gürtel-Großstädter.

Ich bin selbst im 22. Bezirk aufgewachsen – irgendwo zwischen Donauinsel, Lobau und Donauzentrum. Nicht wirklich auf die Butterseite gefallen, denken viele Wiener, die den Gürtel nur überschreiten, wenn sie die Stadt gleich ganz verlassen.

Interessanterweise verhält es sich mit vielen Bewohnern der Außenbezirke umgekehrt recht ähnlich. Als wir in der Schulzeit den Stephansdom im Rahmen einer gesonderten Exkursion besucht haben, war es für mich das erste Mal, dass ich das eingerüstete Heiligtum der Wiener (und die ihn umgebende Innere Stadt) gesehen habe.

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Man lebt zwar offiziell in derselben Stadt, aber gehört doch entweder zum Lager "Innenbezirke" oder "Banlieues". Dann kam irgendwann auch für mich der Umzug von Transdanubien in die Inneren-Gürtel-Gefilde und hat meinen Blick auf die Vorstadt verändert.


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Wiener Beton

Irgendwie wurde ich dadurch erst aufmerksam auf einige Besonderheiten; wie das eben oft ist, wenn man Dinge nicht mehr als selbstverständlich sieht. In meinen Fotos zeigen sich diese Veränderungen besonders scharf. Und es sind nicht nur Veränderungen in meiner Wahrnehmung; es sind auf Veränderungen in der Stadt, Veränderungen über die Zeit.

Diese Fotos wurden mit einer analogen Kleinformatkamera aufgenommen, auf Filmen bis ISO 3200. Und sie sind eine Annäherung an Orte der Vorstadt, die es so in der Innenstadt nirgendwo gibt und gar nicht geben könnte: Verwunschen, aus der Zeit gefallen, verloren und vielleicht bald die nächste Baustelle für Reihenhäuser, sollen die Fotos Orte porträtieren, die ein vielfältiges Bild des Kosmos Stadt zeichnen. Die Fotos sind keine Kaisermühlen Blues-artige Romantisierung der Vorstadt, sondern zeigen einfach realistische und – zumindest meiner Ansicht nach – bewahrenswerte Ausschnitte von Wien.

Das ist ein altes Sumpfhaus, wie sie in den 1950ern zuhauf im ehemaligen Überschwemmungsgebiet gestanden sind, in einer Straße namens Rügenau. Meine Oma wollte es einmal als "Schandfleck der Woche" dem Bezirksblatt schicken. Nachdem es verlassen wurde, ist es vor ein paar Jahren ausgebrannt. Jetzt dient es den Kindern der Umgebung als Abenteuerspielplatz.

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Der Garten eines alten Sammlers im 22. Bezirk.

Ein verlassenes Gasthaus in der Kanalstraße. Heute steht dort eine Reihenhausanlage. Die Wohnungen kosten rund eine halbe Million Euro.

Eine Baustelle in der Rügenau, auf der aktuell eine Genossenschaft Reihenhäuser baut.

Ein verlassener Tennisplatz.

Raben am Ölhafen Lobau.

Ein verlassenes Geschäft in Stadlau.

Schrebergartenhäuschen an der Alten Donau.

Möwen an der Mündung des Wienflusses in den Donaukanal.

Lebensader Straßenbahn.

Die Schemerlbrücke im 19. Bezirk, Wunderwerk des Jugendstils.

Ein Märchenturm im Wienerwald.

Das ehemalige Autokino von Groß-Enzersdorf. Heute findet dort jede Woche der größte Flohmarkt Österreichs statt. Hier findet ihr auch einen VICE-Artikel dazu.

Die Hafenkneipe im Albarner Hafen. Wer in Wien Matrosen treffen will, ist dort an der richtigen Adresse. Und ja, auch das ist Wien.

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