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Hausbesetzung

Die friedliche Hausbesetzung einer kleinen linken Gruppe reicht in Wien für einen Großeinsatz der Polizei

Samt Hubschrauber und Panzerwagen.
Straßensperre bei der Hausräumung
VICE Staff

In der Neulerchenfelderstraße 35 im 16. Bezirk in Wien wurde am Freitag ein besetztes Haus von der Polizei geräumt. Mehr als 100 Polizistinnen und Polizisten waren am Einsatz beteiligt, die mit Panzerwagen und Unterstützung der Feuerwehr und Rettung vor Ort waren. Ein Hubschrauber hielt die Räumung von oben im Blick.

Verantwortlich für den Einsatz ist eine Gruppe von Aktivistinnen und Aktivisten, die eine ehemalige Druckerei besetzten und versuchten, einen autonomen Ort zu schaffen. Die Nele35, wie das Haus von der Gruppe genannt wird, steht laut der Website der Protestierenden seit einem Jahr leer. Die Gruppe kritisiert die steigenden Mieten und das Fehlen von Treffpunkten in Wien, die frei von Konsumzwang sind.

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Obwohl es sich die Aktivisten und Aktivistinnen seit bereits zweieinhalb Wochen im Haus gemütlich machen, fielen sie erst vor wenigen Tagen auf, als sie Flyer verteilten und zu Kaffee, veganem Kuchen und Gesprächen einluden.

Laut Presseaussendung der LPD Wien hatte die Gruppe keine Lust auf ein Gespräch mit der Polizei. Die Aktivistinnen und Aktivisten waren für eine Stellungnahme bisher nicht erreichbar. Freitagmorgen ordnete die Polizei die Räumung an und gab den Protestierenden 30 Minuten Zeit, freiwillig zu gehen. Sechs der Protestierenden setzten sich daraufhin auf das Dach des Hauses. Die Polizei platzierte ein Sprungkissen vor den Eingang, die Berufsfeuerwehr beförderte die Protestierenden vom Dach.

"Die Häuser denen, die drin wohnen!"

Rund um das Haus wurde von der Polizei eine Totalsperre für Autos und Personen verhängt. Laut Polizei sollte dadurch ein ungestörtes Handeln ihrerseits ermöglicht und die Gefährdung von Zivilpersonen vermieden werden. Einige Anrainer und Anrainerinnen konnten nicht zu ihren Wohnungen. Die Stimmung bei der Räumung war angespannt.

Ungefähr 50 Unterstützerinnen und Unterstützer der Gruppe versammelten sich vor der Straßensperre und riefen immer wieder "Widerstand!" und "Die Häuser denen, die drin wohnen". An einem Fenster von einem Haus nebenan wurde ein Transparent mit der Aufschrift "Solidarität" angebracht. Immer wieder diskutierten einzelne Personen mit der Polizei. "Wir können auch den Wasserwerfer holen und sie runterschießen", sagte einer der Polizeibeamten an der Straßensperre Neulerchenfelderstraße/Kirchstetterngasse in einem Gespräch mit einem Passanten. Zwei Zuschauende mischen sich daraufhin wütend ein und diskutieren mit dem Beamten. Der Einsatz erinnerte an die Räumung der Pizzeria Anarchia, obwohl damals mehr als 1.700 Einsatzkräfte beteiligt waren.

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