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Ich hab mit Bob Ross' Anleitung ein Bild gemalt

Bob Ross' Hilfsangebot für talentfreie Maler hält nicht, was es verspricht: Joy of Painting? Wer's glaubt.
Titelbild von VICE Media

Ich bewundere Leute, die malen können. Eigentlich bewundere ich auch jene, die es nur ein bisschen können. Ein bisschen malen können, heisst für mich, dass man hinterher erkennt, ob es ein Hund oder eine Katze ist. Basics für die einen, unerreichbarer Next-Level-Shit für mich. Aber ich möchte mein Inneres auch mit Farben auf Leinwände pinseln, mich auch von Inspiration getrieben fühlen, will eine Getriebene der Kunst sein, eine Künstlerin. Also habe ich mir Hilfe beim Meister des Online-Malunterrichts geholt: Bob Ross.

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Seine Dauerwelle und die beruhigende Stimme haben was. Ich will meine eine Hand in seinen Locken vergraben und mit der anderen eine schöne Landschaft voll „happy little trees" malen. Mithilfe seiner Anleitungen und einem Kunstequipment bestehend aus Staffelei, Leinwand, Farben und einer Farbpalette, erhoffe ich, ein Meisterwerk zu zaubern.

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Bob Ross The Joy of Painting - S02E02 - Winter Sun via Dailymotion

Nachdem ich mir alles organisiert habe, was für künstlerische Arbeit unverzichtbar ist, installierte ich mich in meinem Wohnzimmer. Der Laptop steht geöffnet auf dem Tisch und Bob Ross schaut mich bereits erwartungsvoll an. Ich drücke die Play-Taste und lege los. Der erste Schritt ist machbar: Ein gelber Kreis in der Mitte soll es sein. Das kenn ich noch vom Kindergarten.

Links: Alle Fotos von VICE Media; rechts: Alle Screenshots von DailyMotion

Auch die weiteren Schritte steigern in mir die Hoffnung, dass meine kreative Behinderung endgültig der Vergangenheit angehört.

Dann wird das Ganze mit blauer Farbe verziert. Ab diesem Schritt werde ich unsicher. Die darunterliegenden Farben lösen sich irgendwie auf und vermischen sich zufällig. Die ersten Unterschiede zwischen Laien- und Expertenwerk zeigen sich.

Nun beginnt Bob Büsche und Bäume zu malen, mit rotbrauner Farbe und leichtem Druck auf den Pinsel. Die passende Nuance habe ich in meinem Malkasten nicht gefunden und mein Feingefühl mit dem Pinsel erdrückt.

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Dann streicht Bob von den Büschen senkrecht hinab. Was er damit bezwecken will, ist mir unklar. Wegen meines anfänglichen Enthusiasmus und der Verwirrung mit der blauen Farbe habe ich nicht richtig zugehört.

Ein Teich hätte es also werden sollen, umgeben von einer Schneelandschaft. Nachdem ich das herausgefunden habe, übermale ich meine ersten kläglichen Versuche mit weisser Farbe. Da meine längst leer ist, bediene ich mich an der Wandfarbe meines Mitbewohners, der Maler ist.

Dann gibt es noch ein paar Büsche mehr, die Ross elegant hinbekommt und die bei mir nach verdünntem Waldtierkot aussehen.

Die Büsche werden noch mit weisser Farbe betupft, wegen des Schnees. Auf meiner Leinwand vermischen sich die Farben schon wieder und die Winteridylle wird rosa statt weiss. Langsam verliere ich die Geduld.

Inzwischen male ich schon seit zwei Stunden und entwickle einen ungesunden Hass auf mein Werk, der immer dann aufkommt, wenn ich bei meinen kreativen Ausbrüchen scheitere. Bob Ross holt mich zum Grande Finale zurück zu sich, schwingt lässig ein paar kahle Äste in die untere Bildhälfte und signiert. Ich tue es ihm gleich und bereue es just in diesem Moment. Aber am Ende hilft gar nichts. Bob Ross' Sendung The Joy of Painting ist nicht viel mehr als ein falsches Versprechen. Ich habe mehr Spass, wenn ich unsere WG-Wand vollkritzle und mein Endprodukt taugt auch nur als Weihnachtsgeschenk für meine Grosstante (die ich nicht wirklich mag).