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Die 5 schlimmsten WM-Hymnen, die euch Fußballdeutschland hassen lassen

Wenn sich JBB-Rapper, Ex-Boyband-Sänger oder Matze Knop in Schwarzrotgelb kleiden, wollen wir uns eine Vuvuzela durchs Trommelfell jagen. Da hilft auch Klaas' Anti-Fubaßballhmyne nicht mehr.
Foto: Screenshot von YouTube aus dem Video "WM HYMNE 2018 [Offizieller Jiggy WM Song] - JAY JIGGY (prod. SPOOFY)" von Jay Jiggy

Alle zwei Jahre zur Fußballmeisterschaft heißt es wieder: Ab jetzt wird nicht nur ins Klo, sondern auch ins Mikro erbrochen. Jeder fühlt sich plötzlich dazu berufen, rührende Mitgröhl-Hymnen schreiben zu wollen, die dann die Public Viewings zum Beben bringen soll. In den Texten und dazugehörigen Musikvideos werden dann alle Klischees bedient, die anscheinend jede zünftige Meisterschaft nötig hat. So auch die Fußballweltmeisterschaft 2018. Überall Bier saufende Menschen, die sich optisch nicht entscheiden können, ob sie zum Ballermann oder doch ins Pflegeheim wollen. Gelebter weltoffener Patriotismus (aber bitte nur bis zur Grenze zu den Niederlanden!), Spielernamen-Wissensgewichse und ganz viel Schwarz-Weiß-… Schwarz-Rot-Gelb. Am Allerwichtigsten ist aber vor allem, die Achseln von Bundestrainer Jogi Löw immerzu sanft zu massieren.

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Wir haben uns mal durch alles gegraben, was auf YouTube gerade als WM-Hymne angeboten wird und wurden leider blitzschnell fündig. Hier sind die fünf Songs, die euch ab jetzt extra wütend am Deutschland-Merchstand im Supermarkt vorbeischnauben lassen werden. Es sei denn, ihr steht auf sowas …

KRÄHE – "Ehre wem Ehre gebührt"

Schon im Januar hatten die Brandenburger Krähe ihre "offizielle" WM-Hymne rausgehauen. "Ehre wem Ehre gebührt" [sic!] sollte mit melancholischem Powerpop schon im tiefsten Winter 2017 Bock auf Bier, Fußball und vor allem Deutschland machen. Man wollte wohl probieren, innerhalb des halben Jahres genügend Klicks verirrter Nutzer einzusammeln, um dann pünktlich zur WM relevant zu werden (und unfreiwillig in einem Noisey-Text zu landen). Ins Textbuch wurden für diese "WM-Hymne" dann derart leere Pathos-Phrasen gehaucht, dass sich selbst Böhmermanns Schimpansen schämen würden. Für dessen "Menschen, Leben, Tanzen, Welt" durften die Affen damals ja noch aus platten Tweets und Werbesprüchen auswählen. Das hier klingt, als hätten sie sich stattdessen gleich selbst in den Mund gepinkelt.


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Benjamin Scholz – "Wir werden wieder Meister"

YouTuber Benjamin Scholz beschreibt sich in seiner Kanalinfo damit, dass ihn mal jemand als "Multitalent" bezeichnet hat. Eines seiner Talente ist offensichtlich Schlechte Wortspiele, bewirbt er seinen WM-Song doch damit, ein "Tohrwurm" zu sein. Uiuiui. Zumal das mit dem Ohrwurm keine große Leistung ist, wenn man sich einfach an Ottos "Grund zum Feiern" bedient. Im Video sehen wir sehr viel Deutschland-Merch vom Discounter und unangenehm ekstatisch jubelnde Menschen. Was uns noch mehr ermutigt, beim nächsten Turnier ganz weit weg zu fliegen.

