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Bis so guet

Wieso deine Air Max scheisse sind

Euer Air Max-Fetisch ist einfach nur langweilig.

Foto von K.G.23 ı Flickr ı CC BY-NC-SA 2.0

Es war Liebe auf den ersten Blick. Ich wusste: Dieser und kein Anderer. Basisfarbe weiss, ein dunkler Streifen in der Mitte und blau im Detail. Nein, ich gehöre nicht zu den Typen, die beim Anblick ihres Neuwagens zum Höhepunkt kommen. Ich spreche von echter Leidenschaft. Ich spreche vom sagenumwobenen Nike Air Max 90. Eine ledergewordene Gottheit, die dich wie auf einem Wasserbett über den Asphalt schweben lässt. Ein stromlinienförmiges Neonparadies, mit dem du, im Gegensatz zum tiefergelegten „One“, schlappe zwei Zentimeter rausholst.

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Der Air Max ist das Opium der Hashtag-Society. Eine Armada unterbezahlter Streetstyle-Designer entwirft im Laufschritt neue Exemplare und durchgeknallte Pedalophile rippen sie anschliessend auseinander. Hollywood-Fuzzis schenken ihren verkoksten Kids zur überstandenen Reha ein Paar Sneakers im vierstelligen Bereich und am Kollektionslaunch campieren zahnspangentragende Bieberfans vor den Läden. In der Gabberszene kannst du dich gar nicht erst ohne Air Max blicken lassen. Es sei denn, du stehst drauf, dass dich glatzköpfige Raver-Hools für einen Drogenfahnder halten.

Foto von Srta Gomez ı Flickr ı CC BY 2.0

Bevor der Air Max in die Fänge des Mainstreams geriet, prägte er die Kultur des Hip-Hops. Egal in welchem Bereich. Ob ein Battle auf der Bühne oder auf der Strasse, der Air Max bewährte sich. Doch die fetten Jahre sind vorbei.

Foto von Pierre ı Flickr ı CC BY-NC 2.0

Inzwischen ist es Jahre her, seit man sich als Air Max-Träger auf der Strasse unterschwellig zugenickt hat. Der Air Max ist degeneriert zum Selfie-Accessoir pubertierender Schulmädchen, abgestiegen in die Liga der wannabe freshen Schlipsträger in den Vierzigern. Schiebt euch den ästhetischen Durchfall doch einfach zurück in den Anus. Ich kann es kaum erwarten, dass ihr den Retro-Hype erneut den Geschmackskanal eurer Stylo-Blogs herunterspült.

Runterspülen könnt ihr euch auch diese Woche wieder:

Heute ist WM. Uns ist das scheissegal, also tut einfach, was ihr nicht lassen könnt.

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Morgen gibt es in der Kiste eine Tanznacht für weibliche DJ's mit gratis Eintritt für alles, was keinen Schwanz hat. Im Bonsoir beschallen uns Emily and Scum mit 25 Jahren elektronischer Musik und in der Zukki wird die Gegenwart rückwärts abgespielt.

Am Samstag starten wir mit italienischem Kriegskino im Les Complices, dem Vorplay Summer Closing oder angolanischem Tanzfieber im Merkker. Dann geben wir uns die Niederungen des analogen Untergrunds im Kraftfeld, feiern 30 Jahre Strappazin im Helsinki und versaufen die Neunziger im Papiersaal.

Sonntags reanimieren wir unsere Gehirnzellen. In der Reitschule, mit der Oper Peter Grimes von Benjamin Britten, in der Grabenhalle mit durch Chile gepresster Schweizer Kultur und in der Perla Mode mit der Textnacht #wievielauchimmer. Und falls euch das zu schnell geht, lesen statt hetzen könnt ihr im Theater Neumarkt.

Am Montag geben wir uns die Swiss Art Awards und für alle, die sich dann noch nicht genug contemporary fine arts practice durch die Schädeldecke geknallt haben, gibt es im Stadkino das Art Basel Kurzfilmfestival.

Und am Dienstag machen wir +-0 im Up State.