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Dusky machen keinen 0815-Deephouse

Über seltsame Jobs (Tierkostüme involviert), die amerikanische EDM-Bewegung und den Alkoholkonsum von DJs.

Nick Harriman und Alfie Granger-Howell kennen sich schon lange. Die beiden langjährigen Freunde haben sich in der Oberstufe kennengelernt und seitdem ihre Freundschaft durch weltweites Touren als Deephouse-Duo Dusky gefestigt. Wobei, das was sie machen, ist nicht bloß Deephouse—diese beiden Jungs fahren total auf die Future-Grooves des UK Bass ab und das spiegelt sich auch in ihrer Musik wieder. Auf einem Album und ein paar EPs versuchen sich Dusky an 2 Step, Progressive-House („Bevor Progressive zu dem wurde, was es heute ist") und allem was es dazwischen gibt—was Sinn macht, wenn man weiß, dass Nick lange bei Piratenradiosendern war und Alfie Absolvent der Royal Academy of Music ist. Am wichtigsten ist jedoch, dass die beiden eine gemeinsame Geschichte als Partygänger und arme Künstler haben—oder vielmehr Künstler, die tagsüber etwas gearbeitet haben, was nichts mit Auflegen oder Musik zu tun hatte. Wir haben uns nach einer schweißtreibenden Nacht in der Underground-Höhle Manhattan Sullivan Room mit Dusky getroffen. Dabei haben sie uns von ihren schrägsten Jobs erzählt—Jobs, die Tierkostüme und Motorroller beinhalten—aber auch von ihren Gedanken über amerikanische EDM und ihre bald erscheinenden EPs auf Aus Music und School Records.

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THUMP: Wie war die Show?
Nick: Sie war super, nur extrem heiß.
Alfie: Wir haben in Schweiß gebadet.

Mögt ihr es in diesen stickigen und heißen Läden zu spielen?
Nick: Ja, ich denke, dadurch bekommt das Ganze eine sehr intensive Atmosphäre. Nur für Leute, die dich einfach nur spielen sehen wollen und sich nicht alles abschwitzen wollen, ist es ein bisschen scheiße.

Das Electric Zoo Festival in New York wurde dieses Jahr abgebrochen, weil dort ein paar Leute bei Vorfällen mit Drogen gestorben sind. Bei euren Shows ist noch niemand gestorben, oder?
Nein, ich denke, davon hätten wir gehört. Mir sind auch heute nicht besonders viele Leute aufgefallen, die wirklich drauf waren. Nur eine kleine Clique am Ende, die ziemlich abgefuckt aussah, aber in den USA trinken die Leute eher als in Großbritannien oder Europa allgemein.

Ist Molly in Großbritannien auch so ein großes Problem wie in den USA? Steht ihr Briten nicht eher auf Ketamin und so was?
Ja, hier gibt es viel Ketamin und Mephedron und so. Die Leute nehmen nur das Zeug, was es übers Internet gibt, und das nicht mal illegal ist—also alles Mögliche an komischem Zeug.

Wie sieht es bei euch beiden aus? Als ehemalige Raver habt ihr doch sicher einiges genommen.
Alfie: Heutzutage sind wir ziemlich enthaltsam. Als wir angefangen haben auf Raves zu gehen, waren wir dem auf jeden Fall mehr zugetan.
Nick: Normalerweise trinken wir nur. Wir sind jedes Wochenende in Clubs oder zumindest drei Tage die Woche, wenn du da jedes Mal Drogen nimmst, wird das bestimmt nicht gut gehen. Normalerweise genehmigen wir uns dann nur ein paar Drinks oder so.

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Was trinkt ihr dann so?
Wodka. Das ist am angenehmsten. Eine Zeitlang hatten wir auch Rum-Cola auf unserer Karte stehen.

Das ist so süß—viel Zucker.
Ja, das war einfach zu viel. Wodka kann man einfach mit Mineralwasser trinken.

Ihr beiden lebt das Clubleben nun schon ein paar Jahre. Habt ihr manchmal Angst auszubrennen? Wird es jemals langweilig?
Alfie: Ich glaube, wir genießen es ziemlich. Es ist immer noch cool. Wir mögen es immer noch sehr auszugehen, zu tanzen und in Clubs zu sein. Außerdem macht es wirklich Spaß, durch die Gegend zu reisen, so wie wir es jetzt tun, und neue Städte zu sehen und vor unterschiedlichen Leuten zu spielen. Ich glaube unsere größere Sorge ist, ob wir unseren Output an neuer Musik so hoch halten können wie bisher. Bis jetzt ist es cool. Wir versuchen viel zu schreiben, wenn wir unterwegs sind, und wenn wir Shows in Europa und Großbritannien spielen, sind wir zwar über das Wochenende weg, aber Montag bis Freitag sind wir zuhause. Also sind wir auch oft im Studio und schreiben Sachen.

