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Bis so guet

Sie sind keine Cops, aber sie dürfen auf dich schiessen

Die Schweizer Bahnpolizei darf eigentlich fast alles mit dir machen, was sie will.

Foto von zueriupdate

Ich liebe es, wenn ich eines dieser rollenden Kunstwerke sehe. Vorbeirauschende, von der SBB gesponserte Leinwände. Leuchtende Kontrastfarben gegen den immer gleichen Alltagstrott. Ich stehe am Bahnhof Winterthur, warte auf nichts Besonderes. Plötzlich, hoch über mir thronend, die gewaltigen Lettern RX1. „Roll mal eine". Die verdammten Grafikstudenten haben’s echt drauf.

Hastig zücke ich mein Mobiltelefon, um das Werk einzufangen. Grund genug für zwei Herren der Transportpolizei, mich am Weitergehen zu hindern. Was sie von mir wollen, möchte ich wissen. „Routinekontrolle“. Ausweis her. Ob ich was mit der „Graffiti-Szene“ am Hut habe. Ob das eine Routinefrage sei, entgegne ich. Alibi schlecht, Leibesvisitation. Mein Rucksack wird kontrolliert.

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Das Gras interessiert sie—zu meinem Erstaunen—überhaupt nicht. Dann kann ich gehen. Ohne Sprayerkram fehlt die Tatwaffe, um mir etwas anzuhängen. Ich bin verwirrt. Waren die tatsächlich autorisiert, meinen Ausweis einzufordern? „Natürlich, die hatten ja eine Waffe“, schiesst mir durch den Kopf. Dummer Ansatz. Aber echt, richtige Bullen hätten sich doch für mein Gras interessiert. Noch mehr Verwirrung. Klar, ich bin bekifft, aber das tut nichts zur Sache.

Bis zu diesem Zeitpunkt war mir gar nicht wirklich bewusst, dass die Schusswaffen tragen. Wozu auch? Ist doch dämlich. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Waffe tatsächlich einmal verhältnismässig eingesetzt werden kann, geht gegen Null. Die Risiken hingegen sind enorm.

Im Schweizer Militär wird dir eingetrichtert: Das Über- und Vorbeischiessen mit der Pistole ist verboten. Sportschützen schiessen in Wettkämpfen über 25 Meter. Dabei stehen sie möglichst still und sind hoch konzentriert. Nicht unbedingt die Situation, die man an einem Bahnhof erwarten kann. Geht ein Schuss daneben, verwandelt sich das Projektil in einen Abpraller. Fatale Folgen sind da praktisch vorkalkuliert. Und eine Knarre bei sich zu tragen, ohne die Absicht, sie einzusetzen, ist einfach nur dumm und gefährlich.

Foto von

Möchten die Bahnpolizisten überhaupt bewaffnet sein? Klar, dass einzelne Rambos spitz darauf sind. Aber der Rest? Die SBB behauptet, dass dank der Waffe die Sicherheit der Bahnkunden, der Mitarbeitenden sowie die des Sicherheitspersonals weiter erhöht werde. Die BLS ist vom Gegenteil überzeugt. Sie sprach sich deutlich gegen das Tragen einer Schusswaffe aus. Alternative Mittel bestünden und ihre Angestellten seien ausreichend ausgebildet.

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Securitrans ist das grösste Schweizer Unternehmen für private Sicherheitskräfte. Anfangs rekrutierte die SBB eigene Mitarbeiter und bildete diese zu Bahnpolizisten aus, 2002 fusionierte die Transportpolizei mit der Securitas AG. Daraus entstand die Firma Securitrans, an welcher die SBB 51% hält. Die restlichen 49% sind in den Händen der Securitas.

Unternehmen wie die Delta Securitas sorgen fortlaufend für Schlagzeilen. Die übliche Anklage: Masslose Gewalt. Paradoxerweise wird diese oft eher durch sie ausgelöst, statt verhindert. Meiner Erfahrung nach ist „Deeskalation“ in dieser Branche weitgehend ein Fremdwort.

Foto von Kecko

Die vielen negativen Schlagzeilen der Securities scheinen keine ernsthaften Konsequenzen hervorzurufen. Es sieht eher danach aus, als schuf man sich hier eine eigene, inoffizielle Polizei. Die man trotz starkem Gegenwind und gegen den gesunden Menschenverstand auch noch bewaffnet. Zum guten Glück interessieren sie sich weniger für mein Gras als die offiziellen Polypen.

Ganz viel Gras rauchen oder sonstwas tun könnt ihr natürlich auch wieder dieses Wochenende:

Am Donnerstag gibts ganz viel gratis zum mitnehmen im Teufelhof. Dann weiter mit einem crazy Caravan im Kunsthaus Aarau. Ein wenig chillen an der Sofakunst. Und richtig schön dahinfliessen mit the years between im La Catrina. Und dann raus und ab auf die Piste, über den Hag, durch die Hecken auf den Asphalt direkt ins Volkshaus, [Mogwai](http:// http://www.rotefabrik.ch/de/musikbuero/eventdetail.php?id=18358) live. Und wenn das noch nicht genug Ohrenorgeln war, geben wir uns eine Million Prozent Musik am M4Music.

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Freitag ist dick verpackt. Wir starten subversiv offensiv mit  im Migros Museum. Oder von der anderen Seite: in der Dampfzentrale. Oder von Innen nach Aussen umgestülpt. Vollprogramm im Bonsoir mit .  Weiter gehts mit  im Gaswerk. Und im Stall 6 gibts  die ganze Nacht.

Am Samstag wollen wir mehr. Mehr Party. Acht Jahre Rakete im Hive, Electro Swing Club im Sud und Psychedelic Goa im Sedel. Mehr Musik. Zartstrom im Royal oder Jeremy Ellis im Süpdpol. Und mehr Literatur. Wortlaut, die sechsten St. Galler Literaturtage.

Sonntag gibts Hardcore. Plattentaufe Chelsea Deadbeat Combo im Rössli.

Montags kommt Kurt Vile ins Bad Bonn.

Am Dienstag gehen wir zuerst ins Comicatelier in der bblackboxx und dann direkt ans Black Cracker live im XOX. U5 pure.

Und am Mittwoch suchen wir Neuland im Kinok.