Junge Menschen erzählen uns ihre schlimmsten Partyerfahrungen

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#espassiert

Junge Menschen erzählen uns ihre schlimmsten Partyerfahrungen

Wir haben Menschen gebeten, uns von Partys und Fortgeh-Abenden zu berichten, die in einer Katastrophe oder einem Tattoo endeten.
S
von STAFF

Dieser Artikel entstand im Rahmen der Desperados-Kampagne #espassiert. (Spoiler: Bei #espassiert passieren nur gute Dinge.)

Hauspartys haben ihre Vor- und Nachteile. Vorteil: Du kannst die Musikauswahl zu einem bestimmten Grad selbst beeinflussen. Nachteil: Irgendwann kommt die Polizei. Vorteil: Die Gästeliste wurde bereits im Vorhinein mit allerhöchster Sorgfalt von dir selbst oder dem Gastgeber deines Vertrauens kuratiert, was die Anzahl der ungewünschten Ex-Gspusis auf ein nötiges Minimum reduziert. Vorteil: Der Alkohol ist in der Regel gratis. Nachteil: Der Alkohol ist in der Regel gratis. Letztendlich sind aber sowohl Hauspartys als auch reguläre Fortgeh-Abende immer ein allzu fruchtbarer Nährboden für potentielle Desaster.

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Und jeder muss da mal durch: Die Nächte, die entweder FOMO-bedingt in einer totalen Katastrophe oder einem verpfuschten Emoji-Tattoo enden. Die Nächte, in denen man am Ende mit einer Anzeige vor den Scherben der eigenen juristischen Zukunft steht und irgendjemand sich grundlos prügelt. Wir haben junge Leute gefragt, an welche Party-Fiaskos sie nicht gerade gern zurückdenken.

Als diese Russin meinte, wir wären alle Verlierer

"Eigentlich sollte man bei spontan angekündigten Partys in Gemeindebauten, wo sonst nur Polizisten leben, von Anfang an ein wenig misstrauisch sein. Aus irgendeinem Grund war ich das damals nicht. Das Ganze war die Uni-Abschlussparty einer Freundin, die—genau wie ihr Prüfungstermin—sehr kurzfristig angesetzt wurde und hauptsächlich dafür da war, um zu zeigen, dass man ein guter Freund ist. Ja, es war die Zeit, als so etwas noch nicht mit einem Like auf Facebook erledigt war. Und im Nachhinein muss ich sagen: Leider.

Am Anfang war eigentlich alles recht nett. Es gab ein freudiges Kreischen, viel Konfetti, eine Horde an Leuten, die 'Überraschung' schreien und danach die üblichen Gespräche, die man so hat, nachdem der erste große Partyimpuls verflogen und der Alkohol noch nicht ausreichend in der Blutbahn verteilt ist. Alles war eigentlich ganz normal—bis die Russin kam. Genau genommen handelte es sich um die Mitbewohnerin unserer Freundin, die erst seit kurzem hier lebte und von der Situation offenbar ein bisschen überfordert war. Keiner hatte sie eingeweiht. Alle waren in ihr Revier eingedrungen. Die Konsequenz war Rache. Aber das wussten wir nicht gleich.

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Zuerst setzte sie sich zu einer Runde an Leuten, zu denen auch ich gehörte. Die überraschungsbeschenkte Uni-Abschluss-Freundin war währendessen (wie jeder gute Gastgeber) in der Küche mit anderen Dingen und Gesprächen beschäftigt. Die Russin hatte einen Husky bei sich, was für die kleine Wohnung etwas schräg wirkte. Außerdem trug sie einen um den Hals gebundenen Pulli und erzählte, dass sie gerade vom Tennisspielen kam. Dann fragte sie, was jeder von uns so machte. Die Leute tranken Bier und erzählten, was sie so machten. Sie nickte, lächelte—und sagte mit sehr ruhiger Stimme: 'Ihr seid alle Verlierer. Was wollt ihr im Leben erreichen? Ihr werdet in Wien verrecken und ich gehe nach Harvard.' Nachdem wir einige Male nachgefragt hatten, ob sie wirklich das gesagt hat, was wir verstanden haben, begann die Situation dann langsam, unangenehm zu werden.

Die übrigen Gäste stritten mit ihr und sie drohte damit, die Polizisten aus den Nebenwohnungen zu holen. Als nächstes warf die Russin zwei Bierdosen um, schrie uns an und stieß einen Stuhl um. Als unsere Freundin (und ihre Mitbewohnerin) schließlich nachsehen kam, wechselte die Russin plötzlich die Tonart. Sie begann zu weinen und seufzte: 'Deine Freunde machen mich fertig. Nur weil ich Russin bin und einen Husky habe. Sie sind so neidisch. Was sind das nur für Menschen!' An den Rest des Abends kann ich mich nur noch wenig erinnern—was vor allem daran liegt, dass sämtliche Gäste aus der Runde um die Russin unter noch mehr Schreien von allen Beteiligten aus der Wohnung geworfen wurden und wir uns woanders schwer betrinken mussten, um den Abend zu verkraften.

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Das Angenehmste an dem Abend war eigentlich, dass die böse Überraschung gar nichts mit der Polizei zu tun hatte. Aber die müssen wahrscheinlich auch einfach mal abschalten, wenn sie frei haben. Und wahnsinnige Russinnen sind auch nicht unbedingt der triftigste Grund, um in die Nachbarwohnung auszurücken."

Als ein fremder Typ auftauchte und anfing, zu stänkern

"Jeder hat schon mal diesen Typen auf eine Party eingeladen, den man besser nicht hätte einladen sollen. Diesen einen 'Freund', den man mal im Vollrausch auf einer Party kennengelernt hat. Der, kaum angekommen, sofort damit beginnt, Leute anzustänkern, fremdes Bier zu trinken und Stress zu machen. Irgendwann reichte es den Leuten und der Partygast wurde nach draußen gebeten.

Dort eskalierte die Situation dann komplett, als der nun ungebetene Gast mit einer leeren Glasflasche in der Hand in die Richtung eines Kontrahenten fuchtelte. Der Partyveranstalter wollte noch schlichtend dazwischen gehen, aber es dauerte nicht lange, bis Fäuste und Zähne flogen. Polizei und Rettung beendeten das Fest und die Arztrechnung tut dem Partyveranstalter heute noch weh. Was ich daraus gelernt habe: Nie fremde Menschen zu Partys einladen, auch wenn sie im Vollrausch echt nett wirken."

Als ich mir ein Emoji tätowieren ließ

"Eigentlich bin ich mir gar nicht mehr so sicher, ob es ein Vorglühen oder eine Afterhour war. Wahrscheinlich war es eh beides. Letztendlich ist es immer eine Party. Was ich jedenfalls weiß, ist, dass sich ein ziemlich großer Haufen Leute bei Sofia im Wohnzimmer tummelte, vielleicht müde, vielleicht motiviert, kommt drauf an, wie man meine Erinnerung jetzt deutet. Meine Freundin Sofia hat diese witzige Angewohnheit, ihren eigenen und fremde Körper mithilfe einer Nähnadel, einem Stück Faden und etwas Tusche zu verschönern. Stick and poke. 'Willst du auch was?'

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Ich hab keine Tattoos. Bin einfach nicht der Typ dafür, hab ich mir auch nie wirklich überlegt. Früher wollte ich vielleicht mal ein paar Sterne am Unterarm, oder ein Arschgeweih zum Abziehen, jetzt bin ich Anfang 20 und Tätowierungen sind mir in Wahrheit ziemlich Wurscht. Aber an diesem Abend—oder Morgen, wie gesagt, weiß ich nicht mehr—, hatte ich so ein Kribbeln in meinem Unterarm. Klar will ich was! Bohr winzige Löcher in meine Haut und lass Farbe reinträufeln, du begnadete Körperkünstlerin.

Ich bin der festen Überzeugung davon, dass die 'Zuletzt benutzt'-Abteilung am Emoji-Keyboard eines jeden Menschen mehr über ihn oder sie aussagt, als Worte es je könnten. Zeig mir deine am häufigsten benutzten Emojis und ich sag dir, wer du bist. Meine Nummer Eins ist zu diesem Zeitpunkt das Martini-Glas, also habe ich recht schnell entschieden, was mein erstes Tattoo wird und beginne, mein Lieblings-Emoji mit Kuli auf einem Stück Klopapier nachzuzeichnen. Nur, damit Sofia auch wirklich eine sachgemäße Vorlage hat, nach der sie sich orientieren kann.

Ein bisschen fühle ich mich wie bei einer dieser alten thailändischen Frauen, die ich mal bei Galileo gesehen hab. Traditionelle Tätowiererinnen sind die. Die bearbeiten einen direkt mit Hammer und Meißel, Sofia hingegen ist ganz zart. Pikt nur ganz leicht, ich rauche währenddessen meine vierte Zigarette. Und dann hat sie plötzlich keinen Bock mehr. im Gegensatz zu mir—hauptsächlich deshalb, weil das süße Martinigläschen auf meinem Unterarm gerade mal zur Hälfte fertiggestochen ist. Andererseits sehe ich aber ein, dass es wohl das Beste für uns beide ist, wenn Sofia jetzt damit aufhören möchte, mir eine Nadel in den Arm zu rammen. Ist die überhaupt sterilisiert?

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Ein paar Tage später hatte Sofia schließlich wieder Bock, aber keine Tusche. Es war ihr Glück, dass ich Vorglühen und Afterhour ähnlich streng differenziere wie Tusche und Tinte. Und irgendwann war es schließlich fertig, mein erstes Tattoo. Ich habe gelernt, es zu lieben, obwohl ich es so unfassbar hässlich finde. Das ist wie mit Narben. Klar findet man die anfangs nicht gerade schön, aber sie prägen und erinnern, an eine Lebensphase, an ein Gefühl oder an eine Person. Dieses Tattoo ist ein unschöner Fleck auf meiner Haut, der mich an eine Zeit in meinem Leben erinnert, in der ich auf viel geschissen habe. Und an Sofia. Und diese Partys. Wenn ich mir heute wieder ein Tattoo stechen lassen müsste, würd ich aber wohl gleich ein Arschgeweih nehmen."

Als mich meine FOMO ausgetrickst hat

"Das Ganze war erst vor ein paar Wochen, da war so eine Veranstaltung im Volksgarten. Ich dachte, ich bleib dieses Mal einfach Zuhause und mache brav was für die Uni—was auch ganz gut geklappt hat, aber nach dem zweiten Gläschen Rotwein und ein paar SMS von meinen Freunden, die auch dort waren, dachte ich, ich schaue vielleicht doch kurz hin. Nur zwei Stunden oder so. Kurz anschauen lassen, und dann wieder nachhause gehen. Irgendwann gegen 2:30 Uhr bin ich dann schließlich hingefahren, alleine.

Ich bin auch recht schnell reingekommen und hab ziemlich bald meine Freunde getroffen, aber nur für fünf Sekunden, weil die alle weitergezogen sind. Dann hab ich meine Freundin Moni gefunden, die auch gerade ihre Leute verloren hatte, woraufhin wir uns zusammengetan haben—bis sie kurz darauf einen Booty Call bekam, den sie auch wahrgenommen hat. Sie hat sogar noch gefragt, ob sie mit mir meine Freunde suchen soll, aber ich hab gesagt, sie soll gehen, es wären eh so viele Leute da, ich würde schon jemanden finden. Man bringt niemals jemanden um einen Booty Call.

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Dann hab ich mal all meinen Leuten geschrieben, wo sie sind. Leider war es drinnen schier unmöglich, von A nach B zu kommen, weil viel zu viele Leute da waren. Telefonisch konnte ich auch niemanden erreichen—dazu muss ich jetzt auch sagen, dass das vier wirklich sehr gute Freunde von mir sind, nicht einfach irgendwelche random Party-Bekanntschaften. Irgendwann saß ich dann einfach allein in einer Ecke und irgendwelche fremden Typen haben angefangen, mich ständig zu fragen, wieso ich alleine hier wäre—du kannst dir vorstellen, wo meine Stimmung zu diesem Zeitpunkt war. Die SMS an meine Freunde wurden auch immer grantiger und nach eineinhalb Stunden war ich dann so aggressiv und aufgebracht von diesem Desaster, dass ich aus dem Volksgarten gestürmt bin. Da hat mich die FOMO halt ein bisschen ausgetrickst. Wär ich mal lieber zuhause geblieben."

Als wir ins Schwimmbad eingebrochen sind

"Einmal im Sommer war ich mit Freunden gerade am Rückweg von einer Party. Die Stimmung war super, wir wollten noch eine Bar finden um etwas trinken zu gehen. Eine Bar haben wir nicht gefunden—dafür ein Schwimmbad. Das war versperrt, also haben wir uns kurzerhand dazu entschlossen, über den Zaun zu klettern, einzubrechen und schwimmen zu gehen. Leider war das Schwimmbad selbst von der Straße aus nicht nur für uns sichtbar—sondern für alle. Wir sind zwar immer untergetaucht, wenn jemand vorbeiging, aber wir waren wohl nicht aufmerksam genug.

Plötzlich standen nämlich zwei Polizisten mit Taschenlampen vor dem Pool und fischten uns raus. Danach wurden wir nass, nur mit Unterwäsche bekleidet auf die Polizeistation gefahren und wurden vernommen. Als eine Freundin hörte, dass gegen uns eine Anzeige erstattet wird, hat sie angefangen, bitterlich zu weinen. Sie wollte Anwältin werden. Die Anzeige hat uns Gott sei Dank nie erreicht, in ein Schwimmbad sind wir auch nie wieder eingebrochen. Aber wir haben eine Bar bei der Polizeistation gefunden—immerhin."

Die gute Nachricht am Schluss: Partys sind meistens ja doch ziemlich super und es gibt auch welche, wo nichts schiefgehen kann. Wenn du mehr davon willst, mach mit auf www.espassiert.at und gewinne die beste #espassiert-Experience.