Wie ist das, unterwegs zu schreiben?
Kommt drauf an. Wir können unterwegs keine fertigen Tracks schreiben, denn dafür brauchen wir ein Studio Set-Up. Meistens arbeiten wir mit Kopfhörern und damit bekommt man auch keinen wirklich guten Mix hin. Also geht es eher darum, Sachen zu skizzieren—Ideen, Grooves, Basslines und so.

Das ist jetzt eure zweite Tour in den USA.
Ja, aber unsere erste richtige und längere Tour.

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Amerika hatte einen ziemlich spektakulären House-Sommer. Disclosure haben verrückterweise sogar im Central Park gespielt. Habt ihr das im Vergleich zum letzten Mal, als ihr hier wart, gespürt?
Schwer zu sagen, denn dieses Mal scheinen die Leute unsere Tracks zu kennen, genauso wie einige Tracks von anderen Leuten, die wir spielen, wie Paul Woolfords „Untitled", der in Europa ein ziemlich großes Ding war. Die Reaktionen waren dieses Mal sehr gut, wahrscheinlich sogar besser als im März. Aber ich weiß nicht, ob der Grund dafür ist, dass wir bekannter geworden sind und mehr Leute unsere Musik kennen.

Denkt ihr die Amerikaner ruinieren Dance-Music? Was habt ihr als Ausländer für eine Meinung zu der elektronischen Musik hierzulande?
Nick: Ich finde das ganz witzig, denn obwohl es eine sehr stark und aggressiv kommerzielle Seite an der ganzen EDM-Sache hier gibt, gibt es noch viele Leute, die wirklich an Underground-Musik interessiert sind. Die Clubs, in denen wir spielen, sind meistens die Clubs, wo Leute hingehen, die ein bisschen mehr über die Musik Bescheid wissen—und wir spielen ja auch eher vor kleinerem Publikum, also gibt es dort einen ziemlich guten Vibe. Du kannst dir aussuchen, ob du dem viel Beachtung schenkst und dich darüber ärgerst, oder du kannst es einfach ignorieren und dich auf deine eigene Sache konzentrieren. Wir versuchen wahrscheinlich Letzteres.
Alfie: Ja, ich denke das ist so. Ich glaube, dass beides in gewisser Weise sehr voneinander getrennt ist. Natürlich ist das das alles elektronische Tanzmusik, aber diese großen EDM-Stars sind mehr eine Popsache und damit eine andere Welt im Vergleich zu der Welt, in der wir uns bewegen. Es gibt gute und schlechte Sachen an dieser Explosion. Leute werden auf Dance-Music aufmerksam und dadurch hofft man natürlich, dass es Leute gibt, die Interesse an der Geschichte der Musik haben und verschiedene Sachen in diesem Spektrum hören.

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Wie sieht es mit den Auswirkungen von EDM auf die Clubkultur als Ganzes aus? Obwohl elektronische Musik explodiert machen große Festivals auf Kosten kleinerer Clubs das große Geld.
Nick: Ich denke, das kommt daher, dass die Leute auf solchen Festivals einfach bombastische Line-Ups erwarten. Die Leute sind da sehr verwöhnt und erwarten einfach, die größten Namen und die größten Underground-Künstler alle bei einer Show zu sehen. Wenn du aber als Veranstalter eine Party in einem Club mit 300 Leuten veranstaltest, dann kannst du dir wahrscheinlich nur leisten neben den Residents einen Act zu buchen, um noch plus minus Null rauszukommen. Das Gleiche passiert in Großbritannien, wo all die mittelgroßen Clubs dicht machen müssen. So Sachen wie Matter, ein Projekt von Fabric, was sie neben dem Million Dome aufgemacht haben und was Platz für ungefähr 2000 Leute hatte, hat nur ungefähr ein Jahr überlebt, bevor es in andere Hände überging. Gleichzeitig sprießen aber kleinere Läden für 200 Leute in angesagteren Gegenden, denen es gut geht.

Welche Größe bevorzugt ihr?
Alfie: Ich finde, das kann man nicht so pauschal sagen. Für uns ist es gut, da ein bisschen Abwechslung drin zu haben. In den größeren Clubs gibt es mehr Spektakel und die Größe des Publikums zu sehen, ist wirklich cool. Aber dann hast du wiederrum nicht so eine Verbindung zum Publikum—du kannst nicht immer beurteilen, welche Tracks besser ankommen und so weiter. Also manchmal ist es schöner in den kleineren Läden zu spielen. Du bekommst die Energie des Publikums zu spüren und spürst die Wertschätzung ein bisschen mehr.
Nick: Ja, die kleinen Clubs sind super, aber du willst nicht jedes Wochenende Gläser ins Gesicht geworfen bekommen, also ist es schön mal eine Pause davon zu bekommen. Andererseits denkt man manchmal genau daran und erinnert sich, wie viel Spaß es macht, in diesen Läden zu spielen.

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Ihr beiden habt vorher schon unter einem anderen Namen als Dusky Musik gemacht, oder?
Alfie: Genau, wir hatten ein Projekt namens Solarity, was einen ausgeprägten Progressive-Sound hatte.
Nick: Also bevor Progressive zu dem wurde, was es heute ist. Das war früher anders. Vor fünf Jahren ging Progressive-House mehr in Richtung Deephouse, aber mit mehr Melodie und auch mit etwas mehr Punch.
Alfie: Und als wir angefangen haben, zusammen zu produzieren, waren das ein paar losere Sachen—Drum'n'Bass, Breakbeat, solche Sachen.

Was ist „Dusk" überhaupt? Ich verwechsle das immer mit „Twilight".
Nick: Das war nur ein glücklicher Zufall.
Alfie: Genau, dass es überhaupt eine Bedeutung hat, ist uns erst nachher aufgefallen, wenn man ehrlich ist. Wir haben uns Dusky ausgedacht und dachten dann: „Oh ja, das ist catchy" und dann sind wir darauf gekommen: „Ach ja, wie Dusk, Solar, Sun".

Was hat Priorität für euch? DJing oder Produzieren?
Nick: Ich hab mit dem DJing angefangen, bevor ich zum Produzieren kam, also denke ich das DJing. Aber um als DJ bekannt zu werden, musst du Tracks produzieren. Ich habe zwar ein paar Sachen hier und da beim Piratenradiosender gemacht, aber um als DJ wirklich bekannt zu werden, musst du Musik schreiben. Also habe ich angefangen mit dem Produzieren und beim Versuch zu produzieren, um ein richtiger DJ zu werden, wurde ich mehr zu einem Produzenten.

Was hattet ihr für Jobs bevor ihr professionelle Musiker wurdet?
Alfie: Ich habe Musik studiert und komponiert. Bevor Dusky größer wurde, habe ich diverse Jobs im Musikgeschäft gemacht, wie Sachen fürs Fernsehen zu komponieren oder ein paar Werbespots und habe Musik unterrichtet. Aber im Laufe der Jahre hatte ich auch diverse kleinere Teilzeitjobs wie Rezeptionist oder irgendwas in der Verwaltung.
Nick: Ich habe alles gemacht, von Arbeit bei der Post bis hin zum Ausliefern von Pizza mit einem Roller. Als ich mit der Uni fertig war, habe ich eine Firma gegründet, die Tierkostüme aus Japan importiert. Schau es dir an, ist ziemlich schwer zu beschreiben—sie heißt kigu. Ich hab das bis Januar noch halbtags mit meinem Partner zusammengemacht. Diese Kostüme sind eine große Sache in Großbritannien. Die Leute tragen die Dinger auf Festivals oder wenn man an einem Sonntag mit einem Kater zusammen rumhängt. Man macht sich dann darüber lustig und kifft oder so.

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Warte—ich bin gerade auf der Website. Das ist großartig! Welche hast du schon getragen?
Naja, ich bin fast zwei Meter groß, also musste ich immer das in Übergröße nehmen und das Einzige, was es da gibt, ist eine Kuh. Also hatte ich immer das an.

Warum kombiniert ihr kigu und Dusky nicht mal irgendwie?
Ich weiß nicht. Ich will die beiden Sachen eigentlich voneinander trennen. Normalerweise erzähle ich niemandem davon, weil das den Eindruck, was ich so mache, ein bisschen trübt.

Wie läuft das Geschäft denn?
Mein Geschäftspartner hält die Sache am Laufen. Wir haben ein paar Angestellte und ein Büro in East London. Also es läuft alles gut, mir gehört auch immer noch die Hälfte.

Also hast du einen guten Plan B?
Genau. Das ist die Sache—ich glaube allerdings eher, Musik ist der Plan B.

Was habt ihr als nächstes geplant?
Alfie: Die nächste Aus EP, die Careless EP, ist nächste Woche draußen und dann sind wir gerade in den letzten Zügen für ein Release, das Ende des Jahres kommen soll. Beziehungsweise haben wir genau heute alles für etwas Neues auf School Records fertiggestellt.

Careless ist bei Aus Music erschienen. Holt euch die EP bei Amazon oder iTunes.