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Jay Jiggy – "WM HYMNE 2018"

Jay Jiggy wurde 2015 durch JuliensBlogBattle bekannt. Anhand dieser kleinen Info könnt ihr euch eigentlich schon denken, wie gut sein WM-Song wohl sein wird. Aber Überraschung! Der kann halt rappen, und die Idee, jeden einzelnen Spieler der deutschen Nationalmannschaft mit Bawrs vorzustellen, ist auch recht nett. Leider wirkt Jiggy wie der eine Kumpel, der wegen FIFA ein Loch in seinen Couchtisch geschlagen hat, am Spieltag weint, wenn seine Mannschaft verloren hat, und bei jedem deutschen Länderspiel für die Nationalhymne aufsteht, um mit geschlossenen Augen mitzusingen. Kurzum: Der Song verkörpert alles, was wir an Fußball zum Kotzen finden. Jiggys dauerndes Spartiaten-"Ahu" in der Hook hätte er sich lieber für den nächsten Toilettengang sparen sollen. Aber irgendwie muss man die Fußball-Bros ja in ihrer Seele treffen – die den Song sicher abfeiern werden, während ihr verloren gegangener Deutschland-Iro im Pissoir einweicht.

Dschinghis Khan & Jay Khan – "Moskau Moskau"

Dschinghis Khan wollen es dieses Jahr wissen. Erst versuchen sie es mit einem eigenen Song namens "We love Football", der genauso klingt wie ihre zwei Hits "Dschinghis Khan" (1979) und "Moskau" (ebenfalls 1979). Weil das Turnier in Russland stattfindet, dort ja auch dieses Moskau liegt und Jay Khan quasi zur Familie gehört, lockt man ihn dann noch zum Remix ins Studio.

Jay, dieser eine von der Boyband US5, zerrt den Schlager-Song nochmal aus seinem Siebziger-Grab. Er prügelt ihm mit billigen Bums-Beats neues Leben ein und seiert dabei mit staatstragender Miene Zeilen wie "Deutschland He, Deutschland Ho, Jogi Go!". Das reicht der Band aber immer noch nicht, also gibt es noch eine russische und eine spanische Version mit jeweils anderen Sängern. Konsequente Ausbeutung, der FIFA gefällt das.

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Matze Knop – "Jogipalöw (Der Jogi-Song)"

Matze Knop wurde dank des popkulturellen Wahnsinns der Neunziger als Supa Richie bekannt. Danach gab er mit Parodien von Franz Beckenbauer oder Jürgen Klopp im Fernsehen einen Grund zum Umschalten. Fußball-Leute nachäffen und stumpf-bescheuerte Musik machen … Warum eigentlich nicht mal diese beiden Talente verbinden? Na bitte, geboren war sein WM-Musikvideo "Jogipalöw". Es reicht dem guten Matze aber nicht, uns mit seinem Dussel-Text und penetranten Nahaufnahmen seiner Grimassen zu quälen, er tut das auch noch zur Melodie von Andreas Gabaliers "Hulapalu". Ein bösartig schlauer Schachzug, der diese Nummer locker zum Partyknaller werden lassen kann. Die Idee mit dem "Jogi-Jogi-Jogi-Jooogi-Löw"-Refrain ist leider so gut, dass auch Andreas Gabalier selbst sie hatte. Um diese leidige Leier-Hook kommen wir diesen Sommer leider nicht drumherum.

Die Anti-Hyme: Klaas & Gloria – "Ich schau Fußball an"

Klaas Heufer-Umlauf ist clever genug, sich nicht von den schwarz-rot-gelben Bengalos blenden zu lassen. Er schickt lieber eine Anti-Hymne ins Rennen. Es ist ein Song für alle, die in den nächsten Wochen mit Unverständnis auf ihre Mitmenschen blicken, die mit aufgerissenen Augen einen Bildschirm anschreien oder eine Parade des Torhüters beklatschen. Mit typischem Gloria-Schwermut besingt Klaas das apathische Alleinsein im bierseligen Freudentaumel. So witzig wie gedacht ist das dann zwar auch nicht, aber immerhin müssen wir diesen Song nur einmal und dann nie wieder hören. Außerdem fasst die Kommentator-Verarsche am Ende genau das zusammen, was die quälenden 90 Minuten eigentlich für viele bedeutet. Langeweile.